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Freimaurerei, Freimaurerlogen, Freimaurer






Geheime Unternehmungen der Freymaurer

von Larudan, London Berlin 1788

Siebendes Capitel



Ehe ich mich zum wahren Unterrichte und Beschreibung der Aufnahme eines Lehrlings, in die Gesellschaft der Freymäurer wende, halte ich es für nöthig, dem Leser erstlich einen kurzen Begrif, sowohl von der Loge als den darzu gehörigen Dienern und Aufwärtern, zu machen.





Die ganze Loge ist wagrecht, und in vier Quartiere eingetheilt.

In dem ersten muß man die erste Thüre, welche die geweyhten Oerter von den unheiligen absondert, bemerken. Sie ist allezeit verschlossen, und wird mit grosser Vorsicht durch zwey Brüder=Diener bewacht. Bey diesem findet sich auf jeder Seite eine Kammer; Man nennet solche die finstern Kammern, weil sie es wirklich sind, wenn man den Neuaufzunehmenden hinein führt, und darinnen läßt.

Das andere Quartier hat eine Thüre ohne Schloß und Wache. Auf beyden Seiten sind 2 Bäder und zwey Kammern, die man verschliessen kann.

Das dritte Quartier enthält das Allerheiligste in sich. Man berathschlaget sich daselbst, nimmt die Mitglieder auf, und beobachtet die gewöhnlichen Ceremonien. An dem Eingange stehen von aussen zwey Brüder=Diener mit ihrem Gewehr, und inwendig ein Lehrling. Der Saal ist groß. An der Mitte zeichnet man mit Kreide verschiedene Sinnbilder, und alle Glieder der Loge setzen sich da herum.





Das letzte Quartier ist den Ergötzlichkeiten der Gesellschaft gewidmet, und verstattet wegen der Grösse und Vortreflichkeit tausend Bequemlichkeiten und Vergnügen. Was hier nächst die Diener oder Aufwärter betrift, so ist folgendes zu merken. Diese Brüder=Diener sind wirkliche Glieder der Gesellschaft, welche denen andern, wenn die Loge gehalten wird, und bey andern Gelegenheiten, so den Orden angehen, aufzuwarten bestellet sind. Man nennet sie Brüder, um die vollkommene Gleichheit, welche die Freymäurer einführen wollen, anzudeuten, zugleich aber auch damit zu zeigen, daß, wenn sie zu geringen Verrichtungen gebraucht werden, solches nicht von einiger Verachtung herrühre, sondern weil die Verrichtungen, so man ihnen aufträget, schlechterdings nothwendig wären.

Nach den ersten Statuten des Ordens soll die Zahl der Diener wenigstens fünf in jeder Loge seyn, zwey, um an der Thüre Wache zu stehen, zwey die Speisen zu besorgen, und einer ist Bote oder Pedell. Doch haben sich auch viele Logen hier immer geändert, daß sie nur einen oder zwey, oder auch wohl gar keinen Diener haben.

Die Stelle zu erlangen, ist es nöthig, daß man von ehrlicher Geburth und Aufführung sey, oder doch zum wenigsten in keinem üblen Ru-





fe bey den Leuten stehe. Ferner, daß man sich nicht allzu jung an Jahren, auch nicht von einer allzu schwachen Gesundheit, und einem gar zu hohen Alter befinde, wie auch einen gelehrigen Verstand, nebst einen angenehmen und bescheidenen Naturelle besitze. Niemand kann sich der Loge selbst anbieten, sondern muß sich diesfalls zu einem Bruder wenden. Wenn der, welchen man vorgeschlagen, tüchtig befunden worden, so bekömmt er den Titel eines Bruders, der die Anwartschaft hat. Und damit man Zeit bekomme, ihn genau erkennen zu lernen, so verschiebt man seine Aufnahme ordentlich 3 Monate, die man das Noviciat des Ordens nennet.

Derjenige, so ein neues Mitglied vorgeschlagen, muß ihm den Entschluß, der entweder seine Zulassung zum Noviciat, oder die Zeit, wie lange es dauern soll, betrift, und den zu seiner Aufnahme bestimmten Tag andeuten. Wenn nun selbiger gekommen, so wird der, so bisher sein Patron gewesen, alsdann sein Pathe, führt ihn in die Loge, und hilft ihm das Ceremoniel recht beobachten.

Wenn sie Beyde an die äusserste Thüre gekommen, so hebt der Pathe die rechte Hand auf, macht mit dem Mittelfinger einen halben Cirkel,





und klopft mit dem Gelenke dreymal an. Jedesmal etwas stärker.

Kaum hat er das letzte mal angeklopft, so machen zwey Wächter die Thüre halb auf, und zeigen sich mit dem bloßen Degen in der Hand. Einer von ihnen fragt den, so angeklopft. Wer seyd ihr? Dieser antwortet nach dem Range, welchen er in der Gesellschaft hat; der Wächter sagt hierauf: Wer ist der andere? Es ist ein Neuaufzunehmender, spricht der Pathe. Was wollt ihr also? sagt der Wächter, und was verlangt der andere? Der Pathe antwortet: Ich muß mich in die Loge begeben, und was den neuanzunehmenden Bruder betrift, so habe ich Befehl, ihn vorzustellen. Ist die Zeit seines Noviciats geendigt? fragt der Wächter: Ja spricht der Pathe. Alsdann gehen sie beyderseits hinein, der Wächter macht die Thüre zu, der Neuaufzunehmende aber bleibt stehen, bis sein Pathe Bericht erstattet, welches folgender gestalt geschiehet.

Er klopft mit dem Gelenke des mittelsten Fingers an die innere Thüre an, welche der Thürsther halb aufmacht, und sagt: Was verlangt ihr Bruder=Diener? Dieser antwortet: ich habe einen Bruder, der in den Orden aufgenommen zu werden wünschet, herge-





führet. Der Thürhüter macht zu, und der Bruder=Diener geht fort, ohne dem Neuaufzunehmenden etwas zu sagen. Hierauf legt der Thürhüter seine Degen kreuzweis, und macht ein gewisses Geräusche, so einen von den Aufsehern, es liegt nichts daran welchen, zu kommen, und zu sehen, was man will, bewegt. Der Thürhüter sagt: Es ist ein Bruder=Diener da, der in den Orden treten will. Dieser giebt sodann dem Meister davon Nachricht, welcher einen andern Bruder den Aufzunehmenden in die finstere Kammer zu führen, und einige Beamte ihn zu examinieren, schicket. Wenn solches Examen vorbey, so kommt sein Führer wieder zu ihm, und bringt ihn sodann in eine Kammer, da er ihn allein läßt, nachdem er die Thüre zugeschlossen. Man giebt sich daselbst Mühe, daß er nicht die geringste Spur eines Sonnenlichts oder eines Gestirnes, oder eine Fackel zu sehen bekömmt, sondern in der tiefsten Finsterniß gleichsam begraben ist, welches wir das finstere Zimmer in der vorigen Beschreibung der Loge genennet haben. An diesem Ort lässet man ihn eine ganze Stunde so voll Gedanken, als man sichs einbilden kann, stehen. Wenn diese Zeit vorbey ist, öfnet man die Thüre, ein Bruder, den die Gesellschaft ausdrücklich abschickt, kommt zu ihm, und schließt sie hinter sich zu. Derjenige, so dieses Amt verwaltet, muß dem Neuaufzunehmenden





unbekannt, uns einer von den Lehrlingen, Gesellen, Meistern, oder Schotten seyn: indessen wird er gemeiniglich unter den Beamten ausgelesen, und ist mehrentheils ein Aufseher, der bey solcher Gelegenheit den Titel des Examinators annimmt. Seine Verrichtung ist 1) den Neuanzunehmenden mit folgenden Worten höflich zu grüssen: Mein werther Freund, ich grüsse euch von Grund des Herzens, habt guten Muth, wie befindet ihr euch? Hierauf muß er, die Antwort des Neuangehenden mag seyn wie sie wollte, ihn bey der Hand nehmen und nochmals ermahnen: guten Muth zu fassen, und Beständigkeit, ohne alle Merkmale der Furcht, zu zeigen. Endlich fügt er hinzu: Mein Freund, hört mich aufmerksam an, ich will einige Fragen an euch thun, seyd so gut und antwortet mit aller möglichen Aufrichtigkeit, und entdeckt mir das Innerste eures Herzens: Wie ist euch Geschlechts= und Taufname? Von was vor Stande, Alter und Religion seyd ihr? Sagt mir euer Vaterland. Hierauf ist der Neuaufzunehmende genau und mit Wahrheit zu antworten verbunden. Endlich sagt der Examinator: Aus was für Absichten seyd ihr hierher gekommen? jener Antwortet: daß man mich zum Bruder=Diener unter den Freymäuern aufnehme. Dieser sagt: Ich wün-





sche, daß dieser Vorsatz eine reiche Quelle von Zufriedenheit, allem ersinnlichen Vergnügen, und dem vollkommensten Glücke seyn möge. Ich werde euch also künftig nicht blos den Namen eines Freundes, sondern eines Bruders, der in unsern Orden treten will, geben. Ehe ich euch aber in die Loge führe, und euch zum Mitgliede unsrer vortreflichen Gesellschaft mache, so muß ich euch eine Nachricht davon geben, und sagen, was das vor Dinge sind, die ihr thun, vermeiden oder suchen sollt: ich muß euch von dem, was in dem Orden angenehm und unangenehm ist, unterrichten: damit ihr, wenn ihr beydes kennet, und nicht Lust habt hineinzutreten, euch mit allen Ehren wieder weg begeben könnt, oder euch, damit ihr, wenn ihr bey dem Vorsatz ein Mitglied zu werden, bestehet, im Voraus wissen könnet, wozu ihr euch anheischig macht, und zu was vor Pflichtten ihr euch verbindet, damit es euch nicht hernach, wenn es geschehen ist, gereuen möge.

Sodann hält er eine lange Rede an den Neuanzunehmenden, worinnen er ihm in prächtigen Worten vorstellt: Die Gesellschaft der Freymäuer sey eine Versammlung großer Män-





ner, deren edle Absicht sey eine großmüthige Empfindung bey dem Elend der Unglücklichen, eine einnehmende Höflichkeit gegen die fremden Brüder, eine allgemeine Zärtlichkeit vor das menschliche Geschlecht, Gehorsam gegen die Obern, die allertiefste Ehrerbietung gegen Gott, Frömmigkeit und Treue bey aller Gelegenheit, und mit einem Worte ein von allen Lastern entferntes Herz zu zeigen. Diese Tugenden fährt er fort, die ich bey allen Menschen wünschen möchte, leuchten in der Aufführung aller Mitglieder unserer Gesellschaft hervor. Es ist aber noch etwas, so die Freymäurer von andern unterscheidet, nemlich ein tiefes und unerforschliches Stillschweigen, von allem, was man bey der Geschellschaft in dem Innern der Loge hört, sieht und thut. So daß es verboten ist, durch Zeichen, Wörter, Kupferstiche oder andere Vorstellungen jemanden, der kein Mitglied des Ordens ist, Nachricht zu geben. Ich muß also lieber Bruder=Diener wissen, ob ihr dieses vollkommene Stillschweigen zu beobachten fest entschlossen seyd? - Ja mein Herr, antwortet der andere, ich bin es fest und unverbrüchlich zu halten entschlossen. Wenn er endlich zum Diener aufgenommen werden soll, so giebt ihm der Examinator von





seinem künftigen Amte, er mag nun Pedell, oder Wächter, oder Thürhüter, Koch, oder Aufwärter werden, Nachricht, und fragt ihn, ob er solches recht beobachten wolle? Nachdem er abermals versichert, daß solches sein Vorsatz sey, so sagt der Examinator: Wenn es denn also wäre, und da jedes Werk seine Lohn verdiene, so könne er versichert seyn, daß er alle Monate einen Lohn, der nach seinen Verdiensten eingerichtet sey, von der Gesellschaft bekommen werde, und fragt ihn zugleich: Ob er mit dem Gelde, das man ihm zahlen würde, vergnügt seyn wolle? Worauf jener Ja antwortet. Aldann sagt der Examinator: Wisset demnach lieber Bruder, daß man nicht in die Loge kommen, oder ein Mitglied der Gesellschaft werden könne, ohne gewissen Cermonien, aus denen dia Aufnahme nothwendig bestehet, sich zu unterwerfen. Wollt ihr euch demnach solchen unterwerfen? Ja, antwortet der andere, ich bin dazu bereitet. Der erstere fährt fort: Aber mein Herr, so bald die Sache angefangen worden, kann man nicht wieder zurücke: werdet ihr wohl genugsamen Muth und Beständigkeit haben? Nachdem der andere Ja geantwortet, sagt der Examinator: Ihr seyd demnach lieber Bruder bereit, mir in allem zu folgen? Ja





mein Herr, antwortet der Neuaufzunehmende nochmals.

Hierauf wird der Neuaufzunehmende etliche Viertelstunden alleine gelassen, damit er sich desto gewisser entschliessen möge. Wenn nun diese Zeit verflossen, fragt der Examinator weiter: Lieber Bruder=Diener beharret ihr noch allemal bey eurem Entschluß? Wenn er nun Ja antwortet, so saget jener ferner: Gehorchet demnach, und beobachtet alles genau, was ich euch heissen werde. Alsdann bekommt der Neuaufzunehmende Befehl, alle sein Metall, sein Geld, seine Schnallen, und sogar seine Nadeln abzulegen. Dieses legt er auf den Tisch, der zu dem Ende in der finstern Kammer, wo solches geschiehet, stehet. Hernach befiehlt man ihm die Schuhe auszuziehen, den Hut und die Perüque, wenn er eine trägt, abzulegen. Endlich muß er die Strümpfe, (so daß er barfuß bleibt) und alle seine Kleider bis aufs Hemde, so er nebst den Hosen anbehält, ausziehen. Nachdem werden ihm die Augen mit einem Bande, so ausdrücklich darzu gemacht ist, verbunden, man legt ihn zum Zeichen der Dienstbarkeit einen Strick um den Hals, und befiehlet ihm das Zeichen der Gefangenschaft anzunehmen, indem er seine Hände faltet, und ihm solche zu dreyen-





malen mit einem Bindfaden kreuzweis beim Puls gebunden hat.

Wenn nun dieses alles geschehen, wird der Neuaufzunehmende nochmals befragt: Ob er bey seiner Entschlüssung verharre? Ja mein Herr, saget er. Worauf die Resolution erfolget: Führe ihn an den Ort, wohin es gebräuchlich ist. So gleich pocht der jüngste Bruder=Diener mit dem Gelenke des mittelsten Fingers an die Thüre; Ein Wächter, den man daselbst als zur Hut gelassen, öfnet solche, und der Neuaufzunehmende wird von dem Bruder=Diener mit dem Stricke, den er um den Hals hat, hinein geführet. Man geht mit ihm zum Bade, dessen Thüre durch einen Bruder=Diener mit blossem Degen bewacht wird. Hier werden ihm erstlich die Füße gewaschen, und mit der Queele, so darzu bereit liegt, abgetrocknet; hernach aber die Hände, Leib und Kopf. Ja man taucht ihn ohne ein Wort dabey zu reden, mit aller Ernsthaftigkeit ins Wasser, so weit es möglich ist, und dann bekomt er ein neu Hemde, und ein Paar neue Hosen, auf Unkosten der Gesellschaft. Hierauf führt man ihn am Stricke, wovon schon gesagt worden, bis an die Thür des Zimmers, worinn man die Loge hält. So bald sie daselbst angelanget sind, befiehlt der ältere dem jüngern Bruder=Diener anzuklopfen. Sol-





ches thut er dreymal an der innern Thür auf die oben beschriebene Art. Ehe und bevor nun diese Loge eröfnet wird, macht man mit Kreide auf dem Fußboden derselben gewisse Figuren, so den Tempel Salomonis entweder ganz oder zum Theil vorstellen. So bald dieß geschehen, und die Fenster und Thüren zugemacht worden, nimmt der Meister der Loge seinen Platz gegen Mittag zwischen einem Lehnstuhl und Sessel, und klopft mit seinem Schlägel auf den Altar und sagt: "Brüder helft mir die Loge öffnen;" da denn augenblicklich sich die Brüder an ihre Stelle begeben, und um die Figur herumtreten. Hierauf wendet sich der Meister zu allen Brüdern, und giebt jeden den Titel der seinem Range und Würde gehöret.

Nachdem alles dieß vollzogen, führen die beyden Brüder=Diener den Neuaufzunehmenden bis an die innere Thüre der Loge, allwo dreymal angeklopft wird. Auf dieses Geräusche öfnet sich die Thüre halb, der Wächter kömmt und fragt, wer anklopft: Wer seyd ihr? der Bruder=Diener antwortet: dieß ist einer, der in die Gesellschaft zu treten Willens, und deshalb will ich meine Schuldigkeit beobachten, den Neuaufzunehmenden der Gesellschaft vorzustellen, und alsdann meine andern Verrichtungen in Acht nehmen. Soches meldet der Thürwächter dem Oberaufseher, welcher





antwortet: Wer ist er? wie nennt sich der Neuaufzunehmende? wo ist er her? was hat er für Qualitäten; hat er einen rechten Beruf; ist die Zeit seines Examens aus? hat er es, wie sichs gehöret, ausgestanden? Wenn nun diese und noch mehre Fragen gendiget, sagt der Oberaufseher zu dem Thürhüter: man lasse denb neuaufzunehmenden Bruder hereintreten.

Hierauf übergiebt ihn sein Gefährte dem Thürhüter, welcher ihn am Stricke, den er um den Hals hat, bis an die Schwelle führet, und die Thüre hinter ihm zumacht. So bald der Neuaufzunehmende an die Thürschwelle gekommen, so bleibt der, so die Wache daselbst hat, ohne einen Schritt zu weichen, stehen, und fährt fort, sie zu bewachen.

Der Meister läßt hierauf den Neuaufzunehmenden mit aller gewöhnlichen Gravität sagen, daß er ihm mit einer vollkommenen Aufrichtigkeit antworten solle. Darauf macht er das Zeichen des Bruder=Dieners ohne Reverenz, und alle gegenwärtige Brüder thun dasselbe, hernach wendet er sich zum Bruder selbst, und nicht zu den übrigen, und sagt mit einem ernsthaften Tone: Neuangehender Bruder=Diener, wollt ihr in den Orden treten? Wenn er solches vom neuen bekräftigt, so setzt der Meister





hinzu: Ihr wolt demnach die Ordnungen und Gesetz des Ordens genau beobachten? der andere verspricht es. Ihr wollt also dessen Geheimnisse unter der Decke der Nacht begraben? fährt der Meister fort. Er versichert es gleichfalls, und der Meister sagt: Wollt ihr euch also zu diesem Stilleschweigen von den Geheimnissen des Ordensm zu dem Meister schuldigen Gehorsam, zu dem Eifer vor das Wohl der Brüder, und zu allen euren übrigen Pflichten durch einen Eid verbinden? Der Neuaufzunehmende beantwortet solches auch mit Ja: da ihm dann der Meister befiehlt mit dem rechten Knie sich auf die Erde nicht weit von der Stufe, auf welcher man nach dem Thore gegen Mitternacht gehet, niederzulassen, und was er ihm vorsagen würde, nachzusprechen. Er legt sodann den Eid, welcher weiter unten folgt, ab, und thut solches, indem er mit dem rechten Knie auf der Erde liegt, das linke aber nur gebogen hat, in der rechten Hand einen Degen, die Spitze in die Höhe gekehrt, den linken Arm aber über die Hand und Finger ausgestrecket hat. Wenn der Eid geendiget ist, so sagt der Meister zu ihm: Stehet auf Bruder=Diener, der bald völlig aufgenommen werden soll. Er thut solches, und stellt sich dem Thore nach Mitternacht gegen über. Der Meister befiehlt ihm nochmals, indem er





ihm den vorigen Titel giebt, die rechte Hand auszustrecken, und die Spitze des Degens in die Höhe zu halten: welches er thut. Sodann sagt der Meister zum ersten Aufseher: Ehrwürdiger erster Aufseher, zeigt dem Bruder=Diener, welchen man völlig aufnehmen wird, wie er gehen soll. Der Aufseher spricht sodann zu ihm: Bruder=Diener, der nun bald völlig aufgenommen werden wird, erlaubt mir, eure Füße zum Gehen einzurichten; und stellt sie ihm in Form eines Winkelmaßes, so daß der linke Fuß den untern Theil, der rechte die Seite bezeichnet. Hernach thun sie einen Tritt auf die Stufe, die nach der Thüre zugeht, und der Aufseher befiehlt dem Bruder=Diener den rechten Fuß in die Höhe zu heben, welchen er auf die Stufen setzt; hernach spricht er: hebt den lenken, und setzt ihn gleichfalls darauf, so daß sie noch ein Winkelmas formiren. Wenn nun selbiger auf der Stufe ist, so befiehlt der Meister dem Aufseher, ihn in die Loge zu führen, welches er durch einen Schlag mit dem Schlegel auf des andern Aufsehers seinen thut. Dieser Schlag ist anstatt desjenigen, welchen man an die Thüre, so nur gezeichnet ist, thun sollte: der andere Aufseher antwortet darauf, und sagt: Was wollt ihr ehrwürdiger erster Aufseher? Er sagt: ich will hinein gehen. Der andre Aufseher fragt ferner: Wer ist der andere?





Der erste Aufseher antwortet: Es ist ein Bruder=Diener, dessen Aufnahme man vollenden will. Worauf jener sagt: Gehet hinein. Der Meister aber spricht zum ersten Aufseher: Ehrwürdiger erster Aufseher, sagt dem Bruder=Diener, welcher aufgenommen werden soll, daß es nicht erlaubt sey, mit verbundenen Augen in die Loge zu gehen, und fragt ihn, ob er sie frey haben wolle? Der Aufseher spricht demnach zu ihm: Die Finsterniß vergeht in der dreymal ehrwürdigen Loge, sie ist ganz von dem Scheine eines ausserordentlichen Lichts angefüllt. Wollt ihr also, Bruder, dieses Licht sehen, welches ihr ganz neu und vortreflich finden werdet? Es ist leicht zu erachten, daß der Neuaufgenommene ein großes Verlangen darnach bezeigen werde.

Sodann tritt der andere Aufseher hinzu, ihm die Binde, womit ihm die Augen zugebunden, abznehmen, und zu gleicher Zeit sagt der erste Aufseher zum Neuaufgenommenen: Gebt mir euren Degen, ihr habt nunmehro alle Schwierigkeit überstiegen, und seyd in die dreymal ehrwürdige Loge aufgenommen: so daß der neue Mitbruder, so bald er die Binde losgeworden, sich ohne Degen sieht; alle andere Diener machen mit der rechten Hand das Zeichen des Bruder=





Dieners, und mit der andern drohen sie dem neuen Bruder mit ihrem Degen, dessen Spitze sie ihm vorhalten.

Der erste Aufseher, so sich mitten an der Figur des Bodens befindet, und den Degen des Neuaufzunehmenden zu sich nimmt, hält ihm solchen gleichfalls mit der linken Hand vor, indem er mit der rechten das Zeichen des Bruder=Dieners macht. Alle stehen überaus ernsthaft und unbeweglich in dieser Positur, bis nach Verlauf einiger Minuten der Meister einen Schlag mit den Hammer gethan, und gesagt: Bruder es ist genug. Auf diesen Befehl nehmen alle ihren Platz um die Figur des Bodens ein, und machen das Zeichen des Bruder=Dieners. Wenn nun die Brüder alle um die Figur des Bodens herum stehen, und das Zeichen des Bruder=Dieners machen, so setzt man voraus, daß der Neuaufzunehmende noch an der Treppe der Thüre ist, und seine Füße in Form eines Winkelmaßes hält. Der Meister sagt hierauf zu dem ersten Aufseher: Ehrwürdiger erster Aufseher, führt den Bruder=Diener, der bald vollkommen seyn wird, in die Loge, und bringt ihm auf die bey solchem Fall gewöhnliche Art zu mir. Der Aufseher spricht zu dem Neuaufzunehmenden: Bruder=Diener macht einen Schritt. Dieses thut er, indem er, erst den rechten, sodann den linken





Fuß fortsetzt, und auf die oben gezeigte Art ein Winkelmaß formiret. Er befindet sich sodann zwischen der Thüre und der Treppe, so nach der Gallerie gehet, und wendet das Gesicht gegen Abend, indem er die Füße immer nach Art des Winkelmaßes setzt, mit einem andern Schritt kommt er zu der Figur, so die finstere Kammer gegen Abend vorstellt. Ferner wendet er das Gesicht gegen Morgen, und kömmt mit einem andern Schritte auf die Treppe, so zur Gallerie führt. Endlich macht er einen andern zur Gallerie selbst, und fünf schritte um die fünf Säulen, welche daselbst gezeichnet sind. Er wendet hierauf das Gesichte gegen Morgen, und macht einen Schritt nach der Figur des Bades, hierauf richtet er es gegen Abend; und tritt auf die Säule, so ausserhalb des langen Ganges gezeichnet ist, endlich geht er gerade vor sich bis zur Treppe, so zur Thür des Temoels Salomons führet, und zu welcher er nur noch einen Schritt hat: Er kommt mit einem andern zur Weltkugel; sodann zu einem Gebäude, über welchem man einen hellleuchtenden Stern sieht. Aldann befindet er sich dem Meister der Logen gegen über, welcher zum ersten Aufseher sagt: Ehrwürdiger erster Aufseher, nehmt den Bruder=Diener, der bald vollkommen seyn wird, den Strick vom Halse, ich glaube, daß es Zeit ist, und laßt ihn in meinen Händen.