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Geheime Unternehmungen der Freymaurer

von Larudan, London Berlin 1788

Dreyzehntes Capitel



Nachdem wir uns zeither mit einer tocknen und dürren Erzehlung der Umstände, so vor oder bey der Aufnahme eines Kanidaten beobachtet werden, aufgehalten, und blos die Ordnung und Stelle eines jeden Bruders, seine Verrichtung und den Rang, welchen er um den Zirkel, der auf dem Boden des Saales, mit Kreide gezeichnet ist, hat, beobachtet haben: So ist es Zeit aus der Finsterniß, so uns umgeben, hervorzugehen. Es öfnet sich anjetzo ein ganz anderer Schauplatz, das Licht folgt auf die Dunkelheit, das Lärmen auf das Stillschweigen, und das





Vergnügen auf die Eingezogenheit. Eine günstige Gottheit kommt an diesen Ort herab, und sucht mit ihrem mit Epheu bewundenen Stabe allen Kummer und Verdruß davon zu verbannen. Man feyert dem Bachus ein herrliches Fest, wobey er selbst zu gegen ist: Mit einem Wort, man bereitet das Mahl der Brüder, und ein jeder macht sich fertig, denselben mit aller Anständigkeit und Höflichkeit, dazu ihm der rühmliche Titel, den er führt, verbindet, beyzuwohnen. Man bilde sich ja nicht ein, daß eine wilde Art die Spiele und alle Ergötzlichkeit aus der Loge verbanne, und den Aufenthalt darinnen unmenschlich und barbarisch macht. Nein, sie ist von diesen rauhen und stoischen Tugenden ganz entfernet, welche machen, daß man die Heiligkeit des Herzens auf Kosten des Herzens selbst erkauft, sie weiß es zu reinigen und auszuschmücken, ohne ein Opfer daran zu verlangen. Indem sie allein mit ihrer Vollkommenheit und ihrem Vergnügen zugleich beschäftiget ist, so hat sie eines mit dem andern genau zu verbinden, und durch eine kluge Mäßigung die Leidenschaften, die dem Menschen, wenn er sie nicht im Zaume halten kann, schädlich werden, in dem Grade, der zu seiner Vollkommenheit nöthig ist, zu erhalten gewußt. Mit einem Worte, bey dieser Gesellschaft, die des goldnen Alters würdig ist, und solches ganz allein zu erhalten gewußt





hat, überschreitet das lebhafteste und stärkste Vergnügen, vermöge einer übernatürlichen Wirkung, niemals die Grenzen, welche ihm eine von aller Furcht befreyete, und von der Tugend selbst gebilligte Ergötzlichkeit vorschreibt. Hier werden bey einem der Aufrichtigkeit geweiheten Altar, an einer Tafel, wo eine angenehme Freyheit herrscht, und das glückliche Lehrgebäude die ganze Welt zu verbessern, unaufhörlich in Ordnung gebracht wird, die Versicherungen von Treue und Zärtlichkeit, unter Freunden, deren Neigungen im Anfange zwar unterschieden, hernach aber vereinigt worden, das Glück der Gesellschaft, die sie errichtet, zu befördern erneuert. Allein, wir müssen uns nunmehro dem Saal, der zu diesem Fest gewidmet ist, nähern, und was da vorgeht, stillschweigend betrachten.

Sobald die Aufnahme geendigt worden, so fängt man an den Boden zu waschen, welche Verrichtung dem zuletzt aufgenommenen von Rechts wegen gehört. Die Brüder begeben sich indessen in ein nahes Gemach, wo ihnen erlaubt ist, sich entweder zu setzen oder auf und abzugehen. Man trägt Instrumente, welche bey den nunmehr geendigten Ceremonien gebraucht worden, wieder auf den Altar, um Speisen, die man jetzt aufträgt, und welche der Koch bereitet hat,





Platz zu machen. Kaum hat er ausgeredet, so eilet jeder Bruder begierig, seine Befehle, genau und ordentlich, wie wir jetzo zeigen wollen zu vollziehen.

Man mag zu diesem Feste, was man vor ein Zimmer will nehmen, so muß die Tafel vor so viele Personen, als Brüder seyn, und zwar in der Ordnung, welche jeder Bruder zuvor um den Zirkel, wovon wir oben geredet, gehabt, gedeckt, und die mitternächtige und andere Seite sehr wohl von einander unterschieden seyn.

Das ist die Einrichtung der Tafel, die man mit Lichtern besetzt, deren drey gerade vor dem Großmeister, die andern im Trangel stehen. Auf der Seite dieser Lichter ist eine kleine pergamentene Trommel nebst dem Klöppel. Das mittlere Theil der Tafel ist mit einem hölzernen Bilde zwey Fuß hoch, dessen Blösse alle Züge der Natur, die die Kunst vollkommen nachgeahmt hat, zeigt, besetzt. Neben demselben steht ein anders von gleicher Materie und Höhe. Auf seiner Seite stehen zwey andere Trommeln mit ihren Klöppeln, den beyden Aufsehern gegen über. Wenn dieser Aufzug in gleicher Weite veranstaltet ist, und alle Brüder versammlet sind, so hat jeder von ihnen sein Schurzfell, mit allen Bildern, die er in der Loge zu tragen gewohnt ist, um, der





Großmeister aber öfnet die Tafel folgendergestalt. Er schlägt auf die Trommel, und nachdem die beyden Aufseher dergleichen gethan, so wiederholen sie die Worte, so der Großmeister spricht: Brüder die Tafel öfnet sich; Welches das erste Zeichen ist.

Auf dieses Geräusche gehen die Diener, so die Tafel zubereitet haben, fort, die Brüder aber nehmen die vor sie bereiteten Plätze, und zwar stehend, ein, da indessen der jüngste Lehrling an die Thür gehet, sie zuschließt und dahinter tritt, bis man ihn abruft. Sodann giebt der Großmeister das Zeichen nochmals, die beyden Aufseher aber wiederholen es, da er ihnen dann gewisse Stellen des Catechismi zu beantworten vorlegt, und endlich alle Beamte des Ordens, die er allezeit sich als gegenwärtig vorstellt, indem ihre Lehnestühle, sie mögen anwesend seyn oder nicht, bereit stehen, anredet. Nachdem er solches Anreden zum andernmal wiederholt, und das Zeichen der Lehrlinge, so alle Brüder wiederholen müssen gemacht, so schlägt er nebst den zwey Aufsehern abermals auf die Trommel, nach welchem letzten Zeichen sie alle ihre Plätze einnehmen.

Indessen wird der jüngste Lehrling, so an der verschlossenen Thüre um die Brüder, während





dieses Vorspiels von dem Gemach abzuhalten, Wache gehalten, davon abgerufen. Kaum hat ihn der Großmeister nebst den zwey Aufsehern solches zu verstehen gegeben, so macht er sie halb auf, spricht die freudigen Worte: Brüder, die Tafel ist geöfnet, mit lauter Stimme, und nimmt nachdem die Thür halb offen ist, seinen Platz ein. Diese angenehme Erlaubniß ersetzt ihm die Zeit, da er den Anblick derselben entbehren müssen, gar reichlich wieder.

Sobald verlassen die Brüder=Diener, die sich haussen vor der Thür versammlet, dieselbe, und öfnen sie niemand mehr, er sey auch wer wolle, vor dem Ende der Loge; es müßte denn seyn, daß die unordentliche Figur des Zirkels einen neuen Ankommenden hinzu zu lassen erlaubte. Hernach helfen sie dem Koch bey seiner mühsamen Verrichtung, und tragen die wohl bereiteten Gerichte nach der bey dem Ceremonien=Mahl eingeführten Gewohnheit nach einander auf und ab.

Hier bitte ich mir die Erlaubniß aus, diese Art von Festen, so die Freymäurer unter einander begehen den wollüstigen Schmäusen, wo der Ueberfluß grösser, als die gute Zubereitung ist, ihnen zu Ehren entgegen zu setzen, ich meyne diejenigen Gastgebote, wo die Schwelgerey, so





allemal begierig ist, den Geschmack und Appetit, so durch die Leckerey verlohren gegangen, zu erwecken, Erde und Meer, ihrer Ausschweifung zu dienen, sich gleichsam zinsbar macht, und die Kochkunst in allem, was artig und sonderbar ist, erschöpft. Eine solche Vergleichung muß ohne Zweifel den Freymäurern zu Ehren gereichen, welche die Vernunft nie, als nur, um den Verstande Platz zu machen, verläßt. Wo der fliessende Nectar blos dazu dient, die Freundschaft, so ihn austheilt, lebendiger und fruchtbarer zu machen; mit einem Wort, wo man, wenn man ja einige Spuren der Schwelgerey und des Ueberflusses antrift, daraus nichts anders schliessen kann, als daß man blos dieselben duldet, die Erkenntlichkeit, so jeder Bruder vor die Gaben der Natur hat, beständig zu erhalten, und die großen unzähligen Wohlthaten dieser weissen Mutter, die alles zu dem, was nöthig hat, und zu seinem Vergnügen beyträgt, desto würdiger bekannt zu machen. Allein ich werde nicht gewahr, daß ich, indem ich mich durch meine Neigung, die geringsten Gewohnheiten dieser ehrwürdigen Gesellschaft zu erheben, hinreissen lasse, einige, die ich, ehe ich fortfahre, nicht weglassen kann, übergehe.

Man hat demnach zu merken, daß die Sparsamkeit, so bey jedem Gastgebot wahrgenommen wird, nicht so weit gehe, daß man das





nöthige verabsäume, deßwegen hat 1) ein Bruder neben seinem Teller, zwey volle Flaschen, eine mit Wein, die andere mit Wasser, welche Vorsichtigkeit der von Känntniß seines Naturells, und des Eindrucks, dessen er benöthiget ist, herkommt: Ingleichen einen Becher mit einem sehr dicken Boden, um die heftigen Stösse, damit man ihn oft auf die Tafel niedersetzt, auszuhalten: 2) Die vier Weltgegenden sind nicht auf dem Tische, so wie auf dem Boden, gezeichnet, sondern auf viereckigten Tafeln mit Kreide entworfen. 3) Die Lehnstühle der Beamten sind mit Schurzfellen bedeckt, und jeder von ihnen hat so, wie der Meister, sein besonderes Geschirre, da hingegen die Brüder ohne Unterschied nur Stühle oder Sessel haben. 4) Wenn man so an der Tafel sitzt, daß die Zahl und Menge der Gäste eine gerade Linie zu halten, nicht verstattet, so setzt man sich einen oder mehrere halbe Cirkel, um den Brüdern das Vergnügen, mit einander zu reden, zu verschaffen. 5) Man beobachtet an der Tafel, die wir die Tafel der Brüder nennen, gewisse Gebräuche, bey denen sie insgesammt zugegen seyn müssen. 6) Zwischen dem Großmeister und denen Beamten sind allemal ledige Plätze vor die neuaufgenommene Brüder, doch nur an den Tagen, da man mit gewissen Ceremonien trinkt, welches ich im folgenden erklären will.





Was das Ende des Gastgebotes, und die Art es zu beschliessen betrift, so ist sie beynahe bis auf die Worte, eben diejenige, welche wir bey dem Anfange und bey der Oefnung der Tafel angemerkt haben.

Der Großmeister schlägt auf die Trommel und sagt: Brüder, die Tafel wird aufgehoben, welches die beyden Aufseher wiederholen. Auf diese erste Erinnerung begeben sich die Diener weg, und der jüngste Lehrling gehet, wie zuvor, nach der Thüre, die er zuschließt, und bis zum letzten Zeichen daselbst bleibt; da indessen der Großmeister das andere Zeichen mit einem neuen Schlage auf die Trommel thut, und eben die Worte, so die Oberaufseher allemal wiederholen, ausspricht. Hernach, nachdem der Großmeister das Zeichen der Freymäurer abermals gemacht, so nennt er nochmals die Beamten des Ordens, und nachdem er den Klöppel so wohl, als die beyden Aufseher genommen, und auf die Trommel geschlagen, so beschließt er die Gesellschaft mit den Worten: Brüder, die Tafel ist aufgehoben; Welches hierauf der letzte Lehrling wiederholt, der, nachdem er die Thüre halb aufgemacht, sie allen Dienern hören läßt, die in der Loge bleiben, um alles wieder an seinen Ort zu bringen, da indessen die andern Brüder, nachdem sie das Zeichen





des Ordens abgelegt, weg, und wieder nach Hause gehen. Es wird indessen nicht unnöthig seyn, mit wenig Worten, wie ich euch versprochen habe, zu erzehlen, was währender Mahlzeit unter den Brüdern vorgehe, und sie gleichsam wieder zu Tische zu nöthigen, um die Gebräuche, so man bey dem Ceremonientrunk beobachtet, zu sehen: welches um so viel nöthiger ist, weil solche Formel nicht weniger von der Diener ihrer abgehet, ob schon die Sache an sich selbst einerley ist. Die Brüder trinken also nach der Ceremonie, indem sie einander die Gesundheit des Regenten, in dessen Landen die Loge angelegt ist, zu bringen, hernach trinken sie auf der Beamten des Ordens, ihrer Freunde, und der ganzen Gesellschaft Wohlseyn. Diese Art des Zutrinkens geschieht folgendergestallt. Der Großmeister steht auf, schlägt auf die Trommel, und nachdem er sich wieder niedergelassen, wendet er sich mit den Worten: Brüder, hört mich, zur Gesellschaft, welches die beyden Aufseher sogleich wiederholen. Endlich setzt der Großmeister hinzu: Brüder, laßt uns die Gesundheiten zubringen. Hierauf folgen viele Gläser von reinem oder gemischten Wein, die man sogleich jedem Bruder austheilt: Der Großmeister macht hierauf das Lehrlingszeichen, grüsset die Brüder insgesammt, und spricht: "Ihr Brüder der Ehrwürdigen Loge ins-





gesammt, wir wollen zuförderst das Wohlseyn unsers gnädigen Landesherrn trinken, der würdig ist, daß ihn der Himmel mit reichlichen Wohlthaten überschütte, daran alle Glieder der Gesellschaft Theil nehmen mögen." Diese Worte werden sowohl, als wenn der Großmeister von neuem sagt, Brüder, hört mich, durch die beyden Aufseher wiederhohlt; Welche letzten Worte die Feyer des großen Geheimnisses, damit er jetzo beschäftiget ist, ihnen kund zu thun: "Unheilige, tretet herzu, es ist euch erlaubt, und schämt euch, bey dem Anblick dieses Bechers, und der Manier, ihn auszuleeren, über die Unwissenheit, ein Glaß, wie sichs gebührt, auszutrinken: Schämt euch, sage ich, und lernt endlich aus diesen einzigen Exempel, so ich euch zeige, daß die Freymäurer allein sich in allen Dingen von andern Menschen unterscheiden." Kaum hat der Großmeister diese Worte gesprochen, so macht er das Lehrlingszeichen, nimmt das Glas 1) in die linke Hand 2) hebt es in die Höhe, und streckt die Hände horizontal aus: 3) setzt er es auf die linke, 4) auf die rechte Schulter 5) bringt er das Glas zum Munde, inem er die linke Hand ganz ausstreckt 6) streckt er die rechte so aus, daß die beyden Arme Parallellinien formiren, 7) läßt er die linke herunter, und gerade auf die Seite fallen, 8) wiederholt der Großmeister nebst den Aufsehern diese Wor-





te: Brüder, wir wollen die Gesundheit trinken, 9) setzt er das Glas an die Lippen, 10) trinkt er es aus, 11) ist die Ceremonie nebst dem Trunke selbst vorbey. Das ist die wunderbare Art, ein Glas Wein mit allen nöthigen Umständen auszuleeren. Wunderbare Entdeckung, die man der Loge schuldig ist, und übrigens denen Liebhabern des Trunks weit nützlicher, als der Weinstock selbst ist, indem man dessen Gaben ohne dieses geheimnißvolle Vorspiel, durch seine Unmäßigkeit und die allzugroße Begierde, sie zu genießen, entheilen würde. Nach dieser nöthigen Anmerkung müssen wir eine andere machen, die nicht weniger nothwendig ist. Es ist nehmlich zu wissen, daß alle Brüder zu gleicher Zeit diese Ceremonie beobachten müssen, so daß, wenn einer von ihnen aus Lebhaftigkeit oder Vergessenheit, sich um einen einzigen Augenblick versehen hätte, so würden die übrigen Brüder, so ihr Glas beynahe ausgetrunken hätten, so lange inne zu halten, und von neuem anzufangen, genöthiget seyn.

Deswegen ist zu merken, daß, wenn man in Ceremonie trinkt, und ein neuer Bruder unter den Haufen ist, der Großmeister in folgenden Worten Befehl, ihn einzuführen giebt: Ehrwürdiger Bruder, erster Aufseher, laßt den neuaufgenommenen Bruder kommen. Die-





ses sagt der erste Aufseher dem andern, und dieser dem obersten unter den Brüder=Dienern, welcher ihm in den Saal zu treten befiehlt. So bald er kommt, giebt ihm der Großmeister ein Zeichen, an dem vor ihm bestimmten Orte Platz zu nehmen, und befiehlt ihm mit einem Ton, den der Wein angenehm macht, alles was er machen sahe, nachzuthun. Der neue Bruder wafnet sich demnach mit einem Glase, und läßt sich den Wein wohl schmecken, allein das Vergnügen, so man ihm hier macht, kommt ihn hoch genug zu stehen, indem man ihn darnach, sich wegzubegeben, befiehlt, und man muß in der That ein Freymäurer seyn, wenn man solches ohne Weigerung, und so gehorsam beochachten will. Indessen muß das, was ich von einem solchen Kompliment sage, blos von einem neuaufgenommenen Bruder=Diener verstanden werden. Mit den übrigen ist es etwas anders, als welchen, so oft sie wollen, zu trinken erlaubt ist, da indessen die Diener solches nur einmal thun, und sich dieser Freyheit ferner nicht bedienen dürfen. Eben so ist es bey allen Gelegenheiten, wo man mit Ceremonien trinkt. Alle Diener sind dabey sich einzustellen verbunden, und wenn sie das ihrige gethan haben, so bittet sie der Großmeister, sich wieder wegzubegeben.





Wenn der Schmauß bald geendigt ist, so schlägt der Großmeister auf die Trommel, macht das Zeichen und die Verbeugung der Lehrlinge und spricht diese Worte zum Zeichen, daß die Diener abtreten sollen: Brüder, so jemand unter euch mir etwas zu sagen hat, so thue er es. Sodann stehet einem jeden, nach der Erlaubniß, die er ihm gegeben hat, frey, was er will vorzutragen. Der ordentliche Vortrag betrift entweder einen Neuangehenden, der aufgenommen zu werden wünscht, oder einige Neuerung, so man in der Loge machen will, oder die Beförderung, Strafe und Ausschließung eines Bruders, mit einem Wort alles was die Gesellschaft und die Brüder Diener angeht. Hat jemand von diesen letzten über einen von seinen Mitbrüdern, oder auch über andere Klage zu führen, oder den Großmeister etwas, so seiner Aufmerksamkeit werth ist, zu hinterbringen, so muß er sich, weil er nicht das Recht, es zu thun hat, an einen von den vornehmsten Brüder=Dienern wenden, als welche die einigen sind, so etwas vortragen dürfen. Gleich nach dieser Unterredeung wird Musick gemacht, da die Brüder die Lieder der Lehrlinge singen, die Diener aber indessen an der vor sie bereiteten Tafel von ihrer Bemühung ausruhen. Ihre Tafel ist eben so wie die erste besetzt, und ihr in allen ähnlich, ausgenommen, daß die Vornehmsten des Ordens keine Lehn-





stühle, noch auch die Zeichen, womit sie sich ordentlich zu zieren pflegen, haben. Uebrigens sind da die vier Weltgegenden bemerkt, die Statur, die Säule, und die Trommeln in gleicher Stellung, nehmlich vor den ältesten Diener, der unter ihnen den Großmeister vorstellt, und nach Mittag zu sieht; Und zwey andere vor die ältern Diener, die das Amt der Aufseher verwalten, und an der mitternächtlichen Seite sitzen. Die übrigen Brüder sind alle nach ihrem Range gesetzt, und wenn sie alle beysammen sind, so öfnet, kontinuirt und schließt der Allerällteste die die Tafel, so wie der Großmeister bey den Brüdern thut, deren Ceremonien diese nachahmen und einander zutrinken, nur mit dem Unterschiede, daß man weder die Beamten, noch die Bedienten des Ordens nennt, sondern blos sagt: Brüder, wir wollen eine Gesundheit auf den Prinzen trinken. Die Diener halten sonst nach dem Exempel der Brüder gleichfalls Concert, und unterhalten sich von Dingen, so ihre Klasse betrefffen, als z. E. einen neuen Diener, den die Loge schon aufgenommen hat, den Zutritt zu verstatten; Welche Gefälligkeit von ihnen dependirte, ob es schon demjenigen Alten, welcher den Großmeister unter ihnen vorstellt, oder auch wohl den Aufseher allein zukommt, ihn vorzuschlagen, welchen Vortrag sie durch das Zeichen und Kompliment der Diener thun.





Die Brüder indessen, die wir an der Tafel gelassen, vergnügen sich unter einander, des ernsthaften und gravitätischen Wesens ungeachtet, so sie bey allen ihren Ceremonien beobachten, mit einem unschuldigen Scherz, mit tausend artigen und geschicktesten Einfällen, die von allen niederträchtigen und groben Wesen weit entfernt sind. In diesem Augenblick fängt sich das angenehme Lermen und diejenige Munterkeit, so der ganzen Gesellschaft ihr annehmliches Wesen mittheilt, an; Und ob sie schon bisweilen bey vielen, die aus gar zu großer Flüchtigkeit oder Freude, auf ihre Reden und Handlungen nicht Achtung geben, eine Quelle von gewissen Grobheiten ist, so übersieht doch die Loge diese kleinen Fehler ganz gerne. Indessen können wir einen der lustigen und lächerlichsten Streiche, der bey diesen Lustbarkeiten vorgeht, nicht mit Stillschweigen übergehen. Es ist solches die Art, wie die Brüder sich unter einander, der aus Unachtsamkeit und Unbedachtsamkeit begangenen Fehler anklagen. Sie thun es auf folgende Weise: Der Bruder, der bey dem andern einen Fehler bemerkt, steht auf, macht das Lehrlingszeichen und Compliment, und sagt: Der Hochehrwürdeige Bruder N. hat etwas Ungesziemendes begangen, ich bitte mir aus, daß ich ihn deswegen bestrafen darf. Er erzehlt hernach, worinnen dieser Fehler und diese Unanständigkeit bestanden. Bald





ist solches ein unmäßiges Lachen, bald ein Wort, so man dem Nachbar ins Ohr gesagt, bald daß er seine Serviette fallen lassen, und andere Dinge von gleicher Wichtigkeit. Sodann steht der Angeklagte gleichfalls auf, macht das Zeichen und Compliment der Lehrlinge, und erwartet stillschweigend des Großmeisters Ausspruch, der dem Schuldigen die Strafen, so auf diesen Fehler gesetzt sind, auflegt. Es sind derselben vornehmlich vier. Die erste ist eine Minute lang zu stehen, die andere bey Tische zu dienen, die dritte die Gläser auszuspühlen, die vierte die Lichter zu putzen: und andere dergleichen Dinge. Man könnte hier sehr viele Anmerkungen über die Strafen, so man jedem Bruder, der sich währender Mahlzeit vergangen, auflegt, und die Klugheit des Großmeisters und der Gesellschaft, in Dingen, so die Unheiligen, ob sie gleich in der That sehr wichtig sind, für Possen und Kindereyen halten würden, zeigen, allein wie eine solche Erklärung mir einen neuen Vorwurf machen würde, und es winigstens billig ist, daß ich, da ich ohnedies schon viel Geheimnisse verrathen habe, der Gesellschaft wenigstens einige überlasse, die sie wegen der großen Verrätherey, so ich begangen, gewissermaßen beruhigen können, so mag der Leser solche, wenn er Lust hat, errathen.