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Freimaurerei, Freimaurerlogen, Freimaurer






Geheime Unternehmungen der Freymaurer

von Larudan, London Berlin 1788

Achtes Capitel



Wenn nun alle diese bis daher erwehnte Ceremonien mit dem Neuaufzunehmenden vollzogen sind, so befiehlt der Meister diesem Bruder=Diener, der nun bald vollkommen seyn wird, folgendes: Setzt das rechte Knie auf einen Sessel, das andere aber so, daß es einen rechten Winkel machet. Leget eure rechte Hand auf die Bibel, streckt die linke aus, und wiederholt den Eid, den ihr zuvor abgeleget, von Wort zu Wort, der also lautet:

"O Gott, großer Baumeister der Welt, der du alle Dinge durch deine unumschränkte Macht erschaffen hast, und dessen unendliche Weisheit sich in die schöne Ordnung, die sie zusammen hält, gesetzt; Der du den Menschen ein lehrbegieriges Herz gegeben, und in solchen den Saamen von allerley Tugenden ausgestreuet, daß sie in ihrem Wandel Früchte des Verstandes und der Frömmigkeit hervorbringen möchten: Der du endlich ihnen die Nothwendigkeit gesellig zu leben, eingepflanzet hast, sey du jetzt durch





deine Gnade mitten unter uns, und verleihe mir N. N. die besondern Gaben und Geschenke, die diese Neigung zum geselligen Leben unterhalten können, damit ich auf solche Art die Verrichtungen, Handlungen, und die Schuldigkeit, wozu ich mich anjetzt verbinde, indem ich deine Güte und Hülfe anrufe, erfüllen möge. Ich verspreche demnach, und schwöre dir o Gott, und gelobe der vortrefflichen Gesellschaft der Freymäurer, in deren Namen sie in dieser Loge zusammen gekommen ist, die Geheimnisse, Zeichen, Griffe, Worte, Lehren und Gebräuche derselben, sie mögen in oder ausserhalb der Logen üblich seyn, niemals einen Unheiligen zu entdecken. Vielmehr will ich ein tiefes Stillschweigen mit dem Munde, der Feder, mit Zeichen und Gebärden, beobachten, so, daß ich mich weder Sprachen, noch Zeichen, noch Sinnbilder, sie mögen bekannt seyn oder nicht bekannt seyn, weder im Reden und Drucken, noch im Schreiben oder Graben in Steine, Pflanzen und Matalle bediene. Mit einem Worte, ich verspreche weder mittelbar, noch unmittelbar Ursache zu seyn, daß eines von den Geheimnissen der Gesellschaft, so man mir jetzo oder in folgenden Zeiten anvertrauen wird, kund und ruchbar werde. Ich verbinde mich dazu bey der Strafe, welcher ich mich, wenn ich nicht Wort halte, unterwerfe, nämlich, daß man mir die Lippen mit einem glühenden Eisen ab-





brenne, die Hand abhaue, die Zunge ausreiße, und endlich meinen Körper in einer Loge der Freymäurer, während der Ceremonie der Aufnahme der Brüder=Diener zur ewigen Schande meiner Untreue und zum Schrecken der Uebrigen aufhenke, wenn aber die Gesellschaft geendigt ist, ihn verbrenne, und die Asche den vornehmsten Logen zuschicke, damit sie die andern Brüder sehen, und sich entsetzen, endlich aber sie in die Luft streuen und vertilgen, bey allen Brüdern aber, ein erschreckliches Andenken meiner Verrätherey übrig bleie. Gott helfe mir und sein heiliges Evangelium."

Hierauf küßt der Neuaufzunehmende die Bibel, wenn er vor dem Altar auf den Knieen liegt, und die rechte Hand auf dieselbe gelegt hat: ist er aber anderswo unter den Aufsehern, so streckt er die Hände nach Mitternacht, und hebt sie mit dem Kopfe gerade in die Höhe. Endlich spricht er die übrigen Worte des Eides nach:

"O Gott, großer Erbauer der Welt, ich rufe dich an, und schwöre dir, und gelobe der vortreflichen Gesellschaft der Freymäurer, in deren Namen sie hier in dieser Loge versammlet ist, daß ich die Geheimnisse, so man mir heute oder künftig anvertrauen wird, allen denen, so ich nach einer scharfen Untersuchung vor wahre Brüder er-





kennen werde, anvertrauen, sie, wenn sie unwissend unterrichten, oder wenn sie weise sind, um ihren Unterricht bitten will, so, daß ich niemals einen andern Bruder, es sey unter was vor einem Vorwande es wolle, daß ich ein Bruder sey, zu bekennen mich entbrechen werde. Indessen will ich mich durch Zeichen, Griffe und Worte entdecken, so daß die Zeichen und Griffe blos in Gebärden bestehen sollen: die Worte will ich blos mit dem Munde vorbringen, ohne daß es auf einige Weise erlaubt sey, etwas, so diese Geheimnisse der Gesellschaft offenbaren könne, zu schreiben, zu drucken oder zu stechen. Gott helfe mir und sein heiliges Evangelium."

Sodann küsset der Aufzunehmende die Bibel, oder streckt die Hände, wie wir oben erzählet haben, aus. Endlich fährt er fort, die letzte Eidesformel in folgenden Worten herzusagen:

"O Gott, großer Erbauer der Welt, ich rufe dich an, schwöre dir, und gelobe der vortreflichen Gesellschaft der Freymäurer, in deren Namen sie hier versammlet ist, den armen Brüdern, sie mögen fremde, oder von meiner Nation seyn, in ihrem Elend nach allen meinen Vermögen beyzustehen, sie mit brüderlicher Liebe aufzunehmen, sie zum Meister der Loge, den Beamten der Gesellschaft, zu den Brüdern und zur





Versammlung selbst zu führen, damit sie bey ihnen die gewünschte Hülfe finden mögen. Gott helfe mir und sein heiliges Evangelium.

Hier wiederholen sie die Ceremonie die Bibel zu küssen, oder die Hände, wie wir oben angemerkt, in die Höhe zu heben. Dieses dreymalige Absetzen in dem Eide nennt man die drey Zeiten des Sacraments.

Sobald nun auch diese Ceremonie geendet, ruft der Meister dem Schatzmeister und sagt zu ihm: Ehrwürdiger Schatzmeister, bringt dem neuen Bruder, welchen wir jetzt aufgenommen haben, die gewöhnlichen Geschenke der Gesellschaft. Dieser steht auf, nimmt das Schurzfell und die Männer=Handschuhe, die er auf einen Tische, oder in einem Korbe in Bereitschaft hat, und bringt sie ihm mit ausgestreckten Armen, nahet sich dem Neuaufgenommenen, macht dem Meister eine Verbeugung, und des Bruder=Dieners Zeichen. Hernach sagt er zu jenem: Bruder=Diener, der ihr anjetzt vollkommen seyd, nehmt das euch zugehörige Schurzfell, und legt es wie sichs gebühret, an. Indem der Schatzmeister diese Worte sagt, bindet er das Schurzfell dem Neuaufgenommenen selber vor, so daß der Knoten auf den Rücken kömmt, und





spricht: Bruder=Diener, wisset, daß Könige, Fürsten, Potentaten und große Herren, in der Welt dieses Schurzfell zu tragen wünschen, und es doch nicht haben können, wo es ihnen der Orden nicht gestattet. Schämet euch deshalben der Bemühung und Unterwerfung, wozu ihr euch verbindet, nicht, denn die großen wollten gerne allein arbeiten. Was uns betrifft, so sind unsere Werke vor den Augen der Unheiligen unbekannt, ihr werdet sie mit der Zeit erfahren. Hierauf giebt er ihm die Männer=Handschuhe, und sagt zu ihm: Bruder=Diener ziehet die Handschuhe, welche ich euch gebe, als ein Zeichen der guten Absicht, der Ehrbarkeit, und einer vollkommenen Verschwiegenheit an. Nachdem er solches gethan, macht jener das Zeichen des Bruder=Dieners, und die Verbeugung, und nimmt seinen rechten Platz bey der Figur wieder ein.

Sodann sagt der Meister zum Neuaufgenommen: Bruder=Diener,der nunmehr vollkommen ist, nachdem ihr alle Ceremonien so die vortrefliche Gesellschaft verordnet, genau und standhaft beobachtet, so ist es an der Zeit, daß ich euch die Geheimnisse derselben, in so weit sie für eure Classe gehören, entdecke.





Wir haben erstlich besondere Zeichen, Griffe und Wörter, woran die Brüder=Diener sich einander kennen, und von den Unheiligen unterscheiden können. Hierauf zeiget und saget er dem Neuaufgenommenen dieselben klar und deutlich, und befiehlt ihm, solche bey sich und mit denen Bruder=Dienern, so gegen Mittag und Abend bis an die Aufseher stehen, nachzumachen. Endlich sagt der Meister: Neuer Bruder=Diener kommt zu mir her! Und wenn er solches gethan, spricht der Meister: Ihr habt bey eurer Ankunft viele Figuren auf dem Boden gesehen, und da deren noch viele sind, die ihr nicht wahrgenommen, so ist es nöthig, daß ich sie euch erkläre. Er befiehlt ihm also, sich gegen Morgen zu wenden, und daselbst ein gemahltes Joch, das Zeichen der Unterwerfung und des Gehorsams zu betrachten. Gegen Abend stellen zwey über einander kreuzweis gelegte, und gemahlte Degen dem neuen Mitbruder Muth und die Gewalt, mit welcher er die ihm aufgetragenen Sachen ausführen soll, vor. Hernach kommt eine Kugel nebst einem Hebel, der durch seinen Gebrauch schwere Lasten in die Höhe zu heben andeutet, daß die Gesellschaft sehr schwere Dinge verordne, die eine große Bemühung erfordern. Zur Rechten der Kugel sieht man einen Wagen, Steine zu fahren, welches bedeutet, daß die Logen einander von, was





sie vorteilhaftes haben, Bericht erstatten, und alles Gute gemein haben sollen. Endlich bemerket man zur Rechten des Gebäudes eine Wage, das Zeichen der Gleichheit unter den Brüdern, und wie sie auf Dinge von Wichtigkeit Achtung geben sollen. Ein zur Linken gemahlter Zepter bezeichnet das Ansehen, die Macht und das Regiment der Gesellschaft, hernach die Vollziehung desjenigen, so auf dem Boden gemahlt ist. Das sind die Erklärungen der Figuren, so der Meister macht. Sie sind indessen vieler anderer fähig, und können noch mehrere Bedeutungen haben. Allein man sagt nicht auf das erste mal alle verborgene Absichten des Ordens, ja nicht einmal alle Geheimnisse der Brüder=Diener. Und wie bereits angemerket worden, der erste und andere Aufseher unterrichten hernach die Brüder=Diener nach und nach. Indessen nimmt der Meister die Erklärung der übrigen Figuren des Bodens, über welchen der neue Bruder gegangen, wieder vor.

Der Neuaufzunehmende hatte vor der Treppe, so nach der Thüre führet, seine Füße in Form eines Winkelmaßes stellen, und jeden Schritt auf diese Art thun müssen. Diese Gewohnheit bedeutet, daß er in allem, was die Gesellschaft angehet, ordentlich, gerecht, geschickt, und manierlich handeln müsse. Die andern Anwesen-





den machen das Zeichen des Bruder=Dieners, das geheime Stillschweigen, und die vollkommene Eintracht, so unter denen verschiedenen Classen des Ordens herrschen soll, anzudeuten. Er kömmt endlich auf die erste Stufe, wo man ihm den Degen abnimmt, und das Licht wieder sehen läßt. Dieses bedeutet, daß der neuangehende Bruder, wenn er zuerst in die Loge kömmt, von seiner Blindheit in vielen Stücken geheilet worden, welche man ihm nach und nach entdecket, und die die Ruhe des Gemüthes, das allgemeine Wohl der Gesellschaft, und die Pflichten eines guten Bürgers betreffen Die Ceremonie, den Degen abzulegen, gründet sich darauf, daß alle Schwierigkeit, so bald man da nichts als Friede, Ruhe und ein allgemeines und vollkommenes Vertrauen untereinander antreffe. Endlich thut der Candidat einen andern Schritt in Form eines Winkelmaßes nach der finstern Kammer, wo man glaubet, daß er seine Blindheit vollends verliere Wenn er hernach auf die Treppe der Gallerie selbst gekommen, so gelanget er an den Ort, wo der Boden wie ein Estrich von kleinen schwarzen und weissen Steinen gemahlet ist. Sodann trift er fünf Säulen an, über welche er gehet, die die fünf Cassen des Ordens, so oben erwehnet, bedeuten. Noch weiter findet er, wenn er sich gegen Morgen wendet, ein Bad, wo man





glaubt, daß er den noch übrigen Unflath der Unheiligen ablege, um sich zum Eintritt in den Tempel geschickter zu machen. Ehe er dahin kommt, findet er eine Säule, so man der Bruder=Diener ihre nennt, indem man sie als den Grund ihrer Würde ansieht. Wenn er über diese Säule weg ist, so findet er eine Steige, so nach dem Tempel Salomons führet, welches das Gebäude ist, so die Freymäurer allegorisch aufzubauen vorgegen. Ist er über diesen Tempel hinaus, kommt er an die Weltkugel so den Erdkreiß bedeutet: Indem die Freymäurer, wenn sie ihr allegorisches Gebäude vollendet, das ist, wenn sie ihren Endzweck erlanget, Meister und Herren der ganzen Welt werden sollen. Über dem Globo findet man ein Gebäude, auf welchem ein hellglänzender Stern zwischen Sonne und Mond stehet. Dieses nennen sie den Pallast der Ehre, der Freiyheit und Gleichheit, welcher durch das schimmernde Licht der drey Gestirne, die Natur, die Religion und Stärke, deren Licht und Gewalt den grossen Endzweck der Freymäurer unterhält, bedeutet.

Nachdem die Figuren des Fußbodens erkläret worden, so macht der Meister die Auslegung der Zeichen, so die Brüder am Halse haben, des Schurzfells, welches zwar alle, aber nicht aus einerley Ursache tragen, des Strickes, welchen der





Neuangehende um den Hals hat, der Binde, damit man ihm die Augen zubindet, und endlich der Knoten, womit man ihm die Hände bestrickt. Alle Brüder tragen demnach eine symbolische Figur an einer blauen seidenen Schnur am Halse, die bloßen Meister, Gesellen oder Lehrlinge nur die, so der Loge, worinnen sie sind, oder von der sie Mitglieder sind, wenn sie sich von ungefähr als Visitatores daselbst befinden, eigen ist. Diese letzte Gewohnheit soll die Aehnlichkeit der Ceremonien, die Einigkeit der Gemüther, zugleich aber, aus welcher Loge ein Bruder ist, andeuten. Die Beamten tragen eine von den Figuren, so auf dem Boden gezeichnet sind, um die Macht zu befehlen, die sie, wenn es nöthig ist, haben, anzuzeigen. Die vornehmsten Mitglieder haben die Waage, die Trommel und den Schlägel zum Zeichen der obersten Gewalt, die Brüder in Ordnung zu halten, sie zu versammelen, und die Güter der Gesellschaft unter sie zu theilen. Die pergamentene Trommel des Meisters der Loge, und die Degen der beyden Aufseher bedeuten, daß die Befehle des erstern vor die Brüder=Diener und alle andere eben das, was der Klang der Trommel für die Soldaten ist, seyn sollen, und daß sie ihm also einen vollkommenen Gehorsam erweisen sollen. Die Degen der Aufseher deuten an, daß man ihren Willen auch mit Gewalt,





wenn man nicht anders kann, vollziehen solle. Das Schurzfell der Brüder betreffend, so ist es nach ihrer Würde, wie wir bereits angemerkt haben, unterschieden. Es ist in allen Logen einerley. Der Meister der Loge verändert es allein nach dem Unterschiede der Gesellschaften; so, daß er bey der Aufnahme der Brüder=Diener eines von einer gewissen Art trägt, und andere, wenn er die Loge der Lehrlinge, Gesellen, Meister, oder Schotten hält, vorthut. Man ändert gleichergestalt das Schurzfell, so man die Decke des Altars und in das Innerste der Figur hängt. Bey der Aufnahme eines Bruder=Dieners trägt der Meister ein Schurzfell, darauf der Trommelklöppel gemahlt ist, welcher einen Befehl, den er den Brüdern wirklich gegeben, andeutet. Dasjenige aber, so alsdenn an den Altar gehenkt wird, stellt eine von den Figuren des Bodens, so auf die Wahl derer, so es sticken, ankommt, vor, und es ist gleichsam nur das Zeichen der Würde derer, für welche man die Loge hält, oder die solche ausmachen. Der Strick, welchen der Neuangehende um den Hals hat, und woran er erst durch den Bruder=Diener, hernach durch den Thürhüter, und endlich durch den Aufseher, geführt wird, ist ein Sinnbild der knechtischen Unterwerfung eines Unheiligen, unter die Vorurtheile der Natur, des Aberglaubens, und der Gewalt, davon der elendiglich hin





und her getrieben wird, und von denen er sich nicht anders, als durch den Eintritt in den Orden befreyen kann. Die drey Knoten, womit man ihm die Hände bindet, haben eben die Bedeutung.

Die Binde, womit man dem neuangehenden Diener die Augen verbindet, muß von schwarzer Seide, ungefähr vier Finger breit und drey Ellen lang, am Ende jeder Elle aber eine Figur gestickt seyn. Die erste von diesen muß weiß, die andere, so gleichfalls eine Elle davon ist, roth, die dritte in gleicher Entfernung grün, und die vierte am Ende der Binde, wie die an dem untern Ende, weiß seyn. Diese Binde gehet dreymal um das Haupt, und wird im Nacken zugeknüpft.

Diese Figur bedeuten die Gerechtikeit und Billigkeit, mit welcher ein Freymäurer die Gewalt auch sogar mit Daransetzung seines und anderer Leute Blut anwendet, um sich den Frieden, die Freyheit und Gleichheit künftig zu verschaffen; welches für den vornehmsten Endzweck der Gesellschaft gehalten wird.

Nachdem der Meister eine weitläufige Auslegung von allen diesen Dingen gemacht, so wendet sich der Redner der Loge auf Befehl des Mei-





sters: Ehrwürdiger Redner redet, zu dem neuen Bruder, befiehlt ihm den Platz, welchen man für ihn bereitet, einzunehmen, welches er, nachdem ihm der erste Aufseher solchen angewiesen, beobachtet. Bisher hatte er den meister gegen über gestanden, nunmehro aber stellet er sich nicht gleich neben ihn, sondern neben die Beamten der Loge, so zur Rechten sind. Nachdem hierauf der Redner das Zeichen des Bruder=Dieners, und die Verbeugung gemacht, hält er eine Rede, worauf er sich, wie leicht zu erachten, vorbereitet hat. Ich könnte hier einige Exempel, um einen Begrif der Endzückung der Freymäurer zu machen, anführen; es wird aber eins genug sein, um davon auf alle anderen zu schließen.

Rede, so in einer Versammlung der Freymäurer bey der Aufnahme eines Lehrlings gehalten worden.

Habt guten Muth, liebe Brüder, erfreuet euch, singet Triumphlieder, und verbannet alle Unruhe. Die Finsterniß ist vertrieben, die Berge, die Hügel und Flüsse sind überstiegen und vorbey; Eine angenehme Ebene und die bezauberten Gärten des irdischen Paradieses sind unser Aufenthalt. Hier ist keine Schlange und keine Frau, so uns verführen könnte. Hier kommen die Finsterniß und das Licht in einer wunderba-





ren Vereinigung zusammen, unsern Orden groß zu machen. Der da ist, der war und seyn wird, vollführet seinen Weg in gerader Linie im Cirkel und in die Quere, wie ein Pfeil, ein Gestirn, oder ein fliegender Drache. Er ist der, uns uns liebkoset, verwundet und heilet. Was unten ist, ist eben das was oben ist, und was oben ist, ist eben das, was unten ist. Er wird einerley Wunder durch das Winkelmaaß und dem Cirkel auf einer Kugel, und in der Finsterniß durch das Licht, thun: Nicht zwar durch das Licht der Sonne, der Sterne, des Tages oder der Kerzen, sondern duch die Hülfe eines unsichtbaren Lichts, welches blaß und schwach scheinet, ob es schon Kraft und Stärke hat. Dieses Licht ist des Diogenes Laterne, und wir selbst sind die Fackeln dieser Leuchte. Ist euer Herz nicht entzündet, merket ihr nicht, daß es dermaßen erleuchtet sey, als ob es lauter Licht wäre. Habt ihr nicht den mächtigen Geist, der, ob er schon ruhig ist, dennoch droht, mit dem Schlägel pocht in einem Buche ließt, sich unterwirft, fortgeht, und in das Allerheiligste hinein tritt? Seine fünf Stützen machen nur eine einzige aus: sie ist eckigt, rund, drey und viereckigt. Die Welt wird untergehen, ihre Bruchstücken aber werden uns rühren, ohne uns zu erschrecken. Die Verblendung ist vergangen, die Nachteule getödtet, das Licht wird den Löwen zu Boden schlagen, und un-





terdessen doch durch den Löwen zerstöret werden. Der Fuchs wird umkommen, und der, welcher ihn tödten wird, wird ein Fuchs seyn. Der Affe wird ebenfalls duch seines gleichen gefällt werden. Diese Wunder werden auf dem Musivischen Esterich durch das Musivische Estrich selbst gesehen. Die fünf Ordnungen, die Toscanische, die Dorische, die Ionische, die Corintische, und die zusammen gesetzte, werden künftig einerley und einander gleich seyn. Schweigt, redet, schweigt: Nein, ja, ganz und gar nicht. Der große Erbauer der Welt gebe euch das Baugeräthe, die Geschicklichkeit, die Gelegenheit und die Zeit zum Baue. Wir wollen uns mit unserm Vorsatze, unsern Kleidern und Hemden umgürten. Amen, Amen. Wir wollen die Welt mit einem Hebel von ihrer Stelle bewegen. Wohin? In die Gärten von Engeddi. Aus was fur Ursachen: Um sie in der Waage zu wägen. Was wollen wir endlich machen? Wir wollen sie so theilen, daß die Linie, die Oberfläche, und der Körper selbst, in geraden Winkel, seyn. Amen, Amen. Durch R. durch N. und F. ) *) Amen, Amen.

Neuaufgenommene Brüder, ich bitte, verzeihet mir. Der Geist, dessen Hauch mir meine Re-




*) Das ist durch die Religion, durch die Natur, durch die Force.



de eingeblasen, hat sich der Räthsel bedient. Ich will sie erklären. Amen, Amen.

Nachdem der Redner seine Rede geendiget, so wendet sich der Meister zu dem Neuaufzunehmenden, und sagt: Lieber Bruder=Diener, ich habe euch alles, was von unsern Gebräuchen offenbaret werden konnte, entdeckt. Jetzo will ich in wenigen Worten dasjenige, so ihr zu beobachten habt, und die Vortheile, so der Lohn dafür seyn werden, erklären.

Nach dieser Vorrede sagt der Meister, daß selbst der Name des Bruder=Dieners genugsam anzeige, daß der, so ihn führet, die Nothdurft und das Vergnügen des Ordens willig befördern, und die Befehle der Loge, des Meisters, und der andern Beamten, ja selbst eines jeden Bruders beobachten müsse. Indessen müsse das, was man von ihm fordert, zum gemeinen Nutzen und Vortheile der Loge gereichen: denn ein Bruder=Diener sey nicht verbunden, allen Befehlen eines andern Bruders, als ob er sein besonderer Diener und Aufwärter wäre zu folgen. Er dürfe solches nur in der Loge, und in dem, was dazu gehöre, thun, dergleichen die Verrichtungen sind, die er bey der Aufnahme seiner Mitbrüder, wie wir gesehen, zu verwalten hat; die Sorge, alles zu reinigen und auszukehren,





was an den Tagen der Versammlung rein und sauber seyn muß; die Bäder mit frischem und reinem Wasser zu füllen: die Küche, und was zum Schmause gehöret, zu bestellen; den Vorrath und das Geräthe zu besorgen; auf die Körbe, womit man die Möblen des Ordens legt, Acht zu haben; die Thüre auf= und zu zu machen, daselbst Wache zu stehen, und alle Unheilige abzuhalten, den Tisch zu decken und abzuräumen, und den Brüdern, wenn sie beysammen sind, aufzuwarten. Diese und andere dergleichen Forderungen geschehen in der Loge. Ausser derselben werden die Brüder=Diener als Boten gebraucht, daß wenn was neues und merkwürdiges vorfällt, der Meister, oder ein anderer Bruder, es so gleich einem Bruder=Diener, der den Namen eines Pedells führet, aufträgt. Man thut dieses so oft, als die Loge außerordentlich gehalten wird. Denn alsdann ist seine Schuldigkeit, vom Hause zu Hause zu gehen, und jeden Bruder einzuladen, sich dabey einzufinden, und was ihm aufgetragen worden, auszurichten. Dieses geschieht ferner, wennn er vor die Mitglieder, so in Noth sind, und vor die man, wie wir im folgenden zeigen wollen, Geld sammlen muß, solches zusammen legen läßt.

Was die Vortheile, so die Brüder=Diener betrift, anbelanget, so haben sie ausser der Ehre,





Mitglieder des Ordens zu seyn, einen Gehalt, so alle Monate voraus bezahlt wird. Es ist solcher nach dem Orte, dem Lande, der Zahl, und dem Vermögen der Brüder aus denen die Loge besteht, ganz unterschieden. In England hat ein Bruder=Diener monatlich eine Guinee, in Deutschland einen Dukaten, in Frankreich einen halben Louisd'or, in Holland einen Gulden und noch weniger. In Italien bekommen sie ausser der Besoldung allen alten Hausrath der Loge, wenn er nicht mehr gebraucht, und neuer angeschaft wird. Dergleichen sind die Schurzfelle, die Quehlen, Stühle, Tische, die übrigen Stücken Licht, und der Rest der Speisen, das Küchengeschirr, und andere dergleichen Dinge. Alles wird unter sie in gleiche Theile ausgetheilet.

Wenn die weitläufige Nachricht, so der Bruder=Diener von allen diesen Dingen bekömmt, zu Ende ist, so schliesset man endlich, und sagt ihm, daß er nach den Gebräuchen, Gesetzen und Ordnungen der Gesellschaft wirklich aufgenommen sey. Der Meister klopfet demnach dreymal mit dem Schlägel auf dem Altar, macht das Zeichen des Bruder=Dieners und das Compliment und sagt: Hochehrwürdiger Großmeister des Ordens, Hochehrwürdiger oberster Protector, Hochehrwürdiger Oberaufseher, Hochehrwürdiger oberster Secretair





des Ordens, Hochehrwürdiger Großmeister, Protector, Aufseher und Secretair der Nation N. N (hier nennt man den neuen Bruder) ist als Bruder=Diener Koch, nach den Satzungen des Ordens unter die Freymäurer aufgenommen worden.

Dieser Schluß der Aufnahme wird durch den ersten und andern Aufseher nebst denen Schlägen des Hammers, und allen den Gebräuchen, davon wir sattsam geredet, von Wort zu Wort wiederholet. Hierauf verläßt der Secretair seinen Platz abermals, und tritt zum Altar, worauf er das Buch, so die Namen der Brüder enthält, legt, und diese Worte hin schreibt: "und ist auf durch die Gesetze verordnete Art aufgenommen worden." Dieses wird gleich zu den Worten, welche der Sekretair wie oben gedacht, da der Neuaufzunehmende dem Meister noch gegen über stand, "daß nämlich der und der sich gemeldet, um in den Orden aufgenommen zu werden." hinzugethan.

Wenn der Scretair solches verrichtet, so klopft der Meister noch dreymal mit dem Schlägel auf dem Altar, macht das Zeichen des Bruder=Dieners und die Verbeugung und sagt zum ersten Aufseher "Ehrwürdiger erster Aufseher, da die Aufnahme des Bruder=Dieners geendigt ist,





so führet ihn aus der Loge" dieser (nach der Gewohnheit des Ordens, so auch sonst nicht unbekannt ist) trägt es seinem Collegen auf, welcher nachdem er dreymal mit dem Schlägel angeklopft, das Zeichen und Compliment macht, sich auf die Seite des neuen Bruders wendet, und zu ihm sagt: "Bruder=Diener kommt her," und wenn er es gethan, stellt er ihn mitten auf die Linie des Vierecks, und sagt zu ihm: "Bruder=Diener, macht allen Brüdern das Zeichen des Bruder=Dieners und die Verbeugung, und folget mir." Sodann muß nicht nur er, sondern auch alle anwesende Brüder mit ihren Füssen ein Winkelmaaß und das Zeichen des Bruder=Dieners machen, und das neue Mitglied ihrer Gesellschaft grüßen, den Thürhüter allein ausgenommen, welcher wie wir zeigen wollen, indessen etwas anders zu thun hat.

Der andere Aufseher verläßt also seinen Plaz, und geht nebst dem Bruder=Diener nach der Thüre der Loge. Wenn sie noch drey Schritte von dem Thürhüter sind, so bleibt der Aufseher mit besonderer Gravität stehen, sieht in mit einem sehr ernsthaften Gesicht an, und macht das Zeichen und die Verbeugung. Der Thürhüter antwortet auf gleiche Art, sodann sagt der Aufseher: "Bruder Thürhüter, laßt den Bruder=Diener hinausgehen, denn er ist aufgenommen." Sobald er die-





ses gesprochen, macht der Aufseher dem Thürhüter das Zeichen des Bruder=Dieners, und das Compliment, geht sodann weg, und an seinen Platz an der Figur, wo wir ihn bald wieder finden, und was er sonst zu thun hat, sehen werden.

Indessen grüßt der Thürhüter den neuen Bruder und macht das Diener Zeichen, welchem dieser auf gleiche Art nebst dem Compliment zu machen verbunden ist. Endlich sagt der Thürhüter: "Bruder=Diener, gehet hinaus, und sehet, was euch euere Mitbrüder sagen werden." Er klopft hierauf dreymal mit dem Gelenke des Mittelfingers an die Thüre, öfnet sie, ruft: "der neue Bruder ist aufgenommen, und gehet hinaus." Dieses Zeichen bedeutet, daß der, so hinaus gehet, ein neuer Bruder ist, und daß also einige Brüder=Diener unverzüglich kommen sollen, ihn auf die Art, die ich zeigen werde, wenn ich das, was nach seinem Abtritte in dem Innersten der Loge vorgehet, beschrieben habe, anzunehmen.

Nachdem der Thürsteher die Thüre zugemacht, so wendet er sich zur Loge, und sagt mit lauter Stimme: "Der Bruder Thürhüter ist hinausgegangen, er ist aufgenommen worden." Der andere Aufseher, so wieder auf seinen Platz nach





Mitternacht zu gegangen, bleibt da einige Zeit stehen, und wartet bis der Bruder=Diener ganz aus der Loge hinaus ist. Sodann macht er die Verbeugung, und nicht des Bruder=Dieners sondern des Lehrlings Zeichen, welches man, wenn man anfängt die Loge zu halten, macht, und alle Brüder=Diener müssen dergleichen thun, endlich sagt er: "Ehrwürdiger ersten Aufseher, der Bruder=Diener ist hinaus." Der erste und andere Aufseher wiederholen dieses mit eben solchen Zeichen, dieses thut auch der Meister, welchen der letztere anredet, und wendet sich zu den Brüdern insgesammt, die alsdann Erlaubniß haben, das Stillschweigen, welches sie bisher beobachtet, zu brechen, neue Mitglieder vorzuschlagen, ihre Mitbrüder zu verklagen, und der Gesellschaft die Neuigkeiten, so sie angehen, zu erzehlen. Man kann alsdann seine Gedanken frey sagen, ohne zu erwarten, bis der Papst des Ordens die Ceremonie, den Mund zu öfnen, verrichtet.

Was die Art, wie alles dieses geschiehet, anlanget, so wollen wir nur die Vorstellung der Neuaufzunehmenden umständlich beschreiben: theils, weil uns solche, einige geringe Veränderungen ausgenommen, einen Begrif von dem übrigen machen kann, theils auch, weil sie eine von den wichtigsten Handlungen der Freymäurer ist.

Um einige Ordnung zu beobachten, will ich





anfänglich zeigen, wie und von wem ein Bruder=Diener vorgeschlagen werden müsse. Wer es Lust zu werden hat, kann sich dißfalls an ein Glied des Ordens, es sey, welches es wolle, wenden, und der, so darum ersucht worden, ist schuldig, ihm zu willfahren. Ist es aber ein Bruder=Diener, so kann er nicht selbst vorschlagen, sondern ist verbunden, mit einem aus der obern Classe deswegen zu reden. Es geschieht solches folgendergestalt: Der, dem es aufgetragen wird, heißt der Vorschlagende. Er fängt mit dem Zeichen der Lehrlinge an, er mag in ihrer, oder in einer höhern Classe seyn; die Ursache davon ist, daß alle Brüder, so keine Diener sind, in diesen Arten der Versammlung sich ohne Ausnahme befinden. Bediente er sich eines andern Zeichens, als desjenigen, so unter diesen letzten gebräuchlich ist, so würde er den Regeln des Orden zuwidder handeln, die ausdrücklich verbieten, daß man die Zeichen der Mitglieder der obern Classe denen untern nicht verrathen soll. Wenn nun also der Vorschlagende das Zeichen des Lehrlings gegeben, so wendet er sich zu dem andern Aufseher, grüßt ihn mit einer Neigung des Hauptes und sagt zu ihm: "Ehrwürdiger Aufseher, ich muß Sr. Hochehrwürden einen Bericht erstatten." Der Aufseher giebt ihm hierauf keine Antwort, sondern macht bloß das Zeichen des Lehrlings, und grüßt ihn. Endlich





wendet er sich zum ersten Aufseher, und nachdem er sich ihm genähert, schlägt er dreymal mit seinem Schlägel, den er in der rechten Hand hält, auf des ersten Aufsehers seinen, und sagt zu ihm: "Ehrwürdiger erster Aufseher, der Bruder N. hat Sr. Hochwürden etwas vorzutragen." Der Meister macht sodann das Zeichen der Lehrlinge, schlägt dreymal mit seinem Hammer auf den Altar, der gerade vor ihm steht, und sagt: "Ehrwürdiger erster Aufseher sagt dem Bruder N. daß er mir vortragen könne, was er wolle." Der erste Aufseher schlägt wiederum dreymal mit seinem Schlägel, auf seines Collegen seinen, macht ihm ein Compliment, und das Lehrlingszeichen, und sagt zu ihm: "Ehrwürdiger anderer Aufseher, sagt dem Bruder N. Seiner Hochehrwürden den Vortrag zu thun, er habe die Erlaubniß dazu." Der andere Aufseher schlägt von neuem mit seinem Hammer, wendet sich zu dem Vortragenden, macht das Lehrlingszeichen, und dem Meister ein Compliment und sagt: daß der und der (dessen Geschlecht und andere Namen Titel und Vaterland er hinzufügt,) sich ausbitte, die Ehre zu haben, ein Freymäurer und Bruder=Diener zu werden."

Hierauf klopft der Meister dreymal mit dem Schlägel auf den Altar, macht das Zeichen des Lehrlings und die Verbeugung, welches alle Mitbrüder gleichfalls thun. Nachdem er sich hierauf an






die ganze Versammlung gewendet, und jeden Beamten nach den verschiedenen Classen bis auf die Lehrlinge angeredet, so sagt er: "N. wünscht unter die Freymäurer als ein Bruder=Diener angenommen zu werden. Hat jemand gegen sein Ansuchen etwas einzwenden, so thue er es; wo nicht, so hebe er die linke Hand in die Höhe." Wenn einige Zeit, ohne daß jemand etwas gesagt vorbey ist, sondern vielmehr alle die linke Hand in die Höhe heben, so fragt der Meister den Vorschlagenden, ob er das Stillschweigen und die genaue Beobachtung der Gesetze des Ordens sowohl, als für den Eifer seines Clienten gut sey? dieser beantwortet solches mit Ja, worauf der Meister noch drey Schläge thut und sagt: "Der Candidat wird angenommen."


Die beyden Echo oder Aufseher wiederholen es, der Meister aber trägt den Vorschlagenden auf, dem Neuaufzunehmenden den seinet wegen gefaßten Entschluß zu hinterbringen, und ihm den Monat, den Tag und die Stunde da er sich der Loge zeigen könne, anzusetzen. Wenn er sich an einen Bruder addreßiret hat, so läßt ihm der Vorschlagende durch denselben diese Nachricht wissen, so, daß er allemal von der Person, der er sich im Anfange empfohlen, Antwort erhält: Selbige muß auch die Sorge ihn, am





Tage seiner Aufnahme in die Loge zu führen, über sich nehmen.

Wolte jemand etwas dargegen einwenden, so darf er bloß die linke Hand mit den übrigen nicht in die Höhe heben. Denn alsdann würde sich der Meister auf seine Seite wenden, und zu ihm sagen: "Bruder N. sagt, was ihr einzuwenden habt." Wenn solches geschehen, und man sein Bedenken gegründet gefunden, so wird der Candidat völlig ausgeschlossen. Dergleichen Ursachen sind, wenn man bey ihm eine große Leichtsinnigkeit, viel Schwatzhaftigkeit, eine angewöhnte Trunkenheit, ein böses und schändliches Herz, oder sonsten die Flecken eines Hauptlasters wahrgenommen. Es geschiehet im übrigen selten, daß man die Neuaufzunehmenden, welche der Loge bereits vorgeschlagen worden, abweiset, indem die Beamten, ehe sie solche vorschlagen, davon im voraus Nachricht haben, und sie von ihrem Vorhaben abmahmen, wenn sie finden, daß sie in den Orden zu treten nicht würdig sind. Weil indessen einige Hindernisse, die etlichen, aber nicht allen bekannt sind, sich ereignen können, und es auch bisweilen in der That geschieht, daß wenn man einen Candidaten der Untersuchung aller Brüder vorschlägt, man seinetwegen neue Entdeckungen macht. Wenn also die Brüder eine Ursache der Ausschliessung haben, muß





der Vorschlagende entweder damit zufrieden seyn, oder die Unschuld des andern erweisen. Und diese Ausschließung der Bruder=Diener so wohl, als der andern, besteht gleich in dem Entschluße der Gesellschaft, den Candidaten nicht anzunehmen. Man giebt ihm davon durch den, der ihm seine Aufnahme, wenn er sie erhalten hätte, angekündiget haben würde, Nachricht, und das ist, wie wir angemerket haben, der Vorschlagende selbst, oder der Bruder=Diener, der solchen recommandiret. Man läßt endlich durch den Secretair das Buch der Loge schreiben, daß der und der, welchen man nach allen seinen Namen, Titeln und Umständen bezeichnet, an dem Tage, Monat und Jahre der Loge vorgeschlagen, und von ihr verworfen worden. Der Secretair giebt endlich allen Logen davon in Briefen Nachricht. Diese Art der Abweisung veranlasset uns der Ausschließung der bereits aufgenommenen Brüder mit zwey Worten zu gedenken. Wenn jemand von ihnen verklagt, und eines Fehlers, der solche Strafe verdient, üeberwiesen worden, läßt ihn der Meister der Loge vor sich kommen, hält ihm den Fehler dessen er beschuldigt worden zweymal vor, und drohet ihn aus der Gesellschaft zu stoßen. Jedesmal trägt der Secretair, was man gesagt, in sein Protokoll ein. Diese Verhaltung wird zum drittenmal wiederholet, und alsdann verordnet der





Meister, daß der Beklagte aus dem Orden gestoßen werden solle. Der Secretair schreibt alles, sowohl in die Acten seiner, als aller Logen in fremden Ländern und Städten nieder. Bezeugt der, so aus dem Orden gestoßen worden einige Reue und Besserung, so verzeiht man es ihm, und nimmt ihn vom neuen in die Gesellschaft; der aber so einmal verworfen worden, wird niemals wieder hinzugelassen. Man beobachtet hierbey eine gute Politik, daß man die, so die Geheimniße verrathen könnten, nicht aufbringt, oder böse macht, da man im Gegentheil von denen, so nicht aufgenommen worden, nichts zu befürchten hat.

Ist die Ursache der Ausschließung nicht gültig, sondern nur ein bloßer Vorwurf, oder ein Fehler, den man übersehen kann, als Leichtsinnigkeit und Schwachheit in Ansehung der Religion und der Weiber, so antwortet der Vorschlagende denen, so Einwendungen machen, und ihr Streit wird entweder durch sie selbst, oder durch die Vermittelung und den Ausspruch des Meisters und der übrigen Brüder, so den Widersprechenden dahin vermögen, daß er in die Aufnahme williget, gehoben. Wenn sich aber bey dem Eintritte des Neuaufzunehmenden Hinterniße finden, so verbindet man ihn nicht zu den drei Monaten des Novicats, oder





der Zeit des Examens, sondern läßt ihn sechs Monate, und noch länger, nachdem es der Meister und die andern für gut befinden, warten.

Das ist es was wir von der Art, neue Mitglieder dem Orden vorzuschlagen, anzumerken gehabt. Haben die Brüder der Gesellschaft sonst noch was zu hinterbringen, so geschiehet solches ohne Unordnung und ohne Umstände, indem sie das Zeichen der Lehrlinge und das Compliment machen.

Wenn nun endlich hierauf weiter nichts mehr vorzutragen ist, so thut der Meister der Loge einen Schlag auf den Altar, und sagt, nachdem er das Compliment und Lehrlingszeichen gemacht: "Brüder, helft mir die Loge schließen." Alle Anwesende sind eben dieses Zeichen und Compliment zu machen verbunden. Der erste Aufseher aber thut über dieses mit seinem Schlägel auf des andern einen Schlag, und wiederholt des Meisters Erinnerung. Der andere Aufseher thut dergleichen, worauf der Meister den ganzen Titel der Anwesenden noch einmal gravitätisch wiederholet, und endlich sagt: "Brüder ich will die Loge schließen."

Die Aufseher wiederholen diese Worte mit gleichen Ceremonien. Endlich treten die Brü-





der in die Figur, so das Zeichen der Lehrlinge ist. Der Meister fragt einige aus dem Catechismo der Brüder=Diener und Lehrlinge, auf die Art, so wir oben bey der Oefnung der Loge bemerket haben. Endlich spricht er die angenehmen tröstlichen Worte: "Die Loge ist geschlossen," nachdem er zuerst geklopft, und nebst den Aufsehern die Titel der Gesellschaft wiederholet hat. Gleichwie nun der andere seinen Platz (wie wir oben bemerkt) verlassen, um dem Thürhüter von der Oefnung der Loge zu benachrichtigen, so verlässet er ihn auch, wenn man sie schliesset, und gehet an die Thüre dem Wächter zu sagen: "die Loge ist geschlossen." Worauf dieser es denen Brüder=Dienern hinterbringt.

So öfnet und schließt man die Loge, und das sind die Gebräuche, welche man bey Aufnahme neuer Mitglieder in und ausserhalb derselben beobachtet. Es ist noch übrig, daß wir erzehlen, was dem Bruder=Diener, wenn er aus der Loge gehet, und von seinen Mitbrüdern aufgenommen wird begegnet. Alle die, so an der ersten Thüre Wache halten, stellen sich in einem halben Zirkel, empfangen in mit offenen Armen, doch ohne ihn anzufaßen. Endlich machen sie das Zeichen des Bruder=Dieners, und fügen selbigem das Anrühren und Losungswort besonders bey, welches der neue Freymäu-





rer beantworten muß. Endlich führt man ihn ins finstere Gemach, das alsdann entweder durch des Tages=Licht, oder durch Kerzen erleuchtet ist. Hier zieht er seine Kleider an, nimmt das Metall, so er abgelegt, wieder zu sich, und der erste von ihnen sagt, daß seine Verrichtung jetzt seyn solle, in der Küche Anstalt zu machen, den Tisch zu decken, hernach den Brüdern zu helfen, die Loge reinlich zu halten, bey der Tafel zu dienen, und daß er endlich die Antwartschaft auf die ansehnlichsten Verrichtungen der Brüder=Diener haben solle.

Unter diesen letzten giebt es in der That verschiedene Bediente, davon einer unter dem andern stehet. Der Pedell ist der erste, und sein Amt ist das vornehmste; nach ihm haben die beyden Wächter der ersten Thüre die ansehnlichsten Stellen: und diese Aemter werden nach dem Range und dem Alter der Aufnahme ausgetheilet. Hierauf folgen die Badediener; endlich sieht man diejenigen als die niedrigsten an, welche die wichtigsten Verrichtungen haben, und Aufwärter in der Küche oder Köche sind. Was diese letztern betrift, so kommen sie nicht weiter, sondern müssen ihre Stellen zeitlebens behalten, indem es durch eine ausdrückliche Verordnung, so ein Zeugniß von der vollkommenen Weisheit des Ordens seyn kann, ausgemacht worden,





daß ein geschickter Koch ein Schatz sey, welchen man verschwenden würde, wenn man ihn zu etwas anders, als zu den Beschäftigungen seiner Kunst gebrauchen wolle. Was die Beförderung dieser Herren betrift, so gehet solche nach dem Range, und die letzten sind verbunden, zu warten, bis die Jahre, oder andre Schwachheiten, die Alten außer Stand setzen, ihr Amt ferner zu verwalten, es müßte denn seyn, daß die, so die Anwartschaft haben, ihres Wunsches durch jener baldigen Tod ehe gewähret würden. Die Besoldung ist nach dem Amte eingerichtet. Die Beförderung von einem Amte zum andern, findet von dem Augenblicke an, da eine Stelle offen wird, statt. Alles beruhet anfänglich auf dem Gutbefinden des Meisters und der Loge, und hernach auf die Bestätigung, so in der Gesellschaft aller Anwesenden, nachdem ein Bruder=Diener aufgenommen worden, und ehe man die Loge zuschließt, geschiehet.

Man beobachtet dabey folgende Gebräuche: Der erste Aufseher macht das Zeichen des Bruder=Dieners, und das Compliment und sagt: Ehrwürdiger, der Pedell der Loge, zum Exempel, ist gestorben, oder sehr alt, oder krank, der Bruder=Diener, der erste Wächter, soll seinen Platz, vermöge seines Ranges und der Satzungen unsers Ordens,





bekommen. Der Meister macht eben dieses Zeichen und das Compliment, wiederholet die Worte des Oberaufsehers, und setzet hinzu: Wollt ihr dießfalls eine Verordnung machen; wenn solches niemand thut, sagt der Meister: Brüder, der Bruder=Diener N. der erste Wächter, hat die Stelle des Pedells erhalten. Die Vermehrung der Besoldung folgt von sich selbst auf die Beförderung, und man begreift leichte, daß, wenn einer weiter rückt, alle die andern so nach ihm sind, eine höhere Stelle bekommen. Der erste Aufseher giebt denen, welche neue Stellen erhalten haben, von ihrer Bestätigung durch die Gesellschaft Nachricht. Endlich ist zu merken, daß man den Dienern, so ihr Alter, oder andere Schwachheit außer dem Stand ferner zu arbeiten, gesetzt, die Besoldung, die vormals, da sie noch ihr Amt verwaltet, gehabt, zu bezahlen fortfähret.