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Freimaurerei, Freimaurerlogen, Freimaurer






Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei
mit besonderer Rücksicht auf die Mythologieen und Mysterien des Alterthums
- Allgemeine innere und äussere Geschichte der Bauhütte -
von Dr. Jos. Schauberg, Zürich 1863

B a n d III. - Kapitel III., Teil 1, Seiten 108-160

Die kymrischen Barden.

Eine besondere und sehr aufmerksame Betrachtung verdienen hier die kymrischen Barden, welche sich am längsten und am reinsten in Wales und in lrland 1) erhalten haben und worüber neuerlich der rühmlich bekannte Bonner Rechtsgelehrte, F. Walter, in seiner Schrift, das alte Wales, Bonn 1859, S. 254 bis 314, mit grosser Klarheit und fast allzu strengem kritischen Sinne gehandelt hat, weshalb wir seiner Darstellung vorzugsweise folgen werden. Die Verfassung und die Gebräuche der druidischen und lichtgläubigen Barden, 2) welche zugleich den Culdeern sehr nahe standen, waren nachweislich auf die Verfassung und die Gebräuche, die Rituale der alten englischen Bauzünfte von vorbildlichem Einflusse, was bisher weniger beachtet wurde, weil das englische Bardenwesen and seine Geschichte erst in den neuern Zeiten mehr und gründlicher erörtert und erforscht worden sind. Die englischen Quellen und Literatur stehen bei Walter verzeichnet, worauf einfach verwiesen wird.

Die Druiden 3) im weitern Sinne zerfielen in Gallien




    1) San Marte, Beiträge zur bretonischen Heldensage, Quedlinbugz 1847, S. 122 ff.
    2) Vergl. auch Symbolik, I. S. 630.
    3) Vergl. darüber die Symbolik an den im Register angeführten Stellen; Diefenbach, Origines Europaeae, Frankfurt 1861, unter Bardus und Druides,



und in Britannien in drei Klassen oder Unterabtheilungen: 1) die Druiden im eigentlichen und engern Sinne, die Priester und Lehrer, Theologen und Philosophen, welche zugleich an der Spitze des ganzen Staates standen und die Gesetzgebung, wie die Rechtspflege leiteten und übten; 2) die Foidh, davon nach Brosi, die Kelten und Althelvetier, Solothurn 1851, S. 88, lateinisch Vates, griechisch , die Propheten, welche aus dem Fluge der Vögel und den Eingeweiden der Opferthiere, mitunter auch der Menschen, weissageten; 3) die Barden, die Dichter, Sänger und Musiker, welche die Thaten und die Geschichte des gesammten Volkes, wie der Einzelnen im Liede zu vererherrlichen und der Nachwelt zu bewahren, auch die Kämpfenden mit ihren Gesängen zum Kampfe für die Götter und das Vaterland zu entflammen hatten. Bei Paulus Diaconus heisst es: "Bardus gallice cantor apellatur qui virorum fortium laudes canit." Die Druiden heissen im Kymrischen Derwyddon, welches Wort Diefenbach, O. E. S. 317 ff., bestimmt hat, die Ableitung der Druiden von , daru, dry, kymr. korn. dar, derw, - korn. brit. derô, brit. derv, derf u. s. w. von Plinius wieder aufzunehmen. Das ghadelische Fâidh, Fâith, Fâidhe, Fâid, Fâig betrachtet Diefenbach, S. 320, eher für ein Lehnwort aus dem Lateinischen, als etwa zu sanskr. vâdi, orator, poeta gehörig. Obwohl die Römer dem ihnen feindlichen Druidenthum in Gallien wie in Britannien bei der Eroberung und Besetzung des Landes entschieden entgegengetreten waren und dasselbe als die herrschende Priesterschaft gebrochen und abgeschafft hatten, blieben natürlich die alten Druidengeschlechter bestehen und mit ihnen musste sich Vieles von dem vorrömischen Glauben und Gebrauche erhalten. Die den Kymren eigenthümliche und das ganze Volksleben umfassende und tragende Geschlechtsverfassung 1) erhielt bei den Geschlechtern wie bei dem gesammten Volke zugleich die Erinnerung und den Sinn für das Angestammte und von den Vätern Hergebrachte lebendig und unerschütterlich fest. Ebenso wussten die Druiden sich wenigstens theilweise




    1) Walter, a. a. O., S. 33 und S. 81, Anm. 10, S. 132 ff.



und in veränderter Gestalt ihren alten Einfluss auf das Volk und die Volksbildung zu erhalten, indem sie sich die römische Bildung aneigneten und in den in Gallien wie in Britannien durch die Römer gegründeten zahlreichen Städten an den städtischen Schulen eine Anstellung als Lehrer zu erhalten suchten und wirklich erhielten. 1) Sie sind die Professoren der gallischen Städte, über deren Behandlung noch im J. 376 Valens, Gratian und Valentinian eine besondere Constitution erlassen und die Gallien eine bedeutende vorchristliche Literatur gegeben hatten. 2) Das allerdings frühe in Britannien und zwar von dem Abendlande, von Italien und Gallien her eingedrungene Christenthum hatte so wenig wie das Römerthum den druidischen Glauben und Brauch, das alte kymrische Volksthum vollständig zu überwinden und zu verdrängen vermocht, selbst wenn man mit Walter, S. 217 und 307 ff., annehmen wollte, dass es bei dem Abzuge der Römer im J. 410 aus Britannien in dem von ihnen besetzt gewesenen Landestheile keine Heiden mehr gegeben habe. Das Concilium zu Tours im J. 567 rügte noch den Steincultus der Gallier; "veneratores lapidum . . . . . . excolentes sacra fontium admonenius." 3) Plinius, hist. nat. XXX, 4 fand in Britannien, wohin nach Cäsar die gallischen Kelten zogen, um druidische Wissenschaft zu erlernen, solche religiöse Gebräuche, dass nach seinem Ausspruche man hätte glauben mögen, von den Briten seien sie den Persern übertragen worden. Nach dem Abzuge der Römer wurden die Kymren, die Briten wieder ein Volk, ein Völkerbund, welcher bald für sein Volksthum gegen die Angelsachsen zuerst und später gegen die Normannen für seine Freiheit einen langen und blutigen Kampf zu kämpfen hatte und dessen letzte Zufluchtsstätte die Berge, Thäler und Küsten von Wales gewesen, bis es auch hier im J. 1284 vollständig erlag und Eduard I. das Fürstenthum Wales mit der englischen




    1) Walter, S. 74 und 265.
    2) Warnkoenig, franz. St.-Gesch., S. 55; Eckermann, Lehrbuch der Religionsgeschichte und Mythol., III. 1. S. 15.
    3) Concilia Galliae, Baluzius, p. 110.



Krone vereinigte. Diesem Jahrhunderte andauernden Kampfe der Kymren und Walen für ihre Unabhängigkeit und ihr Dasein, diesem Ringen um das Volksthum ist es gewiss wesentlich zuzuschreiben, dass sich der alte Volksgesang, die Heldensage und Dichtung, die kymrische Sprache und das Lied mit den Barden, den Sängern und Dichtern forterhalten und fortgebildet haben. 1) Die kymrischen Barden, deren Namen nach Diefenbach, S. 245, nur irrig auch auf die germanischen Sänger angewandt wurde, sind die Vertreter des ganzen kymrischen Volkes, seiner Sprache und Literatur, daher die Bardenvertassung einen Gegenstand der Staatsgesetzgebung bildet, ihre Einrichtung eine Staats- und Volkseinrichtung ist, welche von den Fürsten und von dem Volke mit der gleichen Liebe und Sorgfalt gepflegt wird. Ursprünglich waren die Barden blos die Dichter und Sänger, aber in den neukymrischen Reichen, in Cymru oder Wales wurden sie die Pfleger und Träger der gesammten Volks- und selbst zum Theil der Gelehrtenbildung, man dürfte sagen, sie haben auch die Obliegenheiten der alten Druiden übernommen, weghalb ihre Sängersitze oder Sängerstühle nunmehr sich den frühern Druidenschulen auch ähnlich stellten. Selbst das Prophetenamt, das Amt des Vates war auf sie übergegangen, da sie aus den Prophezeiungen des Landes die Zukunft erkennen sollten. 2) Der unter den Kelten so alte Feudaldienst erstreckte sich namentlich in Wales auch auf die Barden. Bereits im sechsten Jahrhundert erscheinen die Barden als ein hochgeehrter Stand, als die geistige Spitze des Volkes, welche als Freunde und Berather den Fürsten zur Seite standen und selbst Fürsten zu ihren Gliedern zählten; sie übten neben den geistlichen Schulen, worin die Schulwissenschaften, die sog. 7 freien Künste gelehrt wurden, die höhere und höchste Kunst des vaterländischen Sinnes, Wortes und Gesanges, - der Vaterlandsliebe und Vaterlandsgeschichte, - der Volksfreiheit und Volksthümlichkeit. Aus dem neuern deutschen Volksleben könnten mit den Bardenvereinen blos die Sänger-




    1) Walter, S. 80 und 265.
    2) Walter, S. 283.



und Musikvereine verglichen werden, wenn man sich dieselben von Staats wegen eingerichtet und betrieben denken würde; wie die Sänger und Musiker einer Stadt, eines Bezirkes, eines Landes oder auch mehrerer Länder sich versammeln, so wurden auf die Anordnung und unter der Aufsicht des Staates die Barden versammelt, um zu singen und zu musiciren und die darauf bezüglichen Angelegenheiten durch ihre Beschlüsse zu erledigen und zu fördern. Eckermann, III. 2. S. 123 und 129, glaubt, es sei der Bardenorden durch die Bemühungen Taliesins und Merddins wiederhergestellt worden und habe sich der Orden von Waschbecken der Ceridwen (Erdmutter Ceres) genannt. Die Bardengesetze wurden in Wales besonders in der Zeit vom 10. bis zum 12. Jahrh. erlassen und zwar zuletzt nach dem Systeme der Tafelrunde des Königs Arthur zu Caerleon, welches Rhys ab Tewdwr aus der Bretagne mitgebracht und das der Fürst von Glamorgan sodann in seine Iland genommen hatte. Als die Höhe- und Blüthezeit der kylnrischen Barden ist daher das 12. Jahrh. zu betrachten und sie hatten damals im Wesentlichen folgende gesetzliche Einrichtungen.

Die einzelnen Bardenvereine, welche sich über einen grössern oder kleinern Bezirk ausdehnen konnten, hiessen Bardenstühle (cadair, von cathedra) und zu einem Bardenstuhle gehörten somit alle in seinem Bezirke befindlichen Barden, die nur insofern wirkliche (öffentliche) Barden waren, als sie sich bei ihrem Stuhle nach gesetzlicher Vorschrift (barn) und nach Herkommen (gorddyfnaid) hatten unterrichten, graduiren und immatriculiren, einkathedriren lassen (Walter, S. 271). Der Meister vom Stuhl hiess Bardd Cadair oder Cadeiroawg, Barde des Präsidentenstuhls; 1) er trug ein himmelblaues Kleid. Jeder Bardenstuhl, welcher in allen Theilen einer freimaurerischen Loge verglichen werden darf, hatte gleich dieser seine besondere Verfassung, gehörte zu einem bestimmten Bardensysteme, wie vorzüglich des Königs Arthur, und führte einen eigenen Wahlspruch oder Namen, z. B.




    1) Eckermann, III. 2. S. 131 ff.



Gott und alle Güte, - Wahrheit gegen alle Welt, - Jesus u. s. w. Es ist zuvörderst zu beachten, dass es also verschiedene BardensySteme gab, obgleich die Verschiedenheiten dieser Systeme nicht näher mitgetheilt werden, - und dass jeder einzelne Bardenstuhl bei seinem Entstehen auch einen Wahlspruch wählen musste, nachdem er benannt wurde. Die eigentliche Bedeutung der Logennamen. z. B. Modestia eum Libertate, - Zur Brudertreue, - Les Amis fidèIes, - La Fidelité u. s. w. besteht demnach darin, dass der Name der Wahlspruch der Loge ist und sein soll. Das christliche System, welches nur Christen in seine Mitte aufnehmen will, finden wir schon frühe unter den kymrischen Barden, indem nach dem Tode des Königs Arthur zu Loughor ein Stuhl errichtet worden sein soll, welcher der Stuhl des Taliesin, auch der Stuhl der Taufe hiess, weil nur Getaufte zugelassen wurden. Sein Wahlspruch war: Der Stein ist gut mit dem Evangelium. In diesem Wahlspruche ist der Stein vielleicht eine Andeutung des Symboles des rohen oder des cubischen Steines, welches auch den kymrischen Barden bekannt war; der maurerische rohe und cubische Stein können leicht die letzten Ausläufer des keltischen oder druidischen Steincultus sein. Unter den übrigen Namen oder Wahrsprüchen der spätern Bardenstühle, welche Walter, S. 273, mittheilt, haben noch einen maurerischen Anklang: Erwachet! es ist Tag, - Ein Freund wiegt hundert starke Männer auf. - Ein neuer Bardenstuhl konnte gültig und bleibend nur eingesetzt werden, wenn dieses drei Bardenversammlungen beschlossen hatten, 1) d. h. in der ersten Bardenversammlung musste dazu der Antrag gestellt, in der zweiten derselbe erörtert und in der dritten entschieden werden. Die beschliessende Bardenversammluno, ist wohl diejenige des betreffenden Landes, in welchem der neue Bardenstuhl errichtet werden soll, und vertritt somit die maurerische Grossloge. Sollte ein ruhender Bardenstuhl, d. h. einer, der seit Menschengedenken nicht besetzt gewesen, wieder erneuert werden,




    1) Walter, S. 272 und 277



konnte dieses ebenfalls nur durch einen 3maligen Beschluss der Bardenversammlung geschehen. - Dass ein jeder Bardenstuhl die erforderlichen Vorsteher oder Beamten, Localitäten, oft Grundeigenthum u. s. w. besessen habe, liegt in der Natur der Sache. Der Zweck und die Aufgabe der Bardenstühle war ein geschichtlich bestimmter und ist im Vorgehenden schon bezeichnet, wozu noch hinzuzufügen ist, dass es eine besondere Obliegenheit der walischen Barden gewesen ist, die Geschlechtsregister der Edlen und Gemeinen zu führen, 1) gewiss weil sie allein das Kymrische zu schreiben verstanden. In den Triaden über die Freiheiten und Einrichtungen der Barden geben sie selbst als ihre 3 Endzwecke an: die Reform der Sitten und Gewohnheiten; die Sicherung des Friedens und die Verherrlichung alles Dessen, was gut und ausgezeichnet ist. Daher waren dem Barden untersagt: Unsittlichkeit, Satyrisiren, und Waffen zu tragen. Auch gehörte deshalb zu ihren 3 Vorrechten neben den der gastlichen Aufnahme und des höhern Glaubens ihres Wortes und Zeugnisses, dass in ihrer Gegenwart keine entblössten Waffen getragen werden durften. Die drei Freuden der Barden der Insel Britannien waren nach einer Triade: das Wachsthum der Wissenschaften, die Verbesserung der Sitten, und der Sieg des Friedens über Gesetzlosigkeit und Gewalt. Die allgemeinen britischen Bardenversammlungen mussten immer Jahr und Tag vorher verkündigt, und an einem der vier hochheiligen Tage gehalten werden; diese hochheiligen Tage waren nach der Bardenlehre der 10. December, als der kürzeste Tag und zugleich des Winters und des Jahres Anfang, - der 10. März als das Frühlingsäquinoctium und der Frühlingsanfang, - der 10. Juni als der längste Tag und Sommeranfang, und der 10. September als das Herbstäquinoctium und der Herbstanfang (Walter, S. 276). Die Bardenversammlung, gorsedd oder eisteddfod y Beirdd genannt, sollte öffentlich und im Angesichte der Sonne und des Lichts, auf einer grünen Wiese mit einer Rednerbühne von Stein oder Rasen, oder in einer Kirche und an einem ähnlichen Orte gehalten werden,




1) Walter, S. 281.



woselbst die Theilnehmer unbewaffnet erscheinen mussten. Die Versammlung wurde mit einem Gebete eröffnet und eines dieser Gebete für die Versammlung von Glamorgan lautete:

Gewähre, o Gott! deinen Beistand!
Und im Beistand Stärke;
Und in der Stärke Einsicht;
Und in der Einsicht Wissenschaft;
Und in der Wissenschaft den Sinn für's Rechte;
Und in dem Sinne für's Rechte die Liebe desselben;
Und in der Liebe desselben die Liebe aller Creatur;
Und in der Liebe aller Creatur die Liebe Gottes.

In dem erhaltenen ältesten englischen Aufnahmsgebete wurde von den Maurern zu Gott gefleht:

"O Herr Gott, gib zu unserm Glauben Tugend, zur Tugend Erkenntniss, zur Erkenntniss Mässigung, zur Mässigung Klugheit, zur Klugheit Geduld, zur Geduld Frömmigkeit, zur Frömmigkeit Bruderliebe, und zur Bruderliebe allgemeine Liebe; und verleihe, o Herr, dass die Maurerei gesegnet sei durch alle Welt, und dein Friede uns sei. o Herr; und verleihe, dass wir Alle vereint sein mögen wie Einer durch unsern Herrn Jesus Christus, der da lebt und regieret von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen." 1)

In seinem zweiten Briefe 5 ff. schreibt Petrus: So wendet allen euren Fleiss daran, und reichet dar in eurem Glauben Tugend, und in der Tugend Bescheidenheit, und in der Bescheidenheit Mässigkeit, und in der Mässigkeit Geduld, und in der Geduld Gottseligkeit, in der Gottseligkeit brüderliche Liebe und in der brüderlichen Liebe gemeine Liebe."

Obwohl nun dem maurerischen Aufnahmsgebete zunächst diese Stelle des Briefes Petri einverleibt wurde und das Bardengebet nur als eine sehr freie, aber schöne Nachbildung derselben Stelle erscheint, haben wir doch in der Symbolik, II. S. 312, die Vermuthung gewagt, es möchte die so nachdrückliche und absichtliche Hervorhebung der allgemeinen Wesensliebe in dem maurerischen




    1) Krause, Kunsturkunden. I. 1. S. 149.



Aufnahmsgebete ein buddhistischer Einfluss und Anklang sein. Nachdem jetzt das älteste Gebet der Barden vorliegt, möchte jene Vermuthung zur Gewissheit erhoben sein, indem die Liebe aller Creatur doch kaum eine andere sein kann als die allgemeine Wesensliebe der buddhistischen Morallehre. Es sind mehrere der Bardengebete in den im J. 1848 herausgegebenen Jolo Manuscripts, 1) S. 79, 80, 469 und 470 enthalten.

Druidische Einflüsse auf das alte maurerische Aufnahmsgebet scheinen aber auch noch von anderer Seite her nachgewiesen und schwerlich zurückgewiesen werden zu können. Das Gebet beginnt: "O du Herr Gott, du grosser und allgemeiner Baumeister der Welt, du erster Bildner des Menschen, dass er wie ein Tempel sei." Der Mensch wird also hier ein von Gott erbauter Tempel, ein göttlicher Tempel, ein Gottestempel 2) genannt. In dem Gespräche nun zwischen Arthur und Eliwlod, einem alten christlichen, gegen die Barden oder den Druidismus gerichteten Gedichte, gedruckt in Original mit gegenüberstehender deutscher Uebersetzung bei San-Marte (Schulz), Beiträge zur bretonischen und celtisch-germanischen Heldensage, Quedlinburg 1847, S. 83 ff., und aus 53 Strophen von 3 gleichreimigen Versen, der sog. Kriegerstanze oder Englyn Milwr bestehend, wird der Geist Arthurs wiederholt, in Strophe 36 und 42 "erhabner Gottestempel" angeredet, oder auch in Str. 44 "Gottestempel der Freudigkeit" und in Str. 42 "Heiliges Räthsel des Heiligthums." Zu wyddwa oder gwydda (Gottestempel) bemerkt San-Marte, es bezeichne wörtlich "Ort der Gegenwart", von wa, Platz, und gwydd, Gegenwart, der Ort, wo die Gottheit sich persönlich offenbart oder erscheint; gwydd heisse auch 1) Wissen, Kenntniss , 2) Baum; letzteres sei wahrscheinlich die ursprüngliche Bedeutung, wie überhaupt der Druidismus in Religion und Philosophie den Begriff Baum festzuhalten liebe; im ganzen altirischen Abc trage jeder Buchstabe den Namen eines Baumes, - die Druidenschrift sei Pflanzen-




    1) Walter, S. 5.
    2) Vergl. Symbolik, I. S. 144 und II. S. 178.



schrift. Wir theilen aus dem Gedichte einige Strophen mit:

  1. Vorsätzlich Uebles begehn,
    In bösem Entschluss bestehn,
    Das heisst Sünde und Vergehn.

  1. Gott lieben mit rechtschaffenem Muth,
    Und beten mit aufrichtiger Gluth,
    Schafft ewges Heil und zeitlich Gut.

  1. Ueber Vergehen innige Reue,
    Auf Gnade hoffen in Treue,
    Das schafft, dass Frieden die Seel erfreue.

  1. Arthur, erhabner Gottestempel,
    Nicht von Gott oder Alpha werden abgebracht,
    Das ist der höchste Gipfel der Macht.

  1. Arthur, erhabner Gottestempel,
    Heilig Räthsel des Heiligthums, wiss' auch:
    Gott selbst ist Richter nach ewigem Brauch.

Diese Strophen werden dem in Gestalt eines Adlers auf einer Eiche sitzenden Geiste des Eliwlod, eines Neffen Arthurs, in den Mund gelegt.

Wie gewisse nahe Beziehungen zwischen den Barden und dem maurerischen Aufnahmsgebete vorhanden sind, so auch zwischen ihnen und dem sog. Freimaurerverhör von Heinrich VI., 1) weshalb und aus andern Gründen schon von Thomas Paine in einem nachgelassenen, 1812 erschienenen Werke de l'origine de la Francmaçonnerie die Freimaurerei von den Druiden abgeleitet worden war. Es wird den Maurern in jenem Verhöre auch die Kunst beigelegt, gut und vollkommen zu werden, ohne die Hülfe der Furcht und der Hoffnung. Dieser Satz erscheint nun auch in den kymrischen Triaden vom Könige Arthur und seinen Rittern in folgender mehr ausführlichen und zugleich theologischen Fassung:

"Drei rechtspendende Ritter am Hofe Arthurs (deren Namen folgen). All ihr Sinnen ging darauf, die Hülfebedürftigen jeder Art zu schützen, Waisen, Wittwen und Jungfrauen, und Alle, die sich unter den Schutz Gottes und seines Friedens gestellt, und alle Armen und Schwachen, ohne Ausnahme, und sie vor Gewalt,




    1) Symbolik, I. S. 367 ff. und II. S. 314.



Unbill und Bedrückung zu bewahren. - - Und sie handelten weder aus Rücksichten, noch aus Furcht, noch aus Liebe, noch aus Hass, noch aus Leidenschaft, noch aus Gefälligkeit, noch aus Zorn, noch aus Gunst irgend einer Art, sondern allein weil es so gerecht und recht war, nach den Gesetzen Gottes, nach der Natur der Milde und nach den Forderungen der Gerechtigkeit." 1)

Uns ist ganz zweifellos, diese Lehren der Barden und der Maurer, dass der Mensch ganz leidenschaftslos handeln, alle Leidenschaftlichkeit überwinden solle, seien aus der gleichen indischen und besonders buddhistischen Quelle abzuleiten. Dem hiefür schon früher Beigebrachten sei noch beigefügt:

In der Baghavat-Gíthá wird gesagt: "Weise Männer, die jeden Gedanken an die Frucht, welche aus ihren Handlungen entsteht, verbannt haben, sind befreiet von den Ketten der Geburt und gehen in das Land ewiger Glückseligkeit." Dies also sind die wahren Stricke und Ketten, die Vorurtheile, welche durch die Weihe gelöst und gebrochen werden sollen. Sankara, der berühmteste Vedantalehrer sagt von Brahma: "Ich bin das grosse Brahma, das ewig ist, rein, frei, eins, beständig, glücklich, seiend, ohne Ende. Wer nichts Anderes betrachtet, wer sieh an einen Ort zurückzieht, wessen Begierden vernichtet, und wessen Leidenschaften unterjocht sind, der begreift, dass der Geist eins und ewig ist. Ein Weiser muss alle sinnlichen Dinge vernichten und immer nur den einen Geist betrachten, der dem reinen Raum gleicht." 2)

Der buddhistische Brahma-Spruch lautet:

Austrockne der Begierde Strom, die Lust treib' aus, o Brahmana:
Das Ungeschaffne kennst du, wenn Vernichtung kennst, o Brahmana.
Der beide Ufer hat erkannt, das Diesseits und das Jenseits auch,
Dem fallen ab die Bande all', die seinen Geist gefesselt einst.




    1) Walter, S. 343.
    2) Bunsen, Gott in der Geschichte, II. S. 138.



Dem beides ist nicht Diesseits dies, nicht Jenseits das,
Den nichts erschreckt, der frei von Allem, diesen nenn' ich Brahmana.

Wer überwunden diese Welt, die feindlich ihm entgegentritt
Wer störungsfrei, wer durchgedrungen ist zum Ufer jenseits dort,
Wer sinnend lebet, von Begehrung frei ist und ganz zweifellos,
Wer nichts als eigen anspricht, diesen Mann nur nenn' ich Brahmana,

Wer Leid und Freude hinter sich, in Ruhe lebt, des Elends los,
Wer alle Welten überwand, den Helden nenn' ich Brahmana.

Der Buddha-Spruch enthält:

Der unbesiegbar ist, den Niemand nicht
In dieser Welt bezwingen mag,
Den Buddha, spähend das Unendliche,
Den Fussstapflosen, welche Spur zeigt euch ihn an?

Den kein Gelüst umstricken mag den keins
Vermag an sich zu ziehn, vergiftendes,
Den Buddha, spähend das Unendliche,
Den Fussstapflosen, welche Spur zeigt euch ihn an?

Die Götter selbst beneiden die irn Sinnen nicht Ermattenden,
Die froh der steten Ruhe sind, Erinnerungsvoll', Erleuchtete. 1)

An die hier vorgetragene Yogalehre, 2) welche zur Grundlage die Besiegung der Leidenschaften und die Uneigennützigkeit der Handlungen hat, klingt in einer merkwürdigen Weise die Lehre des chinesischen Philosophen Lao-zö oder Lao-kiun an, welcher nach Bunsen, a. a. O., II. S. 61, vom J. 604 - 522 v. Chr., also beinahe ganz gleichzeitig mit dem gegen 543 verstorbenen Buddha lebte. Ihm ist die ewige Ruhe des Tao, d. i. des absoluten und nichtpersönlichen ewigen Wesens, nach Bunsen der Weltordnung, also das Nichthandeln das Ziel des Weisen, des kleinen Tao oder des Mikrokosmos. Der Weise sagt




    1) Bunsen, a. a. O., II. S. 155.
    2) Vergl. auch Lassen, indische Alterthumskunde, IV. S. 624 ff. Symbolik unter Yogalehre.



sich ganz los von der Welt, er entfremdet sich der Freude wie dem Schmerze und versenkt sich in das ewige Nichtsein. Dadurch erhält er die Macht über die Welt und deren Kräfte: auch über den Tod: er wird unsterblich: der Mensch an sich ist nicht unsterblich. 1) Nach dem etwas spätern Confucius wird das höchste Gut erreicht durch das Beharren in der rechten Mitte. 2) Lao-kiun zufolge gibt es keine grössere Sünde als regellose Begierden, und kein grösseres Unglück als der Unfriede und die quälende Unruhe der Seele, die Folgen der regellosen Begier sind. Wie Lao-kiun als den Urgrund des Weltalls und der Dinge, und zugleich als deren Urbild eine ewige Vernunft, ein unaussprechliches, unerschaffenes Wesen anerkannte, so galten ihm auch die Seelen der Menschen nur als Ausflüsse des ätherischen Urseins, die sich nach ihrem Tode wieder mit demselben vereinigen; so jedoch, dass die Seelen der Bösen sich nicht wieder in das allgemeine Leben der Weltseele auflösen. An Pythagoras, nur wenig später lebend, streift dabei Lao-kiun dadurch an, dass er seine Lehre von der Weltzeugung in einer Zahlenform aussprach, indem er die Kette der Wesen aus Ein, Zwei und Drei knüpfte, wodurch Alles entstanden wäre; dieses dreieinige Wesen bezeichnete er als Das, was da war, Das, das da ist, und Das, das da sein wird.

Nach dem Gebete wurde in einer allgemeinen Versammlung der Barden das Bardenweisthum (dysgogan Beirdd) verlesen, welches die Aufzeichnungen von der Wissenschaft, den Kenntnissen, Einrichtungen, Regeln, Privilegien und Gebräuchen der Barden enthielt. Auch wurden daselbst verlesen die periodischen Aufzeichnungen des Mabon of Medron, d. i. die Namen und Erinnerungen der Barden, Dichter, Gelehrten und Weisen vom Stamme der Kymren, und der edlen und würdigen Handlungen jeder Art, wodurch sie sich ausgezeichnet hatten; desgleichen der Könige der Insel Britannien und ihrer denk-




    1) Bunsen, II. S. 62; Stuhr, die chinesisehe Reichsreligion, Berlin 1835, S. 18 ff.
    2) Stuhr, S. 14.



würdigen Thaten, mit der Zeit, worin sie gelebt, ihrer Abstammung und Nachkommenschaft. Hierauf folgten dichterische und wissenschaftliche Vorträge, deren Prüfung und etwaige Belehrung, so wie die übrigen Geschäftsangelegenheiten. Ein Gottesdienst und das Festmahl mit Verleihung der Ehrenauszeichnungen machten den Beschluss. Die Versammlungen der örtlichen Bardenstühle sollten nach Bedürfniss am Neulicht, ersten Viertel, Vollmond oder letzten Viertel gehalten werden und hatten die örtlichen Angelegenheiten, vorzüglich die Beförderung der für würdig befundenen Schüler zum Hauptgegenstande, wie wohl auch die erste Aufnahme zum Schüler eine feierliche gewesen und hier erfolgt sein wird; ausserdem wurden dichterische Vorträge nach Thunlichkeit eingeflochten. Die Eröffnung und der Schluss der Versammlung erfolgten in feierlicher Weise und mit eigenthümlichen Gebräuchen und die Barden hatten der Versammlung unbewaffnet, mit blossem Haupte und mit blossen Füssen 1) beizuwohnen, um Gott ihre Ehrfurcht zu erweisen. Wer in der Versammlung Zeugniss abzulegen hatte, musste es thun, das Auge nach der Sonne, dem Auge des Lichtes, gerichtet und seine Hand in die des Vorsitzenden legend, was ein Schwur, ein Gelübde bei dem Lichte war. 2) Die Versammlung selbst scheint im Sonnenkreise gestanden zu sein. Denn um eine Erhöhung auf Rasengrund war nach den Jolo Manuscripts ein Kreis von Steinen gelegt, den nur die Barden betreten durften; in dessen Mitte waren mit Berücksichtigung des Standes der Sonne drei Steine, und diesen gegenüber in der Mitte des Kreises ein grösserer Stein angebracht, welcher der Stein des Vorsitzes oder der Altar der gorsedd, der Versammlung hiess. Der Stein wird seiner Gestalt nach nicht näher beschrieben, indessen war es vielleicht ein Cubus als Symbol der Welt.

Die Würde eines Barden konnte nur durch Erfüllung der gesetzlichen Vorschriften und bei dem zu deren Verleibung allein berechtigten Bardenstuhle und Barden-




    1) Vergl. Symbolik im Register unter blossem Fuss.
    2) Symbolik, I. S. 277.



convente erlangt werden. Wer dem Bardenorden, dem Bardenstande beizutreten wünschte, musste Schüler eines zum Lehren befugten Barden, bard gorseddog, weil er von der Versammlung (gorsedd) zum Lehramte befähigt und berechtigt erklärt war, oder derwydbardd, Druidbarde, wissender Barde genannt, werden, wodurch er, gleich z. B. dem Brahmanenschüler, in ein enges und länger dauerndes Verhältniss der Abhängigkeit und Bevormundung, der Treue und Ergebenheit trat. Es gab nun drei Stufen des Schülers, drei Grade des lernenden Barden, welche in den verschiedenen Zeiten und Systemen zwar verschieden benannt, aber dennoch im Wesentlichen gleich waren. Wir möchten diese drei Bardengrade den drei maurerischen Graden des Lehrlings, des Gesellen und des Meisters vergleichen, wie dem Verhältnisse des Bardenschülers zu seinem Lehrer das maurische Pathenverhältniss in der Idee ähnlich ist. Jedenfalls sind die für das 11. und 12. Jahrh. urkundlich nachgewiesenen drei Bardengrade der Walen auch ein historisches Zeugniss für das hohe Alterthum der drei Grade der englischen Bauleute. Auf der ersten, nach andern Nachrichten dreijährigen und darin der Idee nach wieder mit der maurerischen Lehrlingsstufe zusammenfallenden Stufe hiess der Zögling ein fortschreitender unter Schutz (trofedig nawdd), ein ungehobelter Schüler (mebinogg hyspyddaid), ein Probeschüler (dyscybl yspas), wornach zugleich der entstellende Druckfehler auf S. 631 I. der Symbolik zu berichtigen ist. Der Unterricht des Probeschülers, des Bardenlehrlings konnte nur in den Elementen der Dichtkunst, in der Verslehre und in eigenen Eebungen bestehen. Nur der Bardenstuhl, die Bardenversammlung konnte den nach seinen vorgelegten Arbeiten und nach dem Zeugnisse seines Lehrers befähigten Lehrling auf die zweite Stufe erheben, wo er ein fortschreitender durch Privilegium (trofedig braint), ein fortgerückter Lehrling (mebinogg gorddyfnaid), ein geschulter oder disciplinirter Schüler (dyscybl dyscyblaidd) hiess. Der Bardengeselle wurde gewiss dazu gleich dem Lehrlinge in der Bardenversammlung in feierlicher Weise gemacht und hatte in der Regel wieder drei Jahre in den Fächern der Dichtkunst und in den





einem Barden obliegenden genealogischen, historischen und archivalischen Kenntnissen und Fähigkeiten sich zu unterrichten. Auch die Wappenkunde oder Heraldik gehörte in den Lehrkreis, da es eine besondere Art von heraldischen Barden (arwyddfard) bei den kymrischen Fürsten und Grossen gab. 1) Wurde dem Bardengesellen nach erprobter Tüehtigkeit von dem Bardenstuhle der dritte Grad verliehen, erhielt er den Namen eines eigentlichen Barden (prifbardd), oder eines durch die Versammlung geprüften und anerkannten, nach Walter conventmässigen Dichters (prydydd gorseddog), eines rechten oder berechtigten Schülers (mebinogg braint), nach Walter eines Schülers dem Rechte nach, - eines Meisterschülers oder vielmehr Meisters (dyscvbl pencerddiaidd, nach Eckermann master of the science of song). Dieser stand auf seinen eigenen Füssen und konnte sich in öffentliche Disputationen und Wettgesänge einlassen; wenn er in diesen drei Mal, jedes Mal mit dem Zwischenraume eines Jahres, einen Stuhl gewonnen hatte, so wurde er in einer allgemeinen Bardenversammlung mit den Rechten und Privilegien eines Meistersängers (pencerdd), woran namentlich das Recht zu lehren hing, bekleidet, und ein Stuhlbarde (bardd cadeiriaw), nach Walter kathedrirter Barde, - oder Stuhllehrer (athraw eadeiriaw), nach Walter kathedrirter Lehrer, - oder auch, wie vorhin angegeben, bardd gorseddog, derwvdbardd. Ein solcher hatte das Recht, das Privilegium, zu sitzen, 2) - er hatte einen Stuhl erworben, er war Stuhlmeister, Stuhlbarde, - er trug sitzend vor und hatte aller Wahrscheinlichkeit nach in der Versammlung einen Ehrensitz. Der Meister vom Stuhl, der Stuhlmeister bei den Maurern würde demnach aus dem alten walischen Rechte abzuleiten und zu erläutern sein. Stuhlbarde wurde gewöhnlich der Schüler erst 9 Jahre nachher, nachdem er die erste Bardenstufe erlangt und somit je 3 Jahre auf jeder Stufe zugebracht hatte. Da auch schon eine Vorbereitung von 3 Jahren erforderlich war, bevor man nur die erste Stufe oder Weihe er-




    1) Walter, S. 282.
    2) Walter, S. 285.



hielt, war der Stuhlmeister ein 12jähriger Schüler, wie es bei den Bretonen überhaupt 1) und in Wales nach dem am Ende des fünften Jahrhunderts von Merlin oder Merddin eingeführten Bardensysteme, ohne Zweifel mit symbolischer Rücksicht auf die 12monatliche Sonnenbahn, ausdrücklich vorgeschrieben war. 2) Nach den walischen Traditionen wurde im 6. Jahrh. unter dem Könige Arthur von dem Barden Maelgyn Hir zu Caerleon ein Stuhl für Caerleon, Glamorgan und Gwent hergestellt, wo Taliesin, Merddin und Andere den Vorsitz geführt haben. 3) - Wer nach 3 Jahren nicht zu einer höheren Stufe aufstieg, verlor seine jetzige Stufe und wurde in die nächste unter ihr zurückversetzt. Drei Schüler, nicht weniger, musste nach Walter, S. 285, ein Lehrer zur selben Zeit haben, Einen, aber nicht mehr, auf jeder Stufe. Offenbar herrscht hier in den Quellen oder in deren Auslegung durch Walter ein kleines Missverständniss , da es ganz unnatürlich für den Schüler und den Lehrer wäre, vorzuschreiben, wie viele Schüler ein Lehrer haben müsse; vielmehr wird dem Lehrer verboten, eine grössere Anzahl von Schülern anzunehmen, als er hinreichend zu unterrichten vermag, wie nach der gemeinen deutschen Steinmetzordnung der Steinmetzmeister nicht mehr als 3 Lehrlinge und niemals mehr als 5 haben durfte, je nachdem er nur einen oder mehrere Bauten auszuführen hatte. 4)

Die Bardenversammlung oder der Bardenstuhl hatte die zweckmässige Befugniss, ausgezeichneten Dichtern und Sängern "kraft des Privilegiums des Genius und der Kenntnisse" die Würde eines Stuhlbarden zu verleihen, ohne den regelmässigen Schülercursus durchgemacht zu haben; analog muss auch die Versammlung befugt gewesen sein, die Stufenzeiträume bei verdienten und vorzüglichen Schülern abzukürzen. Der Bardenstuhl hatte nach dem maurerischen Logenrechte die Macht, Ehrenmitglieder zu ernennen und von der gesetzlichen Frist zur Ertheilung einer




    1) Ueber Britones vergl. Diefenbach, a. a. O., S. 273, Nr. 76.
    2) Symbolik, I. S. 630 und 631.
    3) Walter, S. 272.
    4) Symbolik, II. S. 395.



Beförderung ganz oder theilweise zu dispensiren. Die Ehrenstuhlmeister hiessen Ovaten (ovydd), welche man dazu benützt hat, um nach der alten Weise die Barden in Barden, ovaten und Druiden einzutheilen und auch äusserlich zu unterscheiden. 1) Ofyd im Kymrischen bezeichnet jetzt plilosopher, ofyddiaeth philosophy, ofyddfardd a scientific bard. 2) Umgekehrt hatten die Schüler wohl auch das Recht, auf die Erlangung einer höhern Stufe zu verzichten und mit der niederen sich zu begnügen.

Neben mancherlei äusseren oder öffentlichen Rechten und Vorrechten, z. B. der Befreiung von dem Schwertdienste, einer höhern Glaubwürdigkeit, hatten die Barden auch eine ausgezeichnete Kleidung; die Barden eine himmelblaue zum Symbole des Friedens, der Ruhe und der Wahrheit, - die Ovaten eine grüne zur Bezeichnung des Wachsthums, des Grünens der Wissenschaft, und die Druiden eine weisse zum Zeichen der Reinheit. Dieselbe Farbensymbolik haben die Maurer. 3) Von der Farbe des Kleides trugen die Barden auch ein Armband (breichrwy) am rechten Oberarm, welches auch da getragen werden musste, wo man nicht im Gewande erschien. Den Bardenstab, an Farbe entsprechend dem Gewande, führte man nur in der Versammlung selbst und er war gewiss nicht ohne symbolische Bedeutung, oder ein Lichtsymbol. Der Stab der Bardenschüler war mit den 3 Farben gemischt und von verschiedener Länge nach ihrem Grade. Daneben gab es drei Insignien, welche zur Auszeichnung verliehen wurden: der Stuhl (cadair), die Axt (bwyall) und die goldene Kugel, welche alle drei eine nicht näher angegebene symbolische Bedeutung hatten und als Lichtsymbole einzig vermuthet werden können, möglicher Weise auch höhere Grade und höhere Rechte bezeichnen. Der Stuhlbarde trug seine Insignien von Gold, die Anderen von Silber. Die goldene Kugel (pel aur) war vielleicht Symbol der Sonne, des Auges des Lichtes, - der Stuhl eines bevor-




    1) Walter, S. 286.
    2) Diefenbach, O. E., S. 320.
    3) Symbolik unter Kleidung.



zugteren Sitzes, des Sitzes im Osten, - die Axt eine Donneraxt gleich dem Donnerhammer. Es fehlen die Berichte, woran die Auszeichnung getragen worden sei; vermuthlich am Halse, da die Barden auch ein Halsband, einen Halsschmuck trugen. Der Halsschmuck war von grosser Bedeutung, denn der unglückliche König Llywarch Hen singt: "Ich hatte 24 Söhne; sie trugen das goldene Halsband und waren Häuptlinge im Heere; Gwen war der Tapferste; er war der Sohn seines Vaters." 1) Auch gebrauchten die Barden 2) (die Bardenstühle?) die Wappen ihres Gebietsherrn und pflegten ihre Sitze mit Kräutern und Laub nach den 4 Jahreszeiten zu schmücken.

Wie mit der Pflege der Dichtkunst beschäftigte gleichmässig sich die Bardenversammlung mit der Pflege des Gesanges und der Musik, und hatte die 24 Canon (deivr von deivyr, Regel) des mysikalischen Rhythmus, das System der Tonleiter (cvwair) und der Tonarten, des Zeitmasses und Anderes festgesetzt. Zum Unterricht in der musikalischen Disciplin war nur ein Meistersänger (pencerdd) berechtigt. Der Meistersänger und der Stuhlbarde entsprachen sich im Range genau. Dem graduirten Barden, der nicht Stuhlbarde war, entsprachen die graduirten Musiker. Diese waren 3facher Art: der Harfenspieler, Spieler des erwth, und Sänger (dadgeiniaid). Aus der Klasse der Sänger gingen besonders die umherziehenden.Minnesänger (chlerwriaeth) hervor. Die Edleren unter ihnen sangen mit begeisterter Treue das Lob und die Heldenthaten ihrer Herrn, der letzten Heroen des untergehenden Volksthums; Viele aber sanken zu Lustigmachern und Parasiten der tafelnden Junker und endlich auch des grossen Publikums herab, und wurden zuletzt fahrende Leute gleich ihren Kunstverwandten in Deutschland und den romanischen Jokulatoren. 3) Für ihre Gedichte und Gesänge wurden die Barden bezahlt; bei Besingung einer ruhmwürdigen That des ganzen Stammes wurden sie von der Bardenversammlung auch oft durch Gewährung eines Rundganges




    1) Walter, S. 303.
    2) Walter, S 288.
    3) Diefenbach, O. E., S. 247.



(cylch clera) belohnt, wobei von Jedem ein Pfennig ihnen gereicht wurde. Auch hatten die Barden und selbst die Bardenschüler das Recht des Rundganges, 3 Mal im Jahr an den drei hohen Festen Weihnachten, Ostern und Pfingsten, in ihrer Provinz und alle 3 Jahre einmal im ganzen Reiche. Wo bei feierlichen Anlässen gesungen wurde, begann der Meistersänger mit einem Gesänge zu Ehren Gottes und dann des Königs.

Bei den Barden soll sich auch seit uralten Zeiten ein eigenthümliches Alphabet, eine Geheimschrift 1) erhalten haben, welches Coelbren y Beirdd, oder nach San-Marte, Beiträge S. 51, Coelbren y Bardd genannt wird. Die Zeichen desselben bestehen gleich den nordischen Runen 2) aus geraden und aus Querstrichen in mancherlei Zusammensetzungen, nicht aus gekrümmten Strichen, weil es darauf berechnet ist, dass die darin geschriebenen Wörter mit einem Messer auf hölzerne Stäbe eingeschnitten werden. Das bardische Symbol des Alphabetes wird durch 3 gerade divergirende Linien: gebildet, da diese drei Linien alle Elemente des bardischen Alphabetes umfassen und alle Buchstaben ohne Ausnahme aus denselben, nur in verschiedener Weise, zusammengesetzt sind. Das Alphabet bestand ursprünglich nur aus 10 Zeichen, die nach und nach auf 24 vermehrt wurden; die auf hölzerne Stäbe eingeschnittenen Worte sollen in Rahmen gefasst worden sein, um das Geschriebene lesen zu können. In der Preisabhandlung von Abergavenny über die Aechtheit des Coelbren y Bardd von Taliesin Williams (ab Jolo), gedruckt zu Llandovery 1840, ist eine allegorische Erzählung angeführt, die den Menw, nach den Triaden einen der drei Zauberer der Insel Britannien, - den britischen Menu oder Manu. 1), den deutschen Manu und Menschen, mit der Entdeckung des Alphabets verknüpft. Es heisst daselbst: "Einigan Gawr sah drei Lichtstrahlen (welche drei Lichtstrahlen durch die drei divergirenden geraden Striche symbolisirt werden sollen), auf denen alle




    1) Vergl. Symbolik. Il. S. 256; Eckermann, III. 2. S. 78 ff.
    2) Symbolik unter Runen.
    3) Symbolik, II. S. 277.



Kenntniss und Wissenschaft geschrieben war. Und er nahm drei Stäbe der Bergesche und schrieb alle Wissenschaften darauf, als Nachahmung der drei Lichtstrahlen; und die, welche sie sahen, vergötterten die Stäbe, was den Einigan dermassen betrübte, dass er die Stäbe zerbrach und starb. Und nach Jahr und Tag sah Menw drei Stäbe aus dem Munde des Einigan grünen, auf denen jede Art von Erkenntniss und Wissenschaft geschrieben war. Da nahm Menw die drei Stäbe, und lernte alle Wissenschaft, und lehrte sie Allen, ausser dem Namen Gottes, der allein das Geheimniss der Barden war; und gesegnet, wer das besass." - Diese Stelle könnte zu sehr langen Erörterungen und Vergleichungen Veranlassung geben, jedoch sei nur bemerkt:

  1. nach der Lehre und Ansicht der Barden ist alles menschliche Wissen und jede menschliche Wissenschaft ein Erfassen des vom Himmel herabstrahlenden, des göttlichen Lichtes, wie die Seelen der Menschen selbst den Lichtern verglichen werden, oder gar, wie Arthur in einem alten christlichen Gedichte, der Sonne, die leuchten wird bis zum Erscheinen der andern Sonne (Christus) von, untrüglichem Glanze. 1) Der Mensch, seine Seele leuchtet nach dem Grade ihres Wissens und ihrer Tugenden, weshalb Arthur auch genannt wird: "erhaben, schnell sich bewegende Leuchte." Die menschlichen Seelen und Leucten sind aber blos ein Abglanz, ein Theil des dreifachen himmlischen Lichtstrahls.

  2. Das Licht, daher auch die Wissenschaft und der Mensch selbst werden getragen durch den Baum, die Esche, die Weltesche, den Wolkenbaum, das Himmelsgewölbe und entstammen demselben; 2) am Himmel erglänzt alles Licht, dort stehen also alle Wissenschaften geschrieben und müssen hier gesucht werden. Zugleich sind den Mensehen Baumstäbe, hölzerne Stäbe die ersten und ursprünglichsten Schreibtafeln, woher unser Buchstabe und der kymrische Eschenstab für den schriftlichen Uranfang alles Wissens galt. Wie dem Holzbau der Steinbau folgt, folgen




    1) San-Marte, Beiträge, S. 89.
    2) Symbolik, I. S. 155.



    den hölzernen Schreibtafeln, den Buch- oder Eschenstäben bald die Thon- und Steintafeln, die Sets-Säulen.

  1. Das Symbol des geoffenbarten und wirklich gewordenen dreifachen göttlichen Lichtstrahles sind drei Striche oder Strahlen, drei Buchstaben, das Abc; doch Gott selbst ist der verborgene und unaussprechliche Name, das Geheimniss der Barden.

  2. Einigan Gawr war der wissende Urmensch und da er starb, ging nach dem indo-germanischen Glauben 1) seine Seele, sein Wissen in drei Pflanzen, drei Blumen, drei Stäbe über, die aus seinem Grabe hervorwuchsen; diese drei dem Grabe entwachsenden Stäbe sind aber der sie schneidende Menw, Mensch selbst. Einigan Gawr starb, weil er doch nur ein Mensch, nur ein geschaffener Geist war, der nicht göttlich verehrt werden durfte und der Hinfälligkeit unterworfen blieb.

Die erste Nachricht und Abbildung von dem Bardenalphabete gab Llvwelyn Sion, der am Ende des sechszehnten Jahrhunderts mancherlei Denkmäler der Barden an Glamorgan sammelte. Gegen das höhere Alter des Bardenalphabetes spricht jedenfalls der Mangel an Denkmälern, worin es vorkommt, 2) obgleich dieses sich auch aus der unbedingten Geheimhaltung des Alphabetes erklären liesse und mit dem Geheimbunde der Barden sich gewiss auch eine Geheimschrift bildete. Die bardische Schrift wäre nicht allein mit der Runenschrift, sondern auch mit der chinesischen Schrift und selbst mit den Keilschriften zu vergleichen. Das kymrische Volk, die Kymren haben von den Römern schreiben gelernt, denn sie nahmen von ihnen die lateinischen Buchstaben an, um damit das Kymrische zu schreiben, wie es noch heute geschrieben wird und wie sich die gallischen Kelten zu Cäsars Zeiten der griechischen Buchstaben bedienten. Im Kymrischen heisst ysgrifeny (scribere) schreiben, - ysgol (schola) Schule, - dysgybl (discipulus) Zögling, - dysg (disciplina) Disciplin, Lehre Ilyfr (liber) Buch u. s. w.,




    1) Symbolik, Il. S. 44 ff.
    2) Walter, S. 22.



woraus doch geschlossen werden dürfte und müsste, dass die Kymren und die Barden keine eigenthümliche Schrift besassen, nicht schreiben konnten, weil sie sonst dafür kymrische und nicht römische (Lehn-) Worte haben würden.

Die Bezeichnung des Mysteriums, der Freimaurerei als der königlichen Kunst scheint den Barden gleichfalls bekannt gewesen zu sein. In einer alten, von Eckermann, III. 2. S. 98, mitgetheilten britischen Mysteriensage wird davon gesprochen, dass der Aufzunehmende in sein königliches Bett (nach Eckermann, die Zelle der Initiation) gebettet worden sei. Auch die drei Reisen, der dreimalige Umgang um den Zirkel, Altar oder Carn kommen bei den Druiden vor. 1)

Um das Bardenwesen und mit ihm die kymrische Dichtkunst, Musik und Literatur wieder emporzuheben, wurden mit Bewilligung der Regierung und mit Unterstützung einzelner Grossen seit dem Jahre 1450 von Zeit zu Zeit allgemeine Bardenversammlungen gehalten und verdiente Männer zu Barden, Ovaten oder Druiden graduirt, was sich bis auf die Gegenwart forterhalten hat. 2) Die Harfe, ein Buch und das Schwert bildeten stets bei den Kymren die drei Kostbarkeiten des Hauses und durften nicht vom Gerichte mit Beschlag belegt werden; 3) sie erinnern an die 3 Kleinodien der Maurer. 4) Diese 3 häuslichen Kleinodien sind in dem Mabinoghion, d. h. in den sagenhaften Erzählungen für die Tugend (nach Villemarqué, II. S. 324, faits ou gestes traditionnels) 5), bei dem Könige der Insel Britannien zu 13 Königs- oder Reichskleinodien vermehrt, worunter das Schwert des hochherzigen Rhydderch, welches sich in der Hand jedes Anderen als des Eigenthümers in einen glühenden Feuerstrahl verwandelte, - der (Wunsch-) Wagen Morgan des freundlichen, welcher Jeden, der darin sass, wohin er wünschte,




    1) Eckermann, III. 2. S. 118 ff.
    2) Walter, S. 312 ff.
    3) Walter, S. 315.
    4) Symbolik unter Kleinodien.
    5) San-Marte, die Arthur-Sage, S. 44, hält Mabinogion gleich juvenile instruction, Leitfaden zum Unterricht der jüngern Barden.



brachte, - das Schachbret. der Tawlbwrdd des Gwenddolau, woran die Felder von Gold, die Männer von Silber waren, welche aufgestellt von selbst spielten, 1) - der auch in der Sage des Yvain oder Owenn erscheinende Zauberring, welcher unsichtbar zu machen vermag 2) (ein Stein scheint dem Ringe nach der walischen Sage die Zauberkraft verliehen zu haben; wer den Stein verbarg, war selbst verborgen), - das Zaubergefäss (graal), 3) der Zauberbecher, - der Mantel (Llenn), welcher die Eigenschaft hatte, dass, wer darauf stand, von Niemanden gesehen werden konnte, doch selbst Alles sah. 4) In einem alten Manuscripte in der Sammlung Bosanquet's wird folgendes Verzeichniss der 13 kostbaren Dinge der Insel Britannien gegeben:

  1. Dyrnwyn, das Schwert des Rhydderch Hoel; wenn es irgend ein anderer Mann, als er selbst, schwingt, so springt daraus eine Flamme vom Griff bis zur Spitze, und Alles, was er wünscht, erlangt er. Aber wegen dieser Eigenschaften wich er Allen aus, und deshalb hiess er Rhydderch Hoel.

  2. Der Korb des Gwyddno Garanhir. Wenn Speise für einen Mann hinein gethan und er darauf geöffnet ward, so fand man darin Speise für 100 Mann enthalten.

  3. Das Horn des Bran Galed, aus welchem man jeden gewünschten Trank trinken konnte.

  4. Der Wagen des Morgan Mwynwawr, wie angegeben.

  5. Die Halfter des Clydno Eiddyn, die in einem Stalle unter den Füssen des Bettes war; und welches Ross er sich dazu wünschte, das fand er dabei.

  6. Das Messer des Llawnrodded Varvawc, womit 24 Männer auf einmal essen konnten.

  7. Der Kessel des Tyrnog. Wenn Speise für einen Feigling darein zum Kochen gethan ward, so ward sie nie




    1) Walter, S. 346; Villemarqué, II. S. 296; San-Marte, Arthur-Sage, S. 214 Anm.
    2) Villeinarqué, I. S. 114 und S. 255.
    3) Villemarqué, I. S. 196.
    4) San-Marte, Beiträge zur Heldensage. S. 44.



    gar; aber wenn Speise für einen Tapfern hinein gethan ward, kochte sie sogleich.

  1. Der Wetzstein des Tudwal Tudclud. Wenn das Schwert eines tapfern Mannes daran geschliffen war und irgend einer damit verwundet ward, musste er sterben; wenn aber ein Feigling sein Schwert darauf schärfte, that es keinen Schaden.

  2. Das Kleid des Padarn Beisrudd. Wenn ein Mann von edler Geburt es anzog, stand es ihm wohl; wenn aber ein Bauer, passte es nirgends.

  3. und
  4. Die Pfanne und Schüssel des Rheggenydd Ysgolhaig, worin man jede verlangte Speise finden konnte.

  5. Das Schachbrett der Gwenddolen, wie angegeben.

  6. Der Mantel Arthurs mit den bezeichneten Eigenschaften, wofür aber auch der Mantel des Tegau Eurvron genannt wird, den nur Frauen ganz reinen Wandels anlegen konnten. 1)

In Chaucer's Canterbury Tales, Canterbury Geschichten, ist diesem bretonischen Sagenkreise nachgeahmt, dass dem Könige Cambusean ein Gesandter des indischen Königs als Zeichen der Hochachtung überbringt ein ehernes Ross, einen Spiegel und ein Schwert, und seiner Tochter Canacee einen Ring. Das Ross, dessen Bewegung durch den Druck auf eine geheime Feder vermittelt wird, trägt seinen Reiter binnen 24 Stunden nach dessen Willen an jeden Ort der Welt; der Spiegel zeigt dem König alle geheimen Gefahren, welche sein Reich bedrohen, und der Hieb des Schwertes durchdringt Alles, wobei die Wunde, die es schlägt, nur dadurch geheilt werden kann, dass seine flache Klinge es berührt. Den Ring endlich muss Canacee am Daumen oder im Beutel tragen, und dann versteht sie, durch die magische Kraft desselben, die Sprache aller Vögel und erkennt die arzneiwissenschaftliche Potenz jedes Gewächses. 2)

In gewissem Gegensatze zu diesen 13 Reichskleinodien, Wunderdingen der britischen Insel, welche vormals zu Caerleon am Usk aufbewahrt wurden und die mit Myrd-




    1) San-Marte, Beiträge, S. 61
    2) Büchner, Gesch. der englischen Poesie, I. S. 25.



din Sohn des Morvran, auf das Haus in Enilli auf der Insel Bardsey übergingen. 1) zählen die alten Rechte von Wales 13 Dinge auf, welche die Welt verderben und wovon sie niemals erlöst werden wird: Ungerechte Könige, schwache Fürsten. willkührliche Richter, verheirathete Priester, kopflose Gehülfen, ein Volk ohne Unterricht, ein Land ohne Gesetze. Bischöfe ohne Wissenschaft, alte Leute ohne Religion, Jünglinge ohne Bescheidenheit, filzige Reiche, grossthuende Arme und die Landplage streitsüchtiger Schelme. 2) König Arthur soll zu Caerleon 7 Mal an Ostern, 5 Mal an Weihnachten und 1 Mal an Pfingsten Hof gehalten haben. 3) In 13 Kirchen wurde für den Hof Arthurs die Messe gelesen. 4) Eine niederländische Sage bei Wolf, niederl. Sagen Nr. 128, erzählt von den 13 (Trazegnies, treizénés) einer Mutter zugleich geborenen Kindern. Die kymrischen Dreizehnzahlen liefern nebenbei den Beweis, dass auch die 13 Gemeinden, i tredici Communi, welche zur Zeit der Repubik Venedig das sog. Vicaariato de' Monti des Gebietes von Verona gebildet haben, 5) keltischen Ursprunges seien. Auch mag die Dreizehnzahl der Weltübel als ein Beispiel kymrischer Bardenweisheit dienen. Sonst legten die Barden alle ihre theologischen, philosophischen, moralischen, juristischen, historischen u. s. w. Sätze in Triaden oder in dreigliedrigen Sätzen nieder, von denen Walter im Anhange S. 487. ff. in deutscher Uebersetzung eine Zusammenstellung gegeben hat. Einige dieser Triaden 6) mögen hier eine Stelle finden:

  1. Drei Dinge sind zusammen geboren: der Mensch, Freiheit und Licht.

  2. Die drei obersten Grundsätze der Weisheit: Gehorsam gegen die Gebote Gottes; Theilnahme für das




    1) San-Marte, Arthursage, S. 109. Anm. 1.
    2) Walter, S. 246.
    3) Villemarqué, I. S. 168 und II. S. 1.
    4) San-Marte, Arthursage, S. 249; Villemarqué, II. S. 2.
    5) Symbolik, II. S. 705.
    6) San-Marte (Schulz), die Arthursage. S. 48, urtheilt über diese Triaden allzu ungerecht. hält sie für "ein Gelehrtenmachwerk, alles wahrhaft poetischen Inhalts, alles gesunden Geschmacks, aller Popularität entbehrend," und kaum von den Barden herrührend.



    Wohl der Menschheit; und Stärke im Ertragen jeder Zufälligkeit des Lebens.

  1. Die 3 grossen Regeln für die Handlungen eines Menschen: was er zu thun einem Andern untersagt; was er von einem Andern gethan haben will; und was er nicht wünscht, dass ein Anderer ihm thue.

  2. Drei Zweige der Weisheit gibt es: Weisheit in Beziehung auf Gott; Weisheit in Beziehung auf jeden Mitmenschen; und Weishbit in Beziehung auf sich selbst. 1)

  3. Dreierlei Personen haben die Ansprüche und Vorrechte von Bruder und Schwester: der Waise; die Wittwe und der Fremdling.

Diese Triade ist wohl dahin zu verstehen, dass wir alle unsere Mitmenschen als die Kinder des gleichen göttlichen Schöpfers und Vaters wie Bruder und Schwester zu behandeln haben, vorzüglich die unserer Theilnahme so sehr bedürftigen Waisen, Wittwen und Fremdlinge. Für diese Morallehre der Barden spricht weiter, dass man durch neun (3 x 3) Arten von ausserordentlichen Dienstleistungen und Aufopferungen, z. B. Befreiung aus der Gefangenschaft, Errettung aus Lebensgefahr, zu dem Empfänger der Leistung in das Verhältniss eines Blutsfreundes, eines Bruders oder Vetters trat. 2)

  1. Die 3 verschönernden Namen von Gott: König der Himmel (Seele der Welten), Vater des Lebens, und Unendlichkeit der Liebe.

  2. Die 3 verschönernden Namen des Gewissens: Licht des Himmels, Auge der Wahrheit, und Stimme von Gott.

  3. Die 3 verschönernden Namen der Sonne: Fackel der Welten, Auge des Tages, und Glanzpunkt der Himmel.

  4. Drei Dinge, die der äehte Kymre allzeit im Gedächtniss haben muss: seinen Gott, seinen Nebenmenschen, und seine Pflicht (andere Fassung des essäischen Grundsatzes).




    1) Diese Triade wie auch die zweite sind offenbar essäischen Ursprungs; vergl. Symbolik, I. S. 552.
    2) Walter, S. 137.



  1. Drei Eigenschaften, die dem Kymren übel stehen: mit einem Auge zu sehen, mit einem Ohre zu hören, und mit einer Hand zu geben.

  2. Drei Dinge, die der Kymre bis zu seinem Tode bewahren und schirmen muss: sein Schwert, sein Geheimniss, und seinen Freund.

Bei dieser Gelegenheit sei bezüglich des Schwertes bemerkt, dass das entblössete Schwert ein von den Barden in ihren feierlichen Versammlungen gebrauchtes, aber noch wenig aufgeklärtes, Symbol gewesen ist. Walter, S. 279, bemerkt darüber wörtlich nur dies: "Hierauf (nach der Eröffnung der Bardenversammlung) brachte einer der Barden ein Schwert, mit welchem theils in der Scheide, theils entblösst, jedoch es immer an der Spitze, nicht am Griff anfassend , unter feierlichem Aufrufe mancherlei Ceremonien gemacht wurden, deren Sinn war, dass die Barden Männer des Friedens seien, und daher gegen Keinen ein entblösstes Schwert trügen." Es leuchtet ein, dass die Barden in ihrer feierlichen Festversammlung durch den symbolischen Gebrauch des Schwertes doch ein weiteres Geheimniss angedeutet haben, wogegen allerdings der Menge nur jene Bedeutung bezeichnet worden zu sein scheint. Walter, S. 308 ff., verwirft zwar ganz die Ansichten der walischen Gelehrten, z. B. eines William Owen, Edward Williams, John Williams, Williams ab Ithel, Edward Davies und Herbert, denen zum Theil auch Turner und Villemarqué 1) beitraten, dass unter den kymrischen Barden sich druidische Ansichten und Geheimnisse forterhalten und dem römischen Christenthum, dem Papstthume sich feindlich und abgeneigt gegenübergestellt haben, - und macht die Barden und die Kymren zu guten katholischen Christen, welche ihre sog. reinere Auffassung des Christenthums nur aus der katholischen Kirche




    1) Nach Villemarqué, I. S. 200, musste der Barde bei seiner Weihe auf eine Lanze unauslöschlichen Hass den angelsächsischen Eroberern schwören, worauf sich die berühmte Weissagung des Taliésin gründete, dass das englische Reich durch eine Lanze zu Grunde geben werde. Auch spricht Villemarqué, II, S. 258 oben, von dem ordre maçonnique des bardes.



geschöpft und in Triaden gebracht haben: eben so wenig sei bis jetzt von wirklichen Geheimnissen (cyfrinach) der Bardenschüler Etwas bekannt geworden unä die ihnen einzig mitgetheilten Geheimnisse haben sich blos auf die Regeln ihrer Kunst und auf den Sinn gewisser Symbole bezogen. Dennoch waren die Barden sicherlich eine Mysterienverbindung, hatten einen öffentlichen und geheimen Dienst und was sie verheimlicht haben, wurde nicht bekannt. Gerade die obige Triade scheint auf den geheimen Verein und seine Geheimnisse, das Geheimniss, das Mysterium hinzuweisen, und unter dieser Voraussetzung wären die Freunde die Bundesfreunde. Die Zusammenstellung des Schwertes, des Geheimnisses und des Freundes scheint ferner zu verrathen, dass die Barden, die Freunde, das Wohl, die Freiheit und die Vertheidigung des Vaterlandes geheim berathen und erstrebt haben. In einer Triade werden daher als die 3 nothwendigen, wenn auch widerwilligen, Pflichten der Barden der Insel Britannien genannt: Geheimhaltung zum Zwecke des Friedens und des öffentlichen Wohles; rücksichtslose Beschwerde, wo die Gerechtigkeit es verlangt; und das Schwert zu entblössen gegen Gesetzwidrigkeit und Gewalt. Unzweideutiger konnte es kaum ausgesprochen werden, dass der Bardenverein ein politischer, zur Erhaltung der kymrischen Freiheit, Sitte und Recht sei, welche er mit dem Worte und der That, mit der Harfe und mit dem Schwerte vertheidige. Der oberste Bardenstuhl, eine vaterländische Grossloge, leitete den Verein, die Beschützung und Vertheidigung des Vaterlandes gemeinsam mit dem Könige. Welche Macht sich der Verein beigelegt habe, beweiset, dass in einer Triade unter den Triaden über die Freiheiten und Einrichtungen der Barden als die 3 Dinge, welche nicht angefochten werden dürfen, genannt werden: die Gebräuche, der Gesang und der Ausspruch des Bardenconvents. Gerade dieser Bardenconvent mit druidischen Erinnerungen, mit dem nationalen Bewusstsein und mit der durch die Vereinigung gebotenen Widerstandskraft war es, welcher in Britannien die eigenthümlichen Verhältnisse der neugestifteten christlichen Kirche sowohl im Lande selbst als gegenüber dem





römischen Stuhl begründete und Britannien schon im 8ten Jahrhundert, selbst verglichen mit Frankreich und Italien mit einer vorzüglichern Aufklärung beschenkte. 1) Unter Edwin (955 - 959) erhob sich daher ein allgemeiner, hartnäckiger und verwirrender Kampf der alten Landespriesterschaft gegen die römische Priesterschaft und Herrschaft, an der Spitze welcher letztern der sog. Mönchsfürst, Abt Dunstan, mit den Benedictinermönchen stand und die durch eine Masse von Klöstern mit dem sorgfältigst eingerichteten Mönchsthume das ganze Land bis hinauf zum Fürsten sich zu unterwerfen und zu beherrschen strebte. 2) Selbst auf der Insel Mona wüthete dieser kirchliche und mönchische Streit und König Edwin, unter dessen kurzer Regierung derselbe ausbrach, wird daher in den Triaden zu den drei Geisseln der Insel Mona gezählt. Abt Dunstan scheint mit dem strengen Erzbisehofe von Canterbury. dem Dänen Odo, den wohl überlegten Plan gehabt zu haben, dem erzbischöflichen Stuhle die ganze Landesregierung zu erwerben und zu übertragen und dieselbe durch die Ehelosigkeit der Geistlichen zu stützen; 3) Dunstan folgte Odo bald auf dem erzbischöflichen Stuhle und konnte nun um so ernstlicher an die Ausführung seines vorgregorianischen Planes denken. Gegen die römische und dänische Fremdherrschaft traten die Barden und britischen Geistlichen in den erbittertsten Kampf, wogegen der Bischof von York später den normannischen Eroberer, Wilhelm I. , krönte. Wenngleich einer spätern Periode und einem andern Literaturkreise, nämlich dem beginnenden eigentlichen englischen angehörig, darf auch hier wegen des darin athmenden Geistes des reinen Christenthums und einer vernünftigen Freiheit berührt werden die um 1350 oder 1362 wahrscheinlich von dem Weltgeistlichen Robert Langland verfasste und gegen die scham- und masslosen, gleichzeitig auch von Wicliffe (1324 - 1384)




    1) Spittler, Entwurf der Gesch. der europ. Staaten, I. S. 285.
    2) Eichhorn, Weltgeschichte, II. (dritte Ausgabe, Göttingen 1817) S. 221; San-Marte, Beiträge zur Heidensage, S. 50.
    3) Luden, allgemeine Gesch. der Völker und Staaten, II. 2. S. 110



bekämpften Missbräuche der Geistlichkeit gerichtete "Vision des Peter Bauer, Vision of Pieree the Ploughman." 1) In derselben Weise und in demselben Geiste greift auch das vielleicht 30 Jahre nach dieser Vision entstandene Gedicht eines Ungenannten: Peter Bauers Glaube, Pieree the Ploughmans Creed" die wachsenden Missbräuche der Bettelorden an.

Die reinste Vaterlandsliebe erfüllt die sog. Triaden Kymren (Triodd y Cymro), zu denen gehören:

  1. Drei Dinge, die der Kymre über Alles lieben muss: das Volk der Kymren, die Gewohnheiten und Sitten der Kymren, und die Sprache der Kymren.

  2. Drei Dinge, die jeder ächte Kymre liebt: die Sprache seines Landes, die Weisheit seines Landes, und den Herrn seines Landes.

  3. Drei Dinge, wofür der Kymre sein Leben lassen muss: sein Vaterland, sein Wort, und die Wahrheit, was es auch sei.

Die letztere Triade nimmt wieder, ausgehend von dem Vaterlande, eine mysteriöse Wendung zu dem Bunde, zu dem Schwure für die Verbreitung und Vertheidigung der Wahrheit. Der Werth dieser Wahrheiten und Geheimnisse muss begreiflich aus den Verhältnissen ihrer Zeit, besonders des 11ten und 12ten Jahrh., beurtheilt und geschätzt werden, unter denen Vieles verschwiegen werden musste und ohne die höchste Gefahr nicht gesagt werden durfte, was heute ein ungefährliches Gemeingut ist.

  1. Drei, die bei der Gastlichkeit den Vorgang haben: der Unglückliche, ein Weib und ein Fremder. 2)

  2. Die drei Säulen der Gastlichkeit: eine achtungsvolle Begrüssung nach Sitte und Anstand, eine herzliche und gastfreie Aufnahme und ein höfliches, den Ehrengast erfreuendes Benehmen.




    1) Büchner, Gesch. der englischen Poesie, I. (Darmstadt 1855)
    2) In einer andern ähnlichen Triade werden genannt: ein Geistlicher, ein Ackersmann und ein Kind. Den Vorgang des Vorgangs der Gastlichkeit aber haben: der Kränkste, der Aermste, und wer die Landessprache nicht kennt.



Die hier erscheinenden drei Säulen der Gastlichkeit sind wohl nur eine andere Gestalt, eine Anwendung des Symbols der drei Steine, welche wir dem Sonnenlaufe entsprechend gestellt in dem Sfeinkreise der Bardenversammlung erblickt haben und welche die drei Säulen sind, von denen der keltische Altar getragen wurde, - die drei Pfeiler, von denen die maurerische Loge getragen wird, - der dreieinige Gott, welcher die Welt trägt und erhält. 1) In den Triaden werden auch drei tapfere Ritter als die 3 Säulen der Schlachten in Britannien genannt und gefeiert. 2) Müller, das nordische Griechenthum, S. 159, vergleicht die Triaden der Druiden überhaupt mit ihren sog. Dreisteinen, trilithons (nach Müller zu erklären aus ) d. i. mit einem aus 3 Steinen erbauten Tempel. Aus Verehrung der Dreizahl und Dreiheit, der Dreieinigkeit setzten sich die alten Walen auch gerne zu drei zu Tisch, 3) welche Sitte gewiss nicht zuerst zum Gedächtniss der christlichen Dreieinigkeit eingeführt, sondern diese nur an die alte Sitte angelehnt und solche dadurch umgedeutet worden war. In deutschen Sagen können verwünschte Geister nicht selten, wie nur durch einen dreifachen Kuss, auch blos dadurch erlöst werden, dass ihnen auf ihr dreimaliges Niessen ein dreimaliges "Gott helf" zugerufen wird , 4) wobei doch nicht daran zu zweifeln ist, dass der alte heidnische Glaube ein christliches Gewand angelegt habe. Bei den Barden kommen aber noch andere dunkele, unverkennbar heidnische Symbole vor, wie z. B. von dem Sieger bei der Bewerbung um einen Lehrstuhl der Hofrichter ein Jägerhorn und einen goldenen Ring erhielt. 5) Walter bemerkt zur Erklärung dieses Gebrauches nicht ein Wort. Der Ring war das Zeichen der Weihe zum Druiden. der Druidenwürde. 6) In der deutschen Sage lässt ein Schwanritter und ebenso Lohen-




    1) Vergl. Symbolik unter Pfeiler.
    2) San-Marte, Arthur-Sage. S. 226, Anm. 17.
    3) Walter, S. 252.
    4) Grimm, deutsche Sagen. L Nr. 224. 225. 226: Symbolik, II. S. 761.
    5) Walter, S. 285.
    6) Eckermann, III. 2. S. 101 und 113.



grin vom Gral beim Fortgehen von der Erde seinen Kindern drei Stücke, Schwert, Horn und Ring zurück. 1) Die dankbaren Zwerge verleihen den Menschen drei glückbringende Geschenke, z. B. ein Schwert, einen Salamanderlaken und einen güldenen Ring mit einem rothen Löwen oben, welcher erbleichet, wenn Jemand aus dem Stamme des Beschenkten sterben soll. 2) Drei Töchter, welche eine schöne Fee mit einem Grafen erzeugt hatte, erhalten von der scheidenden Mutter für sich und ihre Nachkommen ein Streichmass, einen Ring und einen Becher. 3) Ganz besonders aber gehört hierher Huon mit seinem Wunderhorne. In einer deutschen Sage werden auch 3 hölzerne Stäbe geschenkt, woraus ein (glückbringender) Hering, Rechenpfennige und eine Spindel für 2 Söhne und eine Tochter gemacht werden sollen; 4) ähnlich werden 3 Stücke Goldes gegeben. 5) Der Hausgeist Hinzelmann schenkt beim Fortgehen dem Hausherrn ein kleines Kreuz, einen Strohhut und einen ledernen Handschuh mit Perlein beetzt. 6) Der kymrische Hofrichter erhielt beim Antritte eines Amtes von der Königin einen goldenen Ring, welchen er nie verschenken und verkaufen durfte; und ebenso von dem Könige ein Brettspiel von den Knochen eines Seethieres. 7) Ein Ring mit Erkennungszeichen und besondern Symbolen wird vielfach noch heute bei der Aufnahme in gewisse höhere maurerische Grade dem Neuaufgenommenen in England, Frankreich, Schweden u. s. w. verliehen, was den Rittergebräuchen nachgeahmt scheint. - Auch die katholischen Bischöfe erhalten und tragen neben dem gekrümmten Stabe und der Inful (mitra, cidara bicornis) einen Ring zum Zeichen ihrer geistigen Vermählung mit der Kirche. 8) Die indischen Sannjâsinn, der 4te Grad der brahmanischen Eingeweihten, welche




    1) Grimm, D. S., II. Nr. 535, vergl. mit S. 309.
    2) Grimm, D. S., I. S. 45.
    3) Grimm, I. Nr. 70.
    4) Grimm, I. S. 53.
    5) Grimm, I. S. 88.
    6) Grimm, I. S. 126.
    7) Walter, S. 383 Anm.
    8) Richter, Lehrbuch des Kirchenrechts, Leipzig 1842, S. 217.



nackt gehen und sich den ausserördentlichsten Bussübungen unterziehen, 1) tragen nach Paulin, voyage, II. S. 125, als Auszeichnung neben dem kleinen Stocke mit 3 Knoten, woher sie Tridandi's heissen, 2) auch einen Ring, wie schon Apollonius von Tyana bemerkte. Ohne Zweifel schenkte auch der siegende Barde dem Hofrichter drei und nicht blos zwei Stücke, wenn überhaupt nicht er selbst von dem Hofrichter beschenkt, belehnt wurde und die Darstellung bei Walter auf einem Missverständnisse beruht. Nach dem Freimaurerthume in seinen 7 Graden, Leipzig 1857, S. 21, werden in England dem Neuaufgenommenen jetzt auch 3 kostbare Juwelen, d. h. ein aufmerksames Ohr, eine schweigsame Zunge und ein treues Herz, übergeben; im Meistergrade verwandeln sich diese 3 kostbaren Juwele nach dem englischen Gebrauchthume in Menschenliebe, Freundschaft und Bruderliebe. 3) Der kymrische König beschenkte seinen canghellawr, Kanzler, einen gerichtlichen Verwalter der Krongüter, bei dem ersten Besuche in dem Bezirke zur Abhaltung des Gerichtes mit einem goldenen Ringe, einer Harfe und einem Spielbrette für 16 Personen. 4) Nach Villemarqué, II. S. 122, sollen goldene oder silberne Ringe zu dem Einkommen der walischen Hofbeamten gehört haben.

  1. Drei mächtige Grundpfeiler einer föderirten Gemeinschaft: klare und unzweideutige Gesetze, die nicht durch Klügelei in Zweifel gezogen werden können: ein Bundesrecht, das nirgends mit der Billigkeit in Widerspruch kommt; und eine kräftige Rechtspflege, die durch Niemanden, so hoch er auch stehe, gehemmt wird. 5)

Zum Verständniiss dieser Triade ist zunächst anzuführen, dass die kymrischen, die drei walischen kleinen Königreiche einen Bundesstaat und wenigstens einen festen Staatenbund bilden sollten. 6) Sodann zeigt die Triade




    1) Symbolik. I. S. 629 und II. S. 194.
    2) Lassen, indische Alterthumskunde, IV. S. 620.
    3) Freimaurerthum, S. 124.
    4) Walter, S. 204.
    5) Walter, S. 178.
    6) Walter, S. 86 ff.



die Gleichheit des Bildes des Symboles der Pfeiler, der Grundpfeiler und der Säulen; eben damit stimmen überein

  1. Die drei Grundlagen der Gastlichkeit: der Schutz Gottes und seines Friedens; das natürliche Mitgefühl, und der Edelsinn des Stammes der Kymren.

  2. Der dreifache Schutz des Gastes: der Schutz Gottes und seines Friedens, der Schutz der Gerechtigkeit und Liebe, und der Schutz der herkömmlichen Regeln des Edelsinnes und der Gastlichkeit des Stammes der Kymren.

  3. Drei Dinge, worauf jeder Kymre achten muss: auf seinen Pflug, sein Buch (llyver, liber) und sein Recht.

Es ist dieses gleich der Triade, worin ein tugendhaftes Weib, ein Kissen auf dem Sitz und eine wohlgestimmte Harfe oder Weib, Wohlstand und Gesang als die drei Dinge einer guten Häuslichkeit genannt werden, 1) - eine andere, mehr friedliche und wegen der Voranstellung des Pfluges, des Ackerbaues vielleicht spätere Bezeichnung der häuslichen Kleinodien. Das hier neben dem Pflug genannte Buch, das Buch des Ackerbauers im 11. Jahrh. oder vielleicht noch früher kann nur die Bibel gewesen sein und würde sich somit bei den Walen in eines Jeden Hand als ein heiliger Schatz seines Hauses befunden haben. König Athelstan soll etwa in derselben Zeit die Bibel in das Angelsächsische haben übersetzen lassen. 2) Wollte man bei den Bauern das Buch nicht auf die Bibel beziehen, könnte es nur noch auf den Gesang, auf ein Liederbuch bezogen werden, indem an ein Buch gelehrten Inhalts hier kaum zu denken ist. Das vorberührte Horn mit dem Ringe musste ungedeutet gelassen werden, jedoch mag für eine mögliche Deutung erwähnt werden, dass bei den Walen in Ermangelung von Glocken durch ein Horn zu den gottesdienstlichen Versammlungen berufen wurde. 3) Es ist auch vermuthet worden, dass die räthselhaften hohen Rundthürme, welche sich besonders in Schottland und Ir-




    1) San-Marte, Arthur-Sage, S. 100.
    2) Krause, Kunsturkunden, II. 1. S. 61, Anm. b.
    3) Walter, S. 251, vgl. mit S. 376, woselbst die Trink-, Kriegs- und Jagdhörner berührt werden.



land neben den Kirchen finden, blos gedient haben, um von ihnen herab durch Horn- oder Trompetenzeichen die Gläubigen zu berufen. 1) In St. Gallen möchten daher die runden, neben der Kirche gelegenen Thürme eine Einwirkung der irischen Mönche sein, von denen dieses Kloster abstammte. 2) Die Thürme worden unrichtig von Schnaase für Glockenthürme der Klöster erklärt. Denn die Glocken scheinen in Indien zuerst aufgekommen und aus dem alten Gebrauche hervorgegangen zu sein, dass in den Tempeln die einzelnen Stunden durch Anschlagen an eine runde kupferne Platte oder an ein Kupfergefäss verkündet wurden, was weithin vernommen werden konnte. In einigen Tempeln wurde auch zur Stundenanzeige ein grosses Stierhorn geblasen, 3) wie an vielen Orten Deutschlands, z. B. in Rheinbaiern, noch gegenwärtig sich die Nachtwächter eines solchen Hornes bedienen. Durch eine kleine Glocke, Schelle werden bei den Buddhisten die gottesdienstlichen Handlungen ganz in derselben Weise angezeigt und geleitet, wie in den katholischen Kirchen. 4) In den buddhistischen Klöstern waren seit sehr frühen Zeiten die Glocken im allgemeinen Gebrauche, und für dieselben von grosser Bedeutung; insbesondere wurde in diesen Klöstern (vihâra) das Zeichen zur Versammlung und zur Mahlzeit mit der Glocke gegeben, weshalb Lassen, indische Alterthumskunde, III. S. 367, mit Recht annimmt, dass auch in dieser Richtung die buddhistischen Gebräuche und Einrichtungen den Christen zum Vorbilde gedient haben. Jedoch erscheinen Glöckchen in weit älteren Zeiten schon in dem jüdischen Tempeldienste und zu Dodona im Gebrauch, wofür auf meine Symbolik unter Glocke verwiesen wird. Nach Winckelmann, Sendschreiben von den herkulanischen Entdeckungen, Dresden 1762, S. 41, waren Glocken das Kennzeichen der zum geheimen Gottesdienste des Bacchus Geweihten, wie auch an den Schilden und Priapus-Amuletten der Alten Glöckchen angebracht waren,




    1) Krause, Il. 1. S. 231; Symbolik, II. S. 536; Schnaase, IV. 2. S. 416 und 419.
    2) Schnaase, IV. 2. S. 83, Anm. **
    3) Paulin, voyages aux Indes orientales, Paris 1808, III. S. 323.
    4) Vergl. z. B. Ausland für 1834, S. 1047 b; Symbolik, II. S. 553.



dort um die Menschen, hier um die bösen Geister zu schrecken. Die schönste Statue der Kybele, in dem päpstlichen vaticanischen Garten zu Rom, hält einen kurzen Griff, an welchem drei kleine Kettchen hängen, jede mit einem Glöckchen, die auf ihrem Schenkel erhoben gearbeitet sind. 1) Griff und Kettchen sind wohl auf den Blitz zu deuten. Zufolge Otte, Glockenkunde, S. 3, wurden die Glocken bei den Christen seit der 2ten Hälfte des 6ten Jahrhunderts eingeführt und zum Kirchengebrauche oft durch eine missbräuchliche Taufe geweiht, worüber Wackernagel in Pfeiffer's Germania, IV. S. 158 und 159, nachzusehen ist. Nunmehr waren die Glocken zugleich auch ein reicher Bestandtheil der Sagenwelt der christlichen Völker. Auch die walischen Feen reiten zu gewissen Zeiten über die Berge auf Rossen, die mit kleinen silbernen Glöcklein von einem sehr hellen und wohltönenden Klange geschmückt sind, was sicher einen tiefern Grund hat als die Sitte der dortigen Vornehmen im Mittelalter, die Panzer und das Geschirr der Rosse mit Glocken oder Schellen zu schmücken. In einer Sage aus Unterfranken reitet Frau Hulda durch Wald und Gebirge auf einem prächtigen Schimmel, dessen Satteldecke und Gezäume mit silbernen Röllchen und Glöckchen besetzt sind, die ein wunderschönes harmonisches Geläute geben. 2) Dieses harmonische Geläute der deutschen Hulda und walischen Feen ist wohl das sanfte Getöne der Winde und Wolken, - die Zaubermusik, durch welche die Menschen der Erde entlockt werden. An fast alle "Helleputte", d. i. der Hel gebeiligten düstern und trüben Moorteiche in Belgien knüpft sich die weitverbreitete Sage, dass der Teufel mit einer ungetauften Glocke, welche er ein Kirchthurme geraubt, in ihnen verschwunden oder zur Hölle hinabgefahren sei. Wolf, Beiträge, I. S. 202, fragt: "Was heisst das?" Es könnte vielleicht heissen, dass in diese Teiche, Eingänge zur Unterwelt, zur Hel, - in die (heidnisch) tönenden Wolken einstens die Heiden eingefahren seien; die Glocke von der Kirche wird geraubt,




    1) Winckelmann, Allegorie, S. 48.
    2) Wolf, Zeitschrift für deutsche Mythol., I. S. 28.



damit das Christenthum selbst keine neue Stätte gewinne. In einem altschwedischen Volksliede sagt die sterbende Königin Dammon:

Ich höre schon die himmlischen Glocken,
Die mich aus aller Angst und Qual zur himmlischen Freude locken. 1)

Ein Elbe, der als treuester Knecht gedient, gibt beim Scheiden seinen Lohn dem Herrn unter der Bedingung zurück, daraus fir die arme Kirche eine Glocke anzuschaffen. um damit am Tage des Herrn die Gläubigen zum Gottesdienste rufen zu können. 2) Die Priester liessen die heidnischen Götter selbst zum Christenthum sich bekennen. Die heilige Edigna in Baiern hatte nach der Sage auf ihrem von zwei Ochsen gezogenen Wagen einen Hahn und eine Glocke; wo der Hahn krähte und die Glocke leutete. stieg sie ab und führte nun in der Höhlung einer dort rückwärts gelegenen Linde 35 Tage lang ein bussfertiges Leben. Hahn und Glocke bleiben hier Wolf, Beiträge, I. S. 169, dunkel, möchten aber in dieser Heiligenlegende blosse Symbole der Mahnung zur Busse sein, wie sie es der h. Edigna in der That auch waren; zuletzt könnten es auch mythische Anflüge aus der Huldasage sein. Die Glocken der in den Wolken thronenden Hulda sind die zusammenstossenden, läutenden Wolken, womit übereinstimmend es bei Grimm, deutsche Sagen, I. S. 8, von der in dem Teiche auf dem Meissner in Hessen wohnenden Holda heisst, dass, wenn sie unsichtbar im Teiche weile, man blos aus der Tiefe ein Glockengeläute und ein finsteres Rauschen höre. In der Sage vom Reinsteine unweit Blankenburg am Harz hört man in dem (Wolken-) Felsen oft um Mitternacht Schellen läuten, oder ein Gehämmer von vielen (Gewitter-) Schmieden. 3) Der Teufel von Ach lässt sich gleichfalls mit Glockenklingen hören, 4)




    1) Mohnike, altschwedische Balladen, S. 172.
    2) Wolf, Beiträge, II. S. 253.
    3) Grimm, deutsche Sagen, I. Nr. 109.
    4) Grimm, I. Nr. 187.



Die Ritterstochter von der alten Burg Schwarzach in der Pfalz, welche ähnlich der Persephone, als sie am See auf der Wiese spielte, von einer grossen, aus dem Felsen gekommenen Schlange in den See gezogen worden war, gab ihrem trauernden Vater durch Glockentöne das Zeichen ihres Lebens; einmal läutete es heller und der Ritter vernahm die Worte: "Ich lebe, mein Vater, bin aber an die Wasserwelt gebannt; lange habe ich mich gewehrt, aber der erste Trunk hat mich um die Freiheit gebracht; hüte dich vor diesem Trunk." - Kaum hatte der Vater diese Worte der Tochter vernommen und stand er traurig am Wasser, da traten zwei Knaben hinzu und reichten ihm aus einem goldenen Becher zu trinken; er kostete ihn und versank augenblicklich in den See. 1) In der Bretagne wurde unter dem Klange einer Glocke oder Schelle es bekannt gemacht, wenn Jemand verstorben war. 2)

Den obigen Triaden mögen noch einige kymrische Sprüche (Diarhebion) angereiht werden, wovon eine grosse Sammlung dem Cattwg oder Cadog (dem Weisen) beigelegt wird, welcher im Anfang des 6ten Jahrhunderts Abt von Llangarvan war und dessen Name mit dem steigenden Ruhme der Weisheit und Tugenden jeder Art in der Ueberlieferung fortlebte. 3)

Erwarte keinen Erfolg ohne vorherige Versuche.
Suche nie einen Vortheil durch deine Mildthätigkeit.
Die beste Wahl, Gutes thun.
Das beste Studium, Selbsterkenntniss.
Die beste Empfindung, Mitleiden.

Es kann nicht sein Gutes ohne Licht;
nicht Frömmigkeit ohne Licht;
nicht Religion ohne Licht;
nicht Glauben ohne Licht;
nicht Klarheit ohne Licht;
nicht Licht ohne Gott zu schauen.

Dieser Spruch ist für den Lichtglauben der Barden berücksichtigungswerth. In der Bretagne wurde der Ver-




    1) Grimm, I. Nr. 305.
    2) Eckermann, III. 1. S. 41.
    3) Walter, S. 347 ff.



storbene mit dem Gesichte gegen Osten gewendet. 1) Die oben mitgetheilte Steile des zweiten Briefes Petri, nur in seiner Umkehrung, hat vielleicht bei dem nachgehenden Spruche zum Vorbilde gedient.

Ohne Lehrer, ohne Unterricht;
Ohne Unterricht, ohne Kenntnisse;
Ohne Kenntnisse, ohne Weisheit;
Ohne Weisheit, ohne Frömmigkeit;
Ohne Frömmigkeit, ohne Gott;
Ohne Gott, ohne Alles.

Die bei den Kymren und ihren Barden so beliebte Dreizahl hängt wohf mit dem ihnen ursprünglich mit allen Kelten angehörenden Duodecimalsysteme zusammen. König Hywel oder Howel der Gute (907 - 948) erwählte 12 der verständigsten Laien, um mit dem Archidiacon und gelehrtem Meister Blegywryd die Gesetze und Gewohnheiten für das Königreich zu ordnen. 2) Das Gesetzbuch wurde von ihnen in 3 Theile getheilt, und Howel zog mit 13 Begleitern nach Rom, um es dort durch den Papst bestätigen zu lassen. Der Codex Venedotianus, ein von 1200 verfasstes Rechtsbuch, enthält in seinem dritten Buche die drei Säulen des Rechts, worunter man die Bestimmungen über den Todtschlag, Diebstahl und die Brandstiftung mit deren 9 Accessorien verstand. 3) Das Gefolge (gosgoedd) des Königs begriff auch die 36 berittenen Dienstleute, nämlich die 24 Oberhofbeamten und 12 gwestai, deren Bedeutung nicht zu ermitteln ist. 4) Wenn der Hofrichter (ynad Clys) in der Kirche seinen Amtseid ablegen soll, wird er von des Königs Kaplan mit 12 der ersten Hofbeamten dahin geleitet. 5) 24 Pfennige müssen häufig als Abgabe und auch als Strafe bezahlt werden. Der Codex Venedotianus zählt 11 niedere Hofofficianten auf. Die Aussteuer einer Königstochter soll 24 und diejenige einer Tochter der Oberhofbeamten 7 Pfund werth sein; 6) bei




    1) Eckermann, III. 1. S. 41.
    2) Walter, S. 359 ff.
    3) Walter, S. 363 und 364, 382 Anm., S. 442, 451, 454.
    4) Walter, S. 377 ff.
    5) Walter, S, 382 Anm. und S. 449.
    6) Walter, S. 412.



andern Töchtern hatte sie mindern Werth. 12 Bardenfürsten werden erwähnt. 1) Wie die alten kymrischen oder walischen Gesetzbücher alle in 3 Theile zerfallen, z. B. das Recht des königlichen Hofes, das Landrecht und die Anwendung von beiden, 2) ähnlich hatte der alte Hüttenkatechismus, welcher alles für einen ächten Maurer Wissenswerthe enthielt, 3 Theile 3) und darnach haben auch noch heute die maurerischen Lehrlings-, Gesellen- und Meisterkatechismen 3 Theile. In demselben Sinne gab es ursprünglich bei den Indern blos 3 Vedas, 3 Theile des heiligen Buches. Ein jeder Kirchen- und Logendienst zerfällt sichtlich in 3 Theile, die feierliche Eröffnung und den feierlichen Schluss und zwischen beiden die eigentliche Kirchen- und Logenfeier. Nach einer auf eine falsche isidorische Deeretale gegründeten Nachricht sollten in den 5 alten britischen Provinzen 5 Erzbisthümer mit je 12 Bischöfen gegründet worden sein. 4) lm kymrischen Rechte bestand eine gesetzliche Schweinheerde aus 12 Stücken und dem Eber. 5) Ebenso pflegten sich kleinere und ärmere kymrische Grundbesitzer zu einer Arbeitergenossenschaft mit je 12 erw oder Acker zu vereinigen, um dieselben mit gemeinsamer Arbeit und mit gemeinsamen Werkzeugen zu bestellen. 6) 4 erw Landes machten einen tyddyn, 4 tyddyn einen randyr, 4 randyr einen gauael, 4 gauael einen tref (eine Niederlassung, eine Dorfschaft, selbst eine Stadt), 4 tref einen maynaul oder maenawr, 12 maynaul und zwei tref, also 50 tref einen cymmwd (commot), d. i. einen grössern Grafschaftsbezirk oder kleinern Gau; eine Grafschaft, cantref, sollte wenigstens zwei commot oder 100 Niederlassungen (tref) umfassen. 7) Nach einer alten Sage gab es einst 3 grosse Klöster Bangor (d. i. nach San-Marte, Beiträge, S. 80, grosser Kreis) und in jedem




    1) Villemarqué, contes populaires des anciens Bretons, I. S. 54.
    2) Walter, S. 360 ff.
    3) Heideloff, die Bauhütte, S. 25.
    4) Walter, S. 234; Symbolik, II. S. 676.
    5) Walter., S. 323; Symbolik, II. S. 671.
    6) Walter, S. 323.
    7) Walter, S. 128 ff.



2400 Brüder, abwechselnd 100 für jede Stunde des Tages und der Nacht. 1) Dass hier das Duodecimalsystem mit seinen Theilzahlen oder Vermehrungen astronomisch sei, auf den Sonnenlauf sich beziehe, kann ernstlich nicht bezweifelt werden.

Aus Gallien glauben wir als Beispiele der Zwölfzahl berühren zu sollen: In dem altfranzösischen Roman vom Zauberer Merlin wird nach indischem Vorgange erzählt, dass der römische Kaiser Julius Cäsar eine Gemahlin hatte,der 12 Jünglinge in der Kleidung von Hoffräulein dienten. 2) Zu Beauvais erscheinen 12 oder 13 Geschworene (jurati, jurés) als Richter. 3) - Zu Paris gab es 24 Prudhommes (probi homines) der Bürgerschaft. 4) "Zwelf meister sint erhaben ze Paris in der schuole." 5) Der kleinen Stadt St. Antonin in der Grafschaft Rovergue werden im J. 1136 12 Consuln (Schöffen) gestattet. 6) Montpellier erhielt durch seine Coutumes vom J. 1204 12 probi et legales viri, auch Consiliatores Communitatis genannt, zur Berathumg der Stadt; 7) ebenso hatte Montpellier 12 Consuls ovriers, die Vorsteher der Zünfte. Der älteste Rath von Strassburg (consilium, consules), wohl zwischen 1214 - 1219 eingefübrt, sollte jährlich aus 12 und mehr tauglichen Leuten bestellt werden. 8) Der älteste Rath von Annweiler zählte 12 Mitglieder, ebenso der von Landau, woneben hier ein Bürgerausschuss von 24 Mitgliedern bestand. 9) In Art. 148 des Schwabenspiegels (bei Wackernagel) heisst es "von den Zwelfen": "Es ist etwâ gewanheit, daz man zwelf man nimmt, die dem richter helfent rihten; unde heizent schephen, unde sullent wîse liute sîn." Nach der fränkischen Rechtsverfassung schon sollte




    1) Walter, S. 241, Anm. 6.
    2) Benfey, Orient und Occident, I. S. 341 ff.
    3) Warnkoenig, französ. Staatsgesch., S. 293.
    4) Warnkoenig, S. 311.
    5) Benecke, mittelhochdeutsches Wörterbuch, unter Meister.
    6) Warnkoenig, S. 319.
    7) Warnkoenig, S. 325.
    8) Gaupp, deutsche Stadtrechte des Mittelalters, I. (Breslau 1851) S. 47.
    9) Mone, Zeitschrift für die Gesch. des Oberrheins, IV. S. 167 ff. und 402.



jeder Graf wenigstens 12 Scabini neben sich haben. 1) Der Stadt Mainz wurde durch den Rechtsbrief Erzbischof Siegfrieds III. vom 13. Novbr. 1244 das Recht zugestanden, 24 Rathsleute zu erwählen. 2) Zu Freiburg im Breisgau sollten nach dem Stadtrechte vom J. 1120 jährlich 24 Räthe durch die Bürger gewählt werden; ebenso nach der Handfeste von Freiburg im Uechtlande 24 conjuratores, colisiliatores, consiliarii oder consules; nach dem ältesten Rechte von Wien von 1221 24 Geschworene. Der Rath der alten deutschen Seestadt Wisby in Schweden sollte mit 36 Mitgliedern aus beiden Zungen besetzt werden, von denen 12 im Jahre das Gericht auf dem Rathhause zu wahren hatten. 3) Das älteste Hamburger Stadtrecht vom J. 1270 und 1292 ist in 12 Capitel abgetheilt. Der salische Franke und der Bürger der Stadt Freiburg im Breisgau wurden mit dem 12ten Jahre mündig, 4) womit in Uebereinstimniung Tit. XXIV. des salischen Gesetzes verfügt: "Si vero puer infra 12 annos aliqua culpa commiserit, fretus (Friedensgeld) ei non requiratur." Wer das 12te Jahr zurückgelegt hatte, musste dem Könige Treue schwören. 5) Die Lehnserbin konnte, 12 Jahre alt, ihre Verheirathung fordern, und wenn sie verweigert wurde, dem Lehnsherrn 3 ebenbürtige Ritter, aus welchen er einen wählen sollte, vorschlagen; dann aber, wenn er das nicht that, nach Belieben sich verbinden. Die Sachsen wurden mit dem 12ten Jahre heerpflichtig; 6) die Bürger zu Freiburg zufolge Art. 48 des dortigen Stadtrechtes zeugnissfähig. In den sich entwickelnden Verfassungen der italienischen Städte des 12. und 13. Jahrh. erscheint die Zwölf- und die Vierundzwanzigzahl als Zahl der Beamten und überhaupt als Theilungszahl sehr häufig, weshalb auf Rauiner, Gesch. der Hohenstaufen, VI. S. 83 ff.,




    1) Warnkoenig, franz. Staatsgesch., S. 152.
    2) Gengler, deutsche Stadtrechte, S. 276.
    3) Schildener, Beiträge zur Kenntniss des germanischen Rechts, 2 Stk. S. 120.
    4) Waitz, das alte Recht der salischen Franken, S. 116; Gaupp, II. S. 16.
    5) Warnkoenig, S. 123 und 238.
    6) Gaupp, I. S. 5.



verwiesen wird. Zu Pistoja z. B. werden im J. 1263 erwähnt 12 Anziane oder Aelteste, - 24 Männer über das Steuerwesen, - 12 über die Brücken und ebensoviel über die Befestigungen, - 12 Hauptleute (commandanti). 1)

Die Vierzahl erscheint gleichfalls im Kymrischen. Nach dem Mabinogion Kilhweh und Olwen sprossten 4 weisse Kleeblüthen, wohin Olwen trat; dieselbe hat noch 4 lebende Urgrossmütter und 4 Urgrossväter, welche wegen ihrer Verehlichung berathen werden müssen.2) Britannien war von Diocletian oder Constantin in 4 Provinzen eingetheilt worden. 3) In dem vorgenannten Mabinogion werden 28 Könige der Insel Britannien erwähnt; 4 ) vor der Ankunft der Angelsachsen soll Britannien 28 Bischöfe gehabt haben. 5) Ferner darf hierher bezogen werden, dass, soweit die Trümmer noch entnehmen lassen, das schon bei Hekatäus und Diodor erwähnte, in der Nähe von Salesbury gelegene berühmte Stone-henge, der grösste und wichtigste aller keltischen Tempel, ursprünglich aus 40 kolossalen steinernen Pfeilern von Granit, welcher der Gegend nicht angehört, bestand, welche einen Kreis von 40 Schritten im Durcbmesser gebildet haben, in dessen Innerm und vielleicht noch einem zweiten kleinern Kreise ein grosser Hauptaltar lag. 6) Die Steinbaute gehört zu den kunstlosen kyklopischen Bauten und soll durch den Zauberer Merlin nach der spätern Sage aus Irland, wo sich mehrere ähnliche Riesensteinbauten finden, herbei gebracht und aufgerichtet worden sein. Alle riesenhaften Bauten, welche über die gewöhnliche menschliche Kraft und Mass hinauszugehen scheinen, wurden den Göttern oder den Dämonen, dem Teufel in den alten Sagen zu geschrieben. Die kyklopischen Mauern von Argos sollte dasselbe von den 7 Kyklopen erhalten haben. 7) Wuotan




    1) Raumer, VI. S. 206.
    2) San-Marte, Beiträge zur bretonischen und celtisch-germanischen Heldensage. Quedlinburg 1847, S. 17 und 19.
    3) Walter, S. 119 oben.
    4) San-Marte, Beitr., S. 60.
    5) Luden, allgem. Gesch. der Völker und Staaten, II. 1. S. 328.
    6) San-Marte, Beitr., S. 178 ff.
    7) Böttiger, Kunst-Mythol., II. S. 277.



wird gleichfalls als der Erbauer seiner Tempel dargestellt und in einer ihn betreffenden Stelle heisst es: Voden construxit fana, Deus omnipotens amplos coelos, - der heidnische Gott Voden vermochte nur irdische Tempel zu bauen, der Allmächtige (der Christen) aber baute dieweiten Himmel. 1) In der nordischen Mythologie erbauet Thôrr eine Brücke, 2) was an die von den wohl rein mythischen Affenkönigen Sugrîwas und Hanûman (obwohl Wollheim, Mythol. des alten Indien, S. 57, sie nicht also betrachten will) dem Wischnu nach der Insel Lanka oder Ceylon erbaute Brücke erinnert. Die St. Peterskirche zu Tyrol, welche für die älteste der Gegend gehalten wird, sollen Zwerge erbauet haben. 3) In einer hessischen Sage bei Wolf, hessische Sagen Nr. 7, und ebenso bei Grimm, deutsche Sagen, I. Nr. 183, 1851 188,189, 195 und 197, erscheint der Teufel als Baumeister. In isländischen Mährchen findet man den Teufel, Trold, eine christliche Umbildung des Zwergen oder Riesen Finn, als Kirchenerbauer. 4) Auf Island wird von einem geschickten Arbeiter gesagt dverghagr, d. i. geschickt wie die Zwerge; ebenso ist dvergasnidi, Zwerchenarbeit, eine kunstreiche Arbeit. 5) Wenn anders die Angaben von H. Melville, vier Monate auf den Marquesasinseln, aus dem Englischen übersetzt von R. Garrigue, II. (Leipzig 1847) S. 51, Glauben ansprechen dürfen, finden sich auf diesen Inseln kyklopische Bauten sehr hohen Alters, deren Erbauung von den Eingebornen den grossen Göttern selbst zugeschrieben wird und die ohne Zweifel einem erloschenen und vergessenen Geschlechte angehören. - Bei Schiras ist ein Kloster der 40 6) Derwische. - Nach fränkischem Rechte durften die Herdienstpflichtigen erst 40 Tage nach beendigtem Feldzuge die Waffen niederlegen. 7) - Nach




    1) Wolf, Zeitschr., I. S. 69; Haupt, Zeitschr., V. S. 494.
    2) Wolf, Beiträge zur deutschen Mythol., I. S. 30, Anm. 1.
    3) Wolf, Zeitschr. für deutsche Mythol., I. S. 291.
    4) San-Marte Beiträge, S. 146.
    5) Maurer, isländische Volkssagen, Leipzig 1860, S. 267.
    6) Ueber die Vierzigzahl vergl. Symbolik, II. S. 544.
    7) Warnkoenig, franz. Staatsgesch., S. 158.



einer hessischen Sage bei Grimm, deutsche Sagen, I. Nr. 105, wird zwei Liebenden, um sich verehlichen zu dürfen, auferlegt, den Bach bei der Stadt Spangenberg, welcher jetzt der Liebenbach heisst, von dem gegenüberliegenden Berge der Stadt zuzuleiten; sie arbeiten an dieser Leitung 40 Jahre, worauf sie beide in demselben Augenblicke versterben. In einer Sage aus der Bukowina donnert und blitzt Elias 40 Tage und Nächte lang. 1) Der h. Germanus soll nach der walischen Sage bei Nennius dem Könige Vortigern, welcher die Sachsen in das Land gerufen hatte, mit dem ganzen britischen Klerus an seinen verborgenen Zufluchtsort nachgezogen sein und dort, betend auf einem Felsen stehend, 40 Tage und Nächte bei ihm verweilt haben. 2) - In der Kunstkammer zu Berlin befindet sich ein Elfenbeintäfelchen mit den vierzig Heiligen. 3) - Bei den Malaien auf Sumatra können Eheleute, welche sich getrennt haben, 40 Tage lang ohne alle Ceremonie sich wieder vereinigen; nach 40 Tagen bedarf es einer neuen priesterJiehen Trauung. 4) - In einem deutschen Volksliede bei Uhland, alte hoch- und niederdeutsche Volkslieder, Stuttgart 1845, S. 753, lässt ein Mann 40 Fuder Steine auf das Grab seiner verstorbenen alten Frau führen, damit sie nicht wiederkehren könne. Kaiser Augustus wurde nach Sueton von 40 Mann der Leibwache zu Grabe getragen, was er auf seinem Sterbebette schon gesehen haben soll. 5) In Tit. XLVII. der Lex Salica ist je nach den örtlichen Verhältnissen eine Frist von 40 und von 80 Nächten zum Klagen gegeben. Das ripuarische Gesetz (XXXIII, 1)) bewilligt dem Angeklagten nur dann eine Frist von 80 oder 2 Mal 40 Nächten, wenn er ausserhalb der Grenzen des Reichs (extra regnum) lebt. Waitz, das alte Recht der salischen Franken, S. 156 und 173, nimmt die im salischen Gesetze häufigen




    1) WoIf, Zeitschr., I. S. 181.
    2) San-Marte, Beitr., S. 181.
    3) Kugler, Beschreibung derselben, S. 1 ff.
    4) Ida Pfeiffer, meine zweite Weltreise, II. (Wien 1856) S. 17.
    5) Perthy, die mystischen Erscheinungen. S. 622.



Fristen von 40 Nächten als identisch mit der Frist von 6 Wochen, was gewiss ursprünglich der Fall nicht war, weil in dem salischen Gesetze, z. B. Tit. XLV, auch eine (dreimalige) Frist von zehn Nächten neben einer solchen von sieben Nichten, z. B. in Tit. XL und LII vorkommt, mithin beide verschiedene Fristen sind, d. h. eine Frist von 6 Wochen aus 6 x 7 und eine Frist von 40 Tagen aus 4 X 10 besteht. Auch Grimm, Rechtsalterthümer, S. 219, betrachtet die salische und ribuarische Frist keineswegs aus 6 x 7 oder 3 x 14 entstanden, sondern glaubt sie entsprungen aus 3 x 13 oder 39 x 1. - Der König als Lehnsherr soll auf die Klage eines Vasallen binnen 40 Tagen das Lehnsgericht der Pairs derselben einberufen, um die Sache aburtheilen zu lassen, 1) ansonsten sich der Vasall von ihm lossagen und ihn bekriegen durfte. Zu den grundherrlichen Lasten gehörten in Frankreich, dem Gutsherrn Lebensmittel auf Credit zu liefern, z. B. auf 14 oder auf 40 Tage. 2) - Darius Hystaspis lässt zur Strafe 40 Köpfe abschlagen. 3) - Die Ruinen von Persepolis werden jetzt Tchil-minar, d. i. die 40 Säulen genannt. 4) - Nach Anhang III. bei Zoepfl, das alte Bamberger Recht, Heidelberg 1839, hat Kaiser Karl gemacht 7 Churfürsten und 40 Stücke des heiligen römischen Reichs, nämlich 4 Herzöge, 4 Markgrafen, 4 Landgrafen, 4 Burggrafen, 4 Grafen, 4 Freie, 4 Ritter, 4 Städte, 4 Dörfer und 4 Bürger, welche alle 40 einzeln aufgezählt werden.

Die Sechszigzahl 5) hatte bei den Kymren jedenfalls auch eine mythische Beziehung. Nennius (§. 67) erzählt von dem merkwürdigen See Lymonoy (wahrscheinlich Loch Lomond), in dem 60 Inseln sind, von Menschen bewohnt, von 60 Felsen umgeben und auf jedem Felsen ein Adlernest. Die Sage berichtet, dass die Adler an jedem ersten Mai zusammenkommen, und die Bewohner der Gegend erkennen aus dem Klange ihrer Stimmen,




    1) Warnkoenig, S. 239.
    2) Warnkoenig, S. 256.
    3) Schnaase, I. S. 214.
    4) Schnaase, I. S. 215.
    5) Vergl. Symbolik unter diesem Worte.



was sich im künftigen Jahre begeben wird. Nach San-Marte, Beiträge, S. 67 und 81, ist dabei nicht zu vergessen, dass unter den Vögeln namentlich Adlern, eben sowohl Seelen Verstorbener, als vorzugsweise die Priester und Barden verstanden werden; daher auch hier Hindeutung auf feierliche Priesterversammlung, welche aus 60 Mitgliedern bestand. In dem Fragmente des angelsächsischen Gedichtes: "Die Schlacht von Fiensburg" werden 60 Siegessöhne genannt, 1) welche 5 Tage fochten. In einem andern angelsächsischen Gedichtfragmente erscheint die Hundertzahl:

Der Erde Grab umschliesst
Die Fürsten und Bauherrn,
Die gefallenen, vernichteten,
Mit starrer Umarmung;
Bis hundert Geschlechter
Der Menschen vorübergewandelt. 2)

Im fränkischen Rechte und besonders im salischen Gesetze ist die Sechszigzahl häufig und die Hälfte des grossen Hunderts von 120 oder 5 x 12. Die Königsbusse des salischen Gesetzes sind 60 solidi, welche auch in das fränkische Stadtrecht von Freiburg übergegangen ist, z. B. Art. 10. Der h. Patricius soll in Irland für Kirchen ausdrücklich die Länge von nur 60' vorgeschrieben haben. 3) Nach fränkischem Lehnrechte kann die 60jährige Vasallin nicht von dem Lehnsherrn zur Wiederverehlichung gezwungen werden. 4) Die Stadt Paris hatte in den alten Zeiten 60 Weinmäckler. 5) In dem bekannten französischen Riesenromane Perceforest (d. i. Lichter, Eröffner des Waldes) hat der Zauberer Darnant 60 lebende Bastardsöhne. 6) - Mit der Sechszigzahl berührt sich übrigens ganz nahe die Zahl Zweiundsiebenzig, 7) oder 6 x 12. Sainte und Oleron im südlichen Frankreich hatten 24




    1) San-Marte, Beiträge, S. 117.
    2) San-Marte, S, 118.
    3) Schnaase, IV. 2. S. 418.
    4) Warnkoenig, franz. Staatsgesch., Basel 1846, S. 238.
    5) Depping, réglements sur les arts et métiers de Paris, S. LIX.
    6) Wiener Jahrbücher, Bd. 29, S. 117.
    7) Symbolik unter Zweiundsiebenzigzahl.



scabini und 72 Pares Communiae. 1) Die Mohamedaner zählen gewöhnlich unter sich 72 Secten auf, obwohl es deren mehr als 80 gibt; 2) im Paradiese darf der Mohamedaner nach dem Koran 72 Frauen nehmen. Die Inder nehmen 72 grosse Perioden, manvantara genannt, an. 3) Deshalb lässt Kâbir, der Stifter der Religionssecte Kâbirpanthi, den höchsten Gott, Paramapurusha, 72 Geschlechter hindurch allein sein oder ruhen, bevor er zur Schöpfung schreitet. 4) Der um die Mitte des 8ten Jahrh. lebende Cankarâkârja auf Malabar, ein berühmter Philosoph und religiöser Sectenstifter, soll die frühern 4 Kasten in 13 und diese wieder je in 4 Unterabtheilungen eingetheilt haben, so dass im Ganzen 72 Abtheilungen entstanden wären. 5) 12 x 12 oder 144 kommt z. B. im Nibelungenlied vor, indem das Gold und Gestein des Nibelungenhortes (von horreum, Speicher, Schatzkammer) auf 144 Wagen davon geführt wird. 6) - In den von Kaltenbaeck herausgegebenen Pan- und Bergtaidingsbüchern, I. Wien 1846, ist die Busse von 72 Den. eine ausserordentlich häufige. Dieselbe Busse erscheint in dem Rechtsbriefe der Stadt Eger des Königs Rudolf I. vom 13. Juni 1279. 7) - In altdänischen Dörfern durfte die Forthe oder forta, der innere fahrbare Dorfraum nicht weniger als 12 Faden oder 72' betragen. 8) - Auch darf hier berührt werden, dass in der in viele Sprachen übertragenen Mährchensammlung Çukasaptatati der Papagei der Prinzessin, um dieselbe von ihrem ungetreuen Ausgange abzuhalten, 70 oder 7 x 10 Mährchen erzählt, worauf endlich deren Gemahl von der Reise heimkehrt und die schwer geprüfte Tugend seiner Gattin rettet. 9)




    1) Warnkoenig, S. 327.
    2) Volney, ruines, S. 120 und 257.
    3) Lassen, indische Alterthumskunde, IV. S. 614, Anm. 1.
    4) Lassen, IV. S. 614.
    5) Lassen, IV. S. 619.
    6) Mone, Untersuchungen zur Gesch. der deutschen Heldensage, Quedlinburg 1836, S. 151 und 156.
    7) Gengler, S. 97 ff.; Gaupp, I. S, 189 ff.
    8) Maurer, Einleitung, S. 39.
    9) Lassen, indische Alterthumsk., IV. S. 813, Anm. 2.



Die Siebenzahl ist nicht besonders häufig: Nach der Geschlechtsverfassung der Kymren gehörten zu einem Geschlechte die Blutsverwandten bis ins 9te Glied, an deren Spitze ein Häuptling (pencenedl) mit 7 Aeltesten (henadur) als seinen Gehülfen stand. 1) Man dürfte sagen, das Geschlecht hatte 7 Grosse oder der Häuptling 7 Minister, wie diese Siebenzahl so oft bei den indogermanischen Völkern vorkommt. Der oberste Thürwächter am Hofe Arthurs hatte 7 Gehülfen. 2) Nach dem alten Rechte von Wales gab es auch 7 Fälle, in denen ein Weltlicher als Beklagter vor dem geistlichen Gericht antworten musste. 3) Im 6ten Jahrh. erhielten die Männer von Arvon in Nordwales wegen ihrer bei einem feindlichen Einfall bewiesenen Tapferkeit 14 Privilegien; 4) ans dem gleichen Grunde wurden im 7ten Jahrh. den Männern von Powys 14 Privilegien zu Theil. 5) In den alten Gesetzen wird von einer Goldplatte gesprochen so dick als der Nagel eines Landmannes, den er 7 Jahre gepflügt hat. 6) An den 3 hohen Festtagen speisten 14 Personen an der königlichen Tafel, den König inbegriffen. 7) In Südwales richteten je nach den Umständen 7, 14, 21 bis 50 (oder wohl 49) grundgesessene Gerichtsgenossen. 8) Sieben Eigenschaften soll der Richter vereinigen: er soll taub und stumm, beherzt und beredtsam, demüthig und zaghaft, und ein gottesfürchtiger Mann sein. 9) Die Seele, welche im Haupte des Menschen ihren Sitz hat, ist aus 7 Elementen zusammengesetzt und mit 7 Sinnen ausgerüstet. 10) Vom 14. Jahre an galt das Mädchen als fruchtbar und heirathsfähig, vom 21. an der Jüngling als kriegsdienstpflichtig, doch konnte




    1) Walter, S. 132.
    2) Villemarqué, II. S. 3; San-Marte, Arthur-Sage, S. 250
    3) Walter, S. 243.
    4) Walter, S. 355.
    5) Walter, S. 356.
    6) Walter, S. 372.
    7) Walter, S. 389.
    8) Walter, S. 403.
    9) Walter, S. 404.
    10) Eckermann, III. 1. S. 22.



er auch schon nach dem 14ten mitziehen. 1) Mit 7 Zeugen musste die Jungfräulichkeit der eben verheiratheten Frau beschworen werden, wenn sie von ihrem Ehemanne deshalb verdächtigt wurde. 2) Hatte eine Ehe 7 Jahre oder 7 Jahre weniger 3 Tage gedauert, trat unter den Ehegatten vollständige Gütergemeinschaft ein. 3) lm Falle des Verdachtes des Ehebruches musste sich der Mann mit 50 Eidlielfern reinigen, 4) d. i. mit 7 x 7 x 1 als Zugabe. Die Frau, die der Unkeuschheit verdächtig war, musste sich mit 50 Frauen eidlich reinigen. 5) Gildas, einer der 24 Söhne des Schottenkönigs Caw, studirt nach der Legende 7 Jahre die 7 freien Künste in Gallien; 6) später führte er 7 Jahre auf einem Felsenland ein ascetisches Leben. Der irische Held Finn soll nach der schottischen Volkssage 7' Höhe gehabt haben. 7) Ueber dem Haupte des Eubutes schweben 7 Sphären. 8)

Noch weit seltener als die Siebenzahl kommt in dem kymrischen Rechte die Fünfzahl vor, was darin seinen naheliegenden Grund hat, dass im Geiste des kymrischen Volkes die Dreizahl und theilweise auch die Neunzahl als die mit sich selbst vermehrte Dreizahl das ganze Rechtssystem wie alle Lebensverhältnisse durchdrang. Jeder ächte Kymre konnte 5 Acker freies Land verlangen und die Barden noch 5 weitere dazu; das letztere Vorrecht stand auch den Schmieden, Steinmetzen und Zimmerleuten zu, wogegen sie aber auf Verlangen in ihrem Handwerke die Hörigen und Unfreien des Königs zu unterrichten verpflichtet waren. 9) Es ist für jene Zeiten sehr bezeichnend, dass die Handwerke des Schmiedes, Steinmetzen und Zimmermanns für so wichtig gehalten wurden, um der Bardenkunst gleichgestellt und gleichmässig gesetzlich er-




    1) Walter, S. 405. und 410.
    2) Walter, S. 414.
    3) Walter, S. 415 und 420.
    4) Walter, S. 416.
    5) Walter, S. 449.
    6) San-Marte, Beiträge, S. 99.
    7) San-Marte, S. 131.
    8) Eckermann, III. 1. S. 22.
    9) Walter, S. 147, 292 und 325.



muntert zu werden. Jedoch hat man bei dem Schmiede, Steinmetzen und Zimmermann an rein bäuerliche oder ländliche Verhältnisse zu denken, wie schon daraus hervorgeht, dass nur diese 3 Handwerker genannt werden und der auch in unsern Tagen oft noch, z. B. in vielen Dörfern der Schweiz. so wichtige Dorfschmied vorangestellt wird. So war im Strafrechte bestimmt, dass man nicht sei für das gehörig gedeckte Feuer in der Schmiede des Weilers, die neun Schritte von den Häusern entfernt liegt. 1) Diese 9 Schritte finden sich nochmals in insofern, als ein bissiger Hund über 9 Schritte von seinem Hause entfernt ungestraft getödtet werden darf. 2) Zu einem gewaltsamen Ueberfall gehörten mindestens 9 Personen. 3) Auch gibt es eine erlöschende Verjährung des Grundeigenthums in der 9ten Generation. 4) Neun Tage nach dem Tode des Mannes zog die Wittwe von dem Gute des Mannes mit ihren Sachen ab und ebenso nach einer Ehescheidung. 5) Gesetzliche Fristen sind auf den 9ten Monatstag angesetzt. 6) Nur Der gilt als ein Freier und hat Anspruch auf Theilnahme an der Gemeindemark, welcher seine Abstammung durch 9 Grade darthun kann. 7) Die Eigenthümlichkeit dieser kymrischen Neunzahlen 8) besteht darin, durchaus practische oder gesetzliche gewesen zu sein. In der Sage besitzt König Arthur den 9ten Theil der Stärke seines göttlichen Vaters. Tristan will dem Könige Arthur in 900 Kämpfen trotzen. 9) Neun Könige bringen ihre Huldigungen dem Könige Arthur dar 10) und 9 Haushofmeister hat der letztere. Drei Mal 3 Nächte soll Arthur gefangen gewesen und durch




    1) Walter, S. 451.
    2) Walter, S. 456.
    3) Walter, S. 448.
    4) Walter, S. 429.
    5) Walter, S. 415 und 418.
    6) Walter, S. 460.
    7) San-Marte, Arthursage, S. 116 Anm.
    8) Vergl. auch Symbolik unter Neunzahl.
    9) Villemarqué, contes populairs , I. S. 84.
    10) Villemarqué, II. S. 2.



einen jungen Dienstmann aus dem Gefängnisse befreit worden sein. 1) In den Gräbern der Krieger, welches Gedicht dem Taliesin zugeschrieben wird, heisst es:

Das Grab Gwalchmai's ist in Pyton,
Wo der neunte Fluss strömt. 2)

Kai hatte die Eigenschaft, dass er 9 Tage und 9 Nächte den Athem unter dem Wasser anhalten und er 9 Tage und 9 Nächte ohne zu schlafen ausdauern koninte; 3) seine eine Lanze vermochte so viele Wunden zu bohren wie 9 feindliche Lanzen. - Eine zottige Schäferdogge ist grösser als ein 9 Winter altes Ross. 4) - Neun Pförtner bewachen mit 9 Runden die 9 Thore an dem Schlosse der schönen Olwen und werden von ihrem Liebhaber und seinem Gefährten bis auf einen Hund erschlagen. 5) Zu ihrem Hochzeitsfeste verlangt ihr Vater Honig, welcher neunmal süsser ist als Jungfernhonig, ohne Schaum und Bodensatz zu Meth zu sieden. 6) Kynedyr Wyllt, der Sohn des Hettwn Glafyrawe, ist neunmal wilder als das wildeste Thier des Gebirges. 7) Arthur kämpft gegen den Eber Trwyth mit seinen 7 jungen Ferkeln 9 Nächte und 9 Tage lang, ohne ihm auch nur ein einziges Ferkel tödten zu können. 8) Nach dem schottischen Volksliede von Ergon's Einfall in Irland wird Ergon, der mit 9 mächtigen Fürsten zum Kampfe ausgezogen war, am 9ten Tage unablässigen Kampfes erschlagen. 9) In einem irischen Mährchen gebraucht die Gattin Finn's folwendes Zaubermittel: Sie legte 9 wollene Fäden von verschiedener Farbe zusammen, flocht sie in 3 Flechten, jede von 3 Farben, knüpfte die eine um ihren rechten Arm, die andere um ihre rechte Brust, die dritte um ihren rechten Knöchel, und war nun




    1) Villemarqué, II. S. 125.
    2) San-Marte, Arthursage, S. 164.
    3) San-Marte, Beiträge zur Heldensage, S. 14.
    4) San-Marte, S. 15.
    5) San-Marte, S. 17.
    6) San-Marte, S. 21.
    7) San-Marte, S. 25.
    8) San-Marte, S. 36.
    9) San-Marte, S. 124 ff.