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M. K.

Der Rauhe Stein des Anderen

An einem Abend außerhalb der Loge unterhielt ich mich mit einem Bruder. Etwas überheblich über die glückliche Bequemlichkeit der Dummheit klagend, meinte ich, daß diejenigen, die nicht nachdenken, es "leichter" haben. Aber der Bruder entgegnete mir: "Das stimmt nicht, daß sie nicht nachdenken, die stellen sich bloß keine Fragen!" Es steckte für mich viel Wahrheit in dieser Aussage. Ich habe mir im Laufe meines Lebens oft Fragen gestellt, wobei meine Antworten sich mit der Anzahl meiner Lebensjahre verändern. Ich glaube: Nur die Fragen führen uns weiter, und nur fragend und zweifelnd lernen wir unseren "Rauhen Stein" kennen. Wir arbeiten (hoffentlich) täglich an unserem "Rauhen Stein". Allerdings verändert er sich dabei ständig, so daß wir auch oft unterschiedliche bzw. neue Werkzeuge benötigen. Nur:

Nach Konfuzius gibt es zwei Sorten von Menschen: Yi und Li. Li ist nur auf den eigenen Vorteil bedacht. Yi führt Handlungen aus reinem Gewissen aus, sogar, wenn diese keine Aussicht auf Erfolg haben.

Das richtige Werkzeug für den "Rauhen Stein" meines Bruders ist der Spiegel, den ich ihm vorhalte, ohne dabei zu versuchen, ihn zu manipulieren. Den Spiegel auf der einen Seite, die hilfsbereite Hand auf der anderen Seite - so mag ein Bruder dem anderen begegnen! Dabei soll jedem sein Freiraum gelassen werden, wo er selbst entscheiden kann, was er mit seinem Bild in unserem Spiegel anfangen will. "Tolerant" neben dem Bruder zu sitzen und alles zu bejahen, ist für mich keinesfalls der richtige Weg; aber den anderen nach meinem Bilde zu schaffen, auch nicht! Als brüderliche Hilfe auf meinem Weg der Selbstverwirklichung lerne ich den Spiegel vorgehalten zu bekommen. Ein altes serbisches Sprichwort begründet die Problematik in einem Satz:

"Ein Auge kann sich selbst nicht sehen".